Erstellt mit MAGIX Reisebericht Am Toten Meer vorbei nach Damaskus Am Morgen war es stark bewölkt, aber immer noch sehr warm. Um 7 Uhr brachen wir in Richtung Amman auf. Rudi erzählte, er hätte  mit seiner Frau in Deutschland telefoniert; dort seien es um die 0 °C und Tauwetter... Die Rückfahrt nach Amman erlebten wir auf der  flachen Straße im Wadi Araba am Toten Meer, das von den Arabern noch heute Bahr Lut, Meer des Lot, genannt wird, entlang.  "Vor Jahrmillionen gab es an der Grenze der heutigen Länder Israel und Jordanien einen grabenartigen Erdeinbruch. An den  tiefsten Stellen füllte sich diese Senke mit Wasser. So entstand das Tote Meer, ein 80 km langes und bis zu 18 km breites  Gewässer. Seine Oberfläche liegt 400 m unterhalb der normalen Meereshöhe, und bis hinunter auf den Grund des Nordteils ist  es noch einmal soviel." [aus: Naumann & Göbel: "100 Weltwunder"]  Es gab Gewitter und ziemlich starken Regen. Von Rudi erfuhren wir, dass in der vergangenen Nacht die obere Straße, die wir vor 2  Tagen befahren hatten, an einer Stelle durch einen Wolkenbruch stark überschwemmt worden sei. Wir sahen die Reste als Wassersturz im Wádi Mújib kurz vor der Mündung ins Tote Meer. Trotz Regen hatten wir in einer Höhe von 150 m u. NN 30 °C und eine  Luftfeuchtigkeit von 42 %. Beim Totes-Meer-Fotostopp herrschte solch starker Wind, dass ich erstens Schwierigkeiten hatte, die Kamera  beim Filmen gerade zu halten und zweitens zusehen musste, dass mich der Wind nicht wegweht. Im Programm stand:  "SENSATIONELLES BADE-ERLEBNIS AN EINEM STRAND MIT DUSCHE UND RESTAURANT..." Rudi stellte uns frei, ob wir auf den  Programmpunkt verzichten, denn bei Wellengang ist es kein sensationelles Erlebnis, im Toten Meer zu baden. Da aber mindestens  einer unbedingt baden wollte - und ich kann es verstehen, da er das erste Mal hier war -, stoppten wir für zwei Stunden am Dead Sea  Resthouse mit Badestrand in der Nähe des Ortes Suwayma. Da hier Eintritt verlangt wird und Süßwasserduschen zur Verfügung  stehen, ist der Strand - abgesehen von Wochenenden und Feiertagen - nicht überfüllt und daher recht gut für ein Kennenlernen der  Salzbrühe geeignet. Ich probierte es aus, das Baden. Aber es war nicht sehr schön, denn durch die Wellen gelangt das Salzwasser  (mehr als 30 % Salzgehalt) sehr schnell in die Augen, was sehr unangenehm ist. Aber selbst bei Wellengang schwimmt man immer  "obenauf" - ähnlich einer Streichholzschachtel oder einem Schiff auf Wellen. Trotz des Windes führte eine israelische Kindertanzgruppe  an verschiedenen Stellen des Strandes mehrfach denselben Tanz vor. Als wir am frühen Nachmittag in Ammán auf 900 m NN am Hotel "Cameo" ankamen, bauten wir das ROTEL auf und wurden von Karl  anschließend in die Innenstadt gefahren. Wir besichtigten die "Abu Darwish-Moschee", die mit ihrem schwarz-weißen Mauerwerk eine  von vielen Stellen in der Stadt sichtbare Landmarke ist. Die Moschee ließ der Tscherkesse Hasan Mustafa Sharkas, der als Abu  Darwish bekannt war, in den 20er Jahren des 19. Jh. mit schwarzen und weißen Steinen bauen. Hinein durften wir jedoch nicht. Der  Eintritt war für uns, trotz Rudis Kontakten und Überredungskünsten, nicht gestattet. Dafür hatten wir vom Dach aus einen schönen Blick  über die Stadt. Nächstes Ziel war das Grab "Al Kahf", die sogenannte Höhle der Siebenschläfer:  "Als sich unter Kaiser Decius 7 Christen in einer Höhle vor der Christenverfolgung versteckten, fielen sie in einen 200-Jährigen  Tiefschlaf und erwachten erst, als das Christentum zur Staatsreligion avanciert war. Diese Legende fand auch Einzug in den  Koran, wo in Sure 18 die sieben Männer 300 Jahre in Schlaf versanken." [aus: Tondok: "Reise Know-How Israel, Jordanien, Ost-  Sinai", 1996]  Für Muslime ist die Höhle eine Pilgerstätte. Darin stehen acht aus dem Felsen gehauene Sarkophage für sieben Menschen und einen  Hund. Durch ein Loch in einem der Sarkophage kann man mit viel Phantasie sogar Knochen ausmachen. Am Römischen Theater  wurden wir später abgesetzt und 18 Uhr wieder abgeholt. Bis dahin konnten wir uns das alte, aber auch das moderne Ammán ansehen.  Der monumental wirkende, vermutlich aus dem 2. Jh. stammende Steinbau des Römischen Theaters bot 6.000 Zuschauern Platz, es ist  das größte Jordaniens. Die tragende Konstruktion wurde in den Hang eines Hügels gebaut. Die gesamte, erst ab 1957 frei gelegte  Anlage ist so gut restauriert, dass man annehmen möchte, die Römer hätten erst gestern ihre Sitzreihen verlassen. Das zwei-, vielleicht  ehemals dreistöckige Bühnengebäude wirkt mit seiner Breite von 95 m sehr massiv. Auffallend waren die Fernsehantennen auf vielen  Häusern von Ammán: Viele haben die Form des Eiffelturms. Städteplanung ist hier unbekannt; jeder baut sein Häuslein wie er will.  Außer für Moscheen haben die Jordanier bisher keine bemerkenswerte Architektur entwickelt. Es war nicht schön, bei so einem  Gedränge durch eine arabische Stadt zu gehen. Der Suq war hier ganz anders als in Aleppo oder Damaskus. In einer von Touristen  nicht begangenen Nebenstraße entdeckte ich - ich traute meinen Augen nicht - tatsächlich einen Wartburg, Made in DDR. Wieder am  Hotel angekommen, nutzten Bertram und ich die Zeit bis zum Abendbrot, um den einmaligen Blick vom Hoteldach zu genießen. Lustig,  wie die andere Gruppe, die wir hier wieder trafen, in Reih und Glied ihre Linsensuppe abholte, während wir auf unsere Spaghetti á la  Karl warteten. Am Abend wurde es empfindlich kalt; eine Einstimmung auf zu Hause, denn die Reise sollte in 2 Tagen leider schon zu  Ende gehen. Bei wolkenlosem Himmel, aber nur 15 °C verließen wir um 7 Uhr das Hotel. Rudi ermöglichte uns noch die Besichtigung der größten  und auch schönsten Moschee von Ammán, der moderneren "King-Abdullah-Moschee". Sie wurde in den 60er Jahren von dem  Deutschen Architekten J. Cejka entworfen und gebaut. Wir saßen in König Husseins Empfangssaal mit samtbezogenen Stühlen und  Vorhängen aus Damaszener Seide, und wir nahmen im islamischen Parlament Platz, wo Porträts von König Hussein selbst und von  seinem Großvater, König Abdullah, der in Jerusalem heimtückisch ermordet wurde, hingen. Schließlich bestaunten wir die Moschee,  unter deren mit strahlend blauem Mosaik belegten Kuppel 3.000 Gläubige, von einem 8 Tonnen schweren Leuchter erhellt, beten  können. In Gerasa (Jarash) besuchten wir die weltweit besterhaltene römische Siedlung. Das antike Gerasa war einst eines der wichtigsten  Handelszentren der Antike, eine wohlsituierte römische Provinzstadt. Seit der "Pax Romana", dem römischen Frieden im 1. Jh. v. Chr.,  wurde die Stadt auch eine wichtige Station für die nabatäischen Handels- und Karawanenwege. Die alte Stadt wurde 1806 von dem  deutschen Reisenden Ulrich Seetzen wiederentdeckt; die Restaurierung begann 1925 unter britischer Regie. Noch vor der  Ausgrabungsstätte steht der Triumphbogen, auch Hadriansbogen genannt. 129 n. Chr. wurde er anlässlich eines längeren Besuches  Kaiser Hadrians als Stadttor gebaut. Früher war der Bogen 42 m hoch, heute nur noch 21 m. Den Eingang selbst bildet das Südtor. Im  2. Jh. v. Chr. erbaut, war es eins von insgesamt 4 Toren in der 3,5 km langen Stadtmauer. Vom obersten Rang des Südtheaters hatten  wir einen grandiosen Blick auf die antike Stadt Gerasa und das dahinter liegende moderne Jarash. Das Auditorium des im 1. Jh.  erbauten Theaters, das in den Hang gebaut wurde und im 8. Jh. schwer unter einem Erdbeben litt, bot 5.000 Zuschauern auf 32  Sitzreihen Platz. Die Ausrichtung nach Norden verhinderte, dass die Besucher des Halbrundtheaters von der Sonne geblendet wurden.  Die Rückseite der Bühne war ursprünglich zwei Geschosse hoch und wurde jetzt bis zur ersten Stufe wiedererrichtet. Wenn man das  Ovale Forum betritt, fällt das konzentrisch gelegte Pflaster des Platzes auf, der für zeremonielle, kommerzielle und politische Anlässe  genutzt wurde. Seine Linie folgt den Kolonnaden. Interessant auch die Kanalisationsdeckel. Das birnenförmige Forum, das von 56  ionischen Säulen mit den Namensinschriften der edlen Spender geschmückt wird, und die Kolonnaden bildeten den Eingang zum Cardo Maximus, der von Säulen flankierte 700 m lange Kolonnadenweg zum Nordtor mit noch erhaltenem Original-Straßenpflaster. Noch  heute kann man die Spuren der vielen tausend Wagenräder erkennen, die sich in das Pflaster eingraviert haben. Unter dem Pflaster  lagen schon damals die noch heute erhaltenen Abwasserkanäle. Ab und zu sahen wir einen Kanalisationsdeckel. Als wir dem Cardo  folgten, konnten wir uns mit etwas Phantasie vorstellen, welches Leben auf dieser einst von 260 zumeist korinthischen Säulen  flankierten Straße herrschte. Die Säulen auf der linken Straßenseite sind unterschiedlich hoch; sie passten sich den dort stehenden  Gebäuden in der Höhe an. Wir sahen das Marcellum und die spärlichen Reste der (dort vermuteten) Kathedrale, die auf den  Fundamenten des nabatäischen Dhushara-Tempels errichtet wurde. Der südliche Tetrapylon bestand aus vier Sockeln, jeder vier Pfeiler stützend, die von einer Statue gekrönt wurden. Lediglich die Sockel wurden rekonstruiert. Die Kreuzung wurde in einen kreisförmigen  Platz am Ende des 3. Jh. hineingebaut. Der Stadtbrunnen, das prächtig geschmückte, zweistöckige Nymphäum, wurde 191 n.Chr.  errichtet. Das Erdgeschoss war marmorverkleidet, das Obergeschoss mit bemaltem Stuck (Pflaster) verziert. Es zählt zu den  besterhaltenen Anlagen von Gerasa. Das Wasser floss als kleiner Wasserfall vor der Fassade in ein großes Becken an der Vorderseite  und durch dessen Überlauf durch gemeißelte Löwenköpfe hinaus in die Abflussrinnen unterhalb der Straße. Imposant und ebenfalls gut erhalten ist der Artemis-Tempel aus dem 2. Jh. "Artemis war die Schutzgöttin von Gerasa, ihr musste ein entsprechend großes Bauwerk errichtet werden. Um überhaupt eine  ebene Fläche für die 161 x 120 m große Tempelplattform in der Hügellandschaft ausrichten zu können, wurden nördlich und  südlich bis zu zweistöckige Gewölbe als Basis geschaffen. ...Lassen Sie sich nicht von der Vorhalle am Cardo täuschen, der  eigentliche Tempel steht einige Stockwerke höher und weiter im Hintergrund: der Gläubige hatte einen Weg der Sammlung über  sieben Treppenfluchten zu gehen, um in den Tempel zu gelangen." [aus: Tondok: "Reise Know-How Israel, Jordanien, Ost-Sinai",  1996] Vom Cardo führten mehrere Treppen auf die Ebene hinauf, und erst ganz weit hinten ragt der Tempel empor. Von den ursprünglich 32  korinthischen 13 m hohen Säulen sind noch 11 erhalten. Sie werden auch die schwingenden Säulen genannt. Wir testeten das mit  einem Taschenmesser, das zwischen Sockel und Säule gesteckt wurde. Da es windstill war, musste Rudi der Säule mit einem kleinen  Schubs nachhelfen, damit wir über das Taschenmesser die feinen Schwingungen wahrnehmen konnten. Bei Wind schwingen die Säulen von allein. Südlich des Artemistempels liegen die Ruinen von mehreren Kirchen. Insgesamt 13 wurden freigelegt und es wird verbreitet  geglaubt, dass es mehr als die gefundenen gibt. Im Westen der St.-Theodor-Kirche befinden sich die Kirchen von St. Cosmos & St.  Damianus, St. Johannes und St. Georg. Dieser byzantinische Drei-Kirchen-Komplex war letzte Station unserer Besichtigung. Er wurde  von Privatleuten aus Verehrung für die Heiligen Johannes der Täufer, Georg, Cosmos und Dimian gestiftet. Sie alle wurden um 530 v.  Chr. auf den Grundfesten eines zerstörten Tempels erbaut. Die Dreiheit, ein Glaubenswert schon im vorchristlichen Orient, schlägt sich  in der Architektur nieder. Die Kirchen haben eine gemeinsame Vorhalle, gemeinsamen Vorhof, gemeinsame Seitenmauern. Wir  bewunderten die Bodenmosaiken, die die lebendige Natur zeigen: Hunde, Hasen, Hirsche und Pflanzen. Bevor wir zum Bus  zurückkehrten, besuchten Bertram und ich auch das in Rekonstruktion befindliche Nord-Theater und die Bäder. Auf dem Fußweg neben  der Flanierstraße begaben wir uns zurück zum Ausgang. Gegen 11 Uhr fuhren wir zur jordanisch-syrischen Grenze. Während der Wartezeit unterhielten wir uns - in mehr oder weniger  bröckelndem Russisch - mit russischen Pilgern, die auf dem Rückweg von Mekka nach Turkestan waren (über Jordanien, Syrien,  Türkei, Iran, Aserbaidschan). Sie waren mit LKWs unterwegs, die ähnlich dem ROTEL zum Übernachten und Kochen Gelegenheit  boten. So wurde die Zeit nicht lang. Gegen 15.30 Uhr erreichten wir den Campingplatz in Damaskus. Ein Teil der Gruppe war am  Nationalmuseum ausgestiegen. Wir beide hatten jedoch keine Lust auf Museum. Wir packten derweil in aller Ruhe unsere Koffer. Es ist  schon erstaunlich, wie schnell sich die Natur entwickelt, wenn die Sonne scheint. Die Bäume auf dem Campingplatz waren kahl, als wir  vor 14 Tagen hier ankamen - und jetzt grünt und blüht alles. Bertram und ich unterhielten uns mit dem Führer der internationalen  Encover-Reisegruppe, die von Katmandu bis London innerhalb von 32 Wochen unterwegs waren. Am Abend bekamen wir unser Abschiedsessen im arabischen Restaurant "El Salam". Hier kommen keine Touristen und auch keine  anderen ROTEL-Gruppen hin; nur Rudi, der besondere Beziehungen zum Inhaber hat. Die Tische waren herrlich mit Gemüseschalen  und Dips gedeckt. Wir waren von den "mezze", den Vorspeisen, so begeistert, dass wir, als das Hauptgericht kam, eigentlich schon satt  waren. Delikatesse des Hauses war "beid ghanam" (Hammelhoden). Alkoholische Getränke gab es - wie in Arabien üblich - nicht zu  trinken. Dafür ein tolles erfrischendes Joghurtgetränk - Ayran. Irgendwann sahen wir auch kurz die dampfende vorbeifahrende "Hijaz  Railway", die Damaskus mit Amman verbindet. Nach dem Essen fuhr uns Karl auf den Jabal Qássyún, den Damaszener Hausberg,  sodass wir Damaskus bei Nacht erleben konnten. Von hier genießt man eine beeindruckende Aussicht über die ganze Stadt. Einige  Moscheen waren beleuchtet, die anderen erkennt man an den Minaretten - 250 kleine grüne Punkte. Während des tollen Anblickes kam  ein Gewitter mit herrlichen Blitzformationen auf. Die Tropfen, die kurz herunterkamen, waren enorm groß. Bis Karl gewendet und sich  durch den Stau zu uns zurückgekämpft hatte, kamen wir in den Genuss eines herrlichen Feuerwerkes. Rudi sagte, es sei extra für uns  organisiert, aber es war der 17. April: Nationalfeiertag in Syrien - deshalb das Feuerwerk. Auch auf dem Campingplatz regnete es kurz,  wir konnten jedoch immer noch draußen sitzen, denn es waren um 22.00 Uhr noch 19,5 °C.