Erstellt mit MAGIX Reisebericht Arabischer Markt und Pharo [12. Juni 2019] Heute war Ausruhtag angesagt. Bei purem Sonnenschein und windigen 22 °C. Auch nachdem ich die Nacht aufgrund Knieschmerzen  schlecht geschlafen habe, war dies ganz gut. Julia zog es vor die Wohnung nicht zu verlassen.  Zunächst setzten wir den Plan um, einmal Fisch zu essen. Und so suchten wir die Fischer am Quai de la Fraternité auf, die jeden Tag  hier ihren frisch gefangenen Fisch verkauften. Wir ent-schieden uns bei der großen Auswahl für in Scheiben geschnittenen Meeraal.  Diesen können wir in der uns zur Verfügung stehenden kleinen Pfanne gut zubereiten. Schnell in den Kühlschrank damit und weiter.   Wir wollten noch einmal in das Viertel Noailles. Arabisches Flair - Gewusel wie auf einem Bazar/in einem Suq. Vor allem der  Gewürzladen hat es mir angetan. Etwa 15 verschiedene Sorten Salz, 10 verschiedene Pfeffer, exotische Gewürze wie Kardamom oder  Curry in offenen Säcken… Einfach toll. Auf dem riesigen Gemüsemarkt deckten wir uns mit den Zutaten für eine Ratatouille ein. Die gibt  es dann zum Fisch. Wir brachten unsere Einkäufe nachhause und machten eine Siesta. Am Nachmittag erkundeten wir die hiesige Seite des Alten Hafens. Eine Parallelstraße zum Hafen liefen  wir gen Fort St. Nicolas. Dies wurde ab 1660 vom Chevalier de Clerville im Auftrag von Ludwig XIV.  gegenüber dem Fort Saint-Jean erbaut, um Marseille im Falle einer Rebellion in Schach halten zu  können. Auf unserem Weg kamen wir an der berühmtesten Bäckerei von Marseille vorbei: Four des  Navettes. 1781 gegründet ist es die älteste Bäckerei in Marseille. Das Gebäck in Form eines Bootes  (Navette = Schiffchen) wurde vom Gründer der berühmten Bäckerei erfunden. Nach allen Regeln der  Bäckerkunst aus erlesenen Mehlsorten in dem alten Backtrog zubereitet, und in dem 1781 nach original  römischem Vorbild erbauten Ofen gebacken, schmecken die Navettes unvergleichlich gut. - Auch heute  noch. Die Spezialität des Hauses wird am 2. Februar an Lichtmess geweiht und erfüllt die ganze Straße  mit ihrem feinen Duft nach Orangenblüten.  Unser Ziel war zunächst der Plage des Catalans. Nicht zum Baden, sondern zur (wissen-schaftlichen) Untersuchung des Sandes für  den Earthcache "EUR/EC15- Plage des Catalans-Marseille-(Wentworth)" (GC7DBEA). Dank des herrlichen Wetters waren viele  Sonnenhungrige an diesem schattenlosen Strand. Ich genoss Sonne und Meer und streckte kurz die Füße ins 18 °C-warme Mittelmeer.  Naja, mein Empfinden lautet "kalt". Jedenfalls hatten wir von hier aus eine gute Sicht auf die Frioul-Inseln. Weiter ging's zum nächsten  Earthcache "EUR/EC 28 - Baie de Marseille" (GC7DHPQ) im Jardin du Pharo, auch Jardin Emile Duclaux genannt. Es ist einer der  schönsten Gärten Marseille's, in dem man spazieren gehen kann, und große schattige Rasenflächen sind ein Genuss für Familien: Und  die Sicht auf den Kreuzfahrtschiffhafen über das Fort St. Jean mit MuCEM, über den Alten Hafen bis hin zur Basilika war einmalig. Dazu  die Kulisse der Bergmassive, die Marseille begrenzen. Das hiesige Palais du Pharo ist eine königliche Residenz von Napoleon III, der  1852 während seines Aufenthalts in Marseille eine "Residenz direkt am Wasser" haben wollte. Lange Zeit Medizinschule ist es heute ein Zentrum für Kongresse und Seminare. Anschließend kehrten wir entlang des Alten Hafens zur Ferienwohnung zurück. Dabei passierten wir das La  Criée Theatre. Ursprünglich war dies die Fischmarkthalle des Alten Hafens von Marseille. Die Fassade wurde  Anfang des 20. Jahrhunderts neu gestaltet, über dem Bogen prangt die Inschrift "Criee Libre Aux Poissons" -  was so viel wie freier Fischmarkt bedeutet. 1975 begann die Umgestaltung zum Theater, das 1981 eröffnete.   Abends kreierten wir uns ein kleines Sternegericht: Meeraal an Mittelmeergemüse mit Dampfkartoffel. Aus  dem auf dem arabischen Markt gekauften Gemüse kochten wir Ratatouille und garten in der Pfanne in  reichlich Butter den morgens gefangenen Meeraal. Julia zog Kartoffel mit Käse vor.  Noch ein Gläschen Wein zum Abschluss und ich viel todmüde ins Bett. Notre Dame de la Garde und Vallon d'Auffre [13. Juni 2019]  Auch der heutige Tag versprach bestes Mittelmeerwetter: 27 °C und Sonne pur. Wir starteten nach einem  ausgiebigen Frühstück gegen 11:30 Uhr - erneut ohne Julia, die es abermals vorzog, den Tag in ihrem Zimmer zu verbringen. Immer steil den Berg ging es hinauf zur Basilika Notre Dame de la Garde. Spätestens hier merkt man,  dass Marseille auf Fels gebaut ist. Hoch oben auf 161 m thront die Basilika. An deren Stelle stand im 13.  Jahrhundert eine mittelalterliche Marienkapelle. Bis ins 15. Jahrhundert hinein fasste diese Kapelle mit  Erweiterungen maximal 60 Personen. Ab 1524 wurde der Hügel zu einer Festung ausgebaut; die  Kapelle konnte über eine Zugbrücke von Zivilisten besucht werden. Jedoch erhöhte sich die Zahl der  Pilger stetig. Zudem war Notre Dame de la Garde ab dem Jahr 1600 auch Bitt- und Dankeskirche der  Seeleute. Während der Französischen Revolution kam die gesamte Einrichtung einschließlich der  Glocken abhanden. Anfang des 19. Jahrunderts wurde die Kapelle nach und nach restauriert. 1851  beantragte der Rektor von Notre Dame beim Kriegsministerium in Paris den Neubau einer Kirche mit  großem Turm innerhalb der Militäranlage. Der Bau der Basilika begann 1853 und musste mangels Geld  mehrfach unterbrochen werden. 1861 war die in den Fels gehauene Krypta fertig. Die Kirche wurde am  4. Juni 1864 geweiht. Zu diesem Zeitpunkt war der Glockenturm noch unvollendet. Man schrieb das Jahr 1870, als die Turmspitze  fertiggestellt wurde. Die Weihe des Hauptaltars war 1886. Erst mit dem Einbau der Bronzeportale im Jahr 1897 galt die Basilika als  fertiggestellt. Im Innern reich vergoldet und mit ornamentalen Mosaiken verziert, erinnern Bootsfragmente an den Säulen und  herabhängende Bootsmobile daran, dass die Basilika einst Bitt- und Dankeskirche der Seeleute war. An einem Tag wie heute wimmelt es auf dem Hügel nur so von Touristen - die meisten kom-men per Bimmelbahn vom Alten Hafen  heraufgefahren. Von hier oben hat man den besten Rundumblick über die gesamte Stadt: Vom großen Orange Velodrome, in dem über  60.000 Zuschauer Platz haben, über die Bergkette mit dem Parc National de Calanque, dessen Zugang im Sommer reglementiert ist,  über das Frioul-Archipel zu den Häfen bis hin zum Häusermeer der ältesten und zweitgrößten Stadt Frankreichs.   Unser Weg führt uns nun durch ein wunderschön verwinkeltes Villenviertel hinunter zum Vallon  d'Auffre. Der malerische Hafen mit 50 kleinen Fischerhütten und den Fischerbooten gilt als eine der  zehn besten Sehenswürdigkeiten in Marseille. Der Name "auffre" stammt von einer Art Gras, die zur  Herstellung von Schiffsseilen, Matten und Fischernetzen verwendet wird. Übrigens sind die Fänge der  Fischer hier den Restaurants vorbehalten. Die gewölbte Steinbrücke aus Stahlbeton bildet drei 17 m  hohe Rundbögen mit 100 Grad Neigung. Sie überspannt den Hafen auf einer Länge von 60 m. Aufgrund  dieser Brücke wirkte der kleine Hafen für uns nicht ganz so malerisch wie wir uns diesen vorgestellt  haben: Viele Autos trübten das Bild und die Brücke der Küstenstraße zeugt ebenfalls von der Neuzeit.  In den Restaurants gibt es die berühmte Fischsuppe "Bouillabaisse" für über 60 Euro pro Portion. Das  grenzt an Wucher! Bouillabaisse ist ein provenzalisches Fischgericht, das je nach Zubereitung als  zweigängiges Gericht aus Fischsuppe und gegartem Speisefisch mit Meeresfrüchten oder als  reichhaltiger Eintopf serviert wird. Wichtig für den Geschmack ist die Verwendung einer größeren Anzahl von im Mittelmeer heimischen  Fischsorten wie Großer roter und brauner Drachenkopf, Petersfisch, Knurrhahn, Seeteufel, Meeraal, Rotbarbe, Merlan sowie Seewolf  oder Wolfsbarsch. Aufgrund der hohen Preise für diese Suppe haben wir es nicht geschafft, diese auch zu verkosten.  Entlang dieser Steiluferstraße, der Corniche, gelangten wir zum gestern besuchten Strand Plage des Catalans, bogen dann ab und  besorgten uns 20 Navettes aus der berühmten Bäckerei Four des Navettes. Beim späteren Probieren dachte ich, ich esse Seife - aber  die Kekse werden seit 200 Jahren mit Orangenblütenwasser parfümiert. Gewöhnungsbedürftig. Der Abend wurde etwas ruhiger angegangen.