Erstellt mit MAGIXReiseberichtVI. GaliläaSamstag, 19. Oktober 1996(Jerusalem - Haon)Auf der Autobahn Jerusalem – Tel Aviv gelangten wir zur Mittelmeerküste. 45 km nördlich von Tel Aviv liegt das antike Caesarea,eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten Israels. Ein Großteil der Stadt liegt noch unter Sanddünen begraben. Kaiser Augustusübergab das alte Stratonos pyrgos an Herodes den Großen, der den Ort als Caesarea Palaestinae zu einer glanzvollen Hafenstadtausbaute. Seit Ende des 2. Jh. Bischofssitz, gelangte die Stadt im 3. Jh. durch Origenes und seine Schule zu neuem Ruhm. 640 vonden Araberen, 1101 von den Kreuzfahrern unter Balduin I. erobert, wurde Caesarea 1265 von den Ägyptern zerstört. Das zur Meerseite hin offene Römischen Theater dienste einst als Festung zum Schutz vor Angriffen. Die Meereskulisse wird nochheute für das Israelische Musikfestival genutzt. Wir saßen unter der heißen Sonne auf den Stufen und lauschten andächtig denAusführungen unseres Reiseleiters; und dessen musikalischer Beitrag überzeugte uns von der ausgezeichneten Akustik des Theaters.Rund einen Kilometer nördlich vom Theater befindet sich die im 13. Jh. von Ludwig dem Heiligen erbaute Kreuzfahrerstadt,gesichert durch geböschte, mit vorspringenden Bastionen verstärkte Mauern hinter einem tiefen Graben. Der gewölbte Torbau, durchden wir von Osten her die Kreuzfahrerstadt betraten, ist in Z-Form angeordnet. Weil ein Pferd im Galopp nämlich keine Hakenschlagen kann, war eine Sturmeroberung durch feindliche Krieger hier praktisch unmöglich. Im Innern der Stadt lassen umgelegte,nebeneinander gepackte Säulenschäfte erkennen, wie die Kreuzfahrer antikes Material als Unterlage für Straßen und Gebäudeverwendet haben. Das heute sichtbare, aber versandete, Hafenbecken wurde ebenfalls in der Kreuzfahrerzeit angelegt. Aus der vomMeer überspülten Hafenmauer ragen Säulenschäfte – Reste des antiken Caesarea, mit denen die Kreuzfahrer ihre Molen befestigthatten. Mit unserem roten Bus gelangten wir durch ein recht nobles Villenviertel mit herrlichen Gärten zu demam Strand gelegenen Doppelaquädukt.Diese doppelte Wasserleitung, deren Landseite von Herodesund die Seeseite von Kaiser Hadrian angelegt wurde, führte einst vom Karmelgebirge über 12 km Wasser in die Stadt. Später kam noch ein Tiefenaquädukt hinzu.Nun führte uns unsere Reise wieder weg vom Meer in das Landesinnere. Wir wollten ja heute Abendam See Genezareth sein. Wir durchquerten den Sharon, die große Küstenebene, die sich über 60 kmsüdlich des Karmel bis zum Yarkon-Fluss (Tel Aviv) und vom Mittelmeer bis zu den Bergen von Samariaerstreckt. Aufgrund der ganzjährig Wasser führenden Flüsse ist der Sharon sehr fruchtbar und wird fürdie intensive Landwirtschaft, insbesondere Zitrusfrüchteanbau, genutzt.Hinter den Bergen von Samaria, am Südrand der Jezreelebene und 31 km südöstlich von Haifa liegtdie Stadt Megido (was soviel wie Schutthügel bedeutet) an der Mündung der Via Maris in die Sharonebene. Megido war im Altertumeine wichtige Festung und spielte militärisch aufgrund seiner strategischen Lage noch bis ins 20. Jh. hinein eine Rolle. Seine ersteErwähnung fand Megido um 1500 v.Chr. in ägyptischen Inschriften, als Pharao Thutmosis III. gegen Assur um den Besitz Syrienskämpfte. In den Jahren 1925 und 1939 begann das Orientalische Institut der Universität von Chicago mit den Ausgrabungen. Diesebedeckten eine Fläche von 13 Ar und brachten Reste von fast 20 übereinander gelagerten Siedlungen zutage. König Salomon ließeine 16. Stadt über 15 andere bauen. Jede Stadt ist durch eine besondere Ruinenschicht von der anderen getrennt. Besondersbedeutend war die Entdeckung von den Pferdeställen König Salomons, die ein Fassungsvermögen von 450 Pferden und 140Streitwagen hatten. Dazu kamen Getreidesilos, Häuser und Stadttorfundamente aus verschiedenen Perioden. Um 900 v.Chr. wurdeein Tunnel zur Stadtbewässerung angelegt, der die Stadt mit frischem Quellwasser von außerhalb der Stadtmauern versorgt. DerSchacht ist 40 m tief und ca. 80 m lang. Er wurde von beiden Enden aus in den Fels getrieben – beide Röhren trafen mit nur 30 cmAbweichung aufeinander! 183 Stufen führten uns hinab unter die Stadt und an der Quelle wieder hinauf ans Tageslicht.Unsere Reise führte uns nun weiter durch die fruchtbare Jezreelebene zum See Genezareth, vorbei an der arabischen Stadt Nain.200 m oberhalb des Sees gab es auf „Sea level“ (NN) einen Fotostopp mitsamt wunderbarem Blick auf die sich unter uns ausbreitende grüne Oase. Der See Genezareth und die an seinem Ufer liegende Stadt Tiberias, die wir auch noch sehen werden, sind derMittelpunkt der Region Galiläa. Als größter Süßwassersee des Landes gehört der See Genezareth (hebr.: Yam Kinnereth), auchGaliläisches Meer genannt, zu den größten Reichtümern Israels: Von hier aus werden via Riesen-Pipeline viele Städte, ja sogar dieWüste Negev mit Wasser versorgt. Der See hat eine Ausdehnung von 12 km (O-W) und 20 km (N-S), eine Tiefe von50 m und liegt 210 m u.NN. Der Fluss Jordan ist Zu- und Abfluss zugleich. Wir besuchten die Baptistentaufstelle, ein Spektakel der besonderen Art. Amerikanische Baptisten hatten einStück Land gekauft und eine Taufstelle im Jordan angelegt. Obgleich es sich nicht um den Ort handelt, an demsich Jesus taufen ließ lassen sich hier viele Pilger in den heiligen Wassern des Jordan taufen. Auch heutewieder. Mit viel Gezeter und Halleluja wurden die in einem weißen Büßergewand steckenden Körper einerfarbeigen Baptistengruppe von zwei Helfern völlig untergetaucht – und natürlich auch wieder hoch geholt.Es dämmerte bereits, als wir den Kibbuz Haon mit seinem herrlichen Campingplatz erreichten. Bis 1967gehörte Haon zu Syrien und ist seitdem von Israel besetztes Gebiet. Haon liegt am Fuße des Golan und gilt alsder größte Straußenzüchter Israels. Die Abend-Temperaturen von 30 °C nutzten wir für ein abkühlendes Bad imSee, nicht allein wegen der vielen Mücken, die um uns herum schwirrten, auf der Suche nach etwas Nahrhaften.So saßen wir denn später von Kopf bis Fuß eingemummelt gemütlich beisammen.Sonntag, 20. Oktober 1996(Haon – Tiberias – Kapernaum – Tabgha – Golanhöhen - Haon)Nach einem morgendlichen Bad im See und Frühstück trafen wir den Leiter des Kibbuz im Versammlungsraum, der auchSpeisesaal und Synagoge dient. Er führte uns durch den Kibbuz und stellte uns u. a. den Kindergarten und die Wohnhäuser derKibbuzzniks vor. Vor 50 Jahren gab es an dieser Stelle noch nichts außer Wüste, seit 25 Jahren Camping. Hier werden Datteln undZitrusfrüchte angebaut. Jeder Kibbuzer hat sieben Jahre Probezeit. Sein gesamtes Eigentum wird Gemeinschaftseigentum; wer nachacht Jahren den Kibbuz verlässt, geht mittellos. Im Kindergarten wird von 7-16 Uhr unterrichtet. Der Rasen im Kibbuz wurde überRasenplatten gelegt und ist mittlerweile 30 Jahre alt; die Palmen 38 Jahre. Nach der Kibbuz-Besichtigung ging es mit unserem Bus nach Tiberias. Tiberias gilt als eine der vierheiligen Stätten des Judentums. In einem Supermarkt deckten wir uns erst einmal mit Proviant für dasheute geplante Picknick ein. Im Hafen erwartete uns später der hölzerner Fischerkahn mit dem Namen„Metthew“, der nach der Art der Fischerboote zu Jesu Zeiten gebaut war. Mit diesem Boot fuhren wir überden See nach Ginnosar. Während der Fahrt zeigte uns einer der Fischer, in entsprechende Trachtgehüllt, wie man vor rund 2.0000 Jahren fischte – heute allerdings ohne Erfolg.Auf dem Berg der Seligpreisung besuchten wir das Franziskanerkloster. Hier fasste Jesus den Kernseiner Lehren in der sog. „Bergpredigt“ zusammen. Von hier aus hatten wir einen wunderbaren Blicküber den See Genezareth.Nächste Station unserer Reise war Kapernaum. Das bedeutet so viel wie Dorf desNahum und soll die Heimatstadt von Petrus gewesen sein. Jeder Mensch, der Geld hatte, spendete der altenSynagoge eine Säule und erhielt eine Inschriften-Tafel. Die Synagoge wurde im 4. Jh. auf den Resten der altenaus weißem Kalksandstein erbaut und ist daher schon von weitem zu erkennen. Eines der berühmtesten Wunder der Bibel geschah in Tabgha, unserem nächsten Anlaufpunkt. Wirbesichtigten die Brotvermehrungskirche. Tabgha war nach Matthäus der einsame Ort, an sich der Herr oftzurückzog. Nach einem erhalten gebliebenen Bericht der Pilgerin Egeria von 383 wurde um 350 um den Stein, aufden Jesus die Brote legte, ein Altar gebaut. Die Reste der Fundamente dieser ersten Kirche kann man heute nochunter der Glasscheibe rechts des Altars und im nördlichen Querschiff erkennen. Um 450 baute man dieses ersteHeiligtum in eine byzantinische Kirche um. Dabei wurde der verehrte Stein des ersten Brotvermehrungswundersan Stelle des üblichen Reliquienschreins unter den Altar verlegt. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde dieKirche mit Mosaiken geschmückt, die zu den schönsten im Heiligen Land zählen und ägyptischen Einfluss zeigen.[Quelle des Berichtes: Prospekt: „Die Brotvermehrungskirche in Tabgha“] Während eines persischen Angriffs 614 wurde diese Kirchezerstört. Über 1.300 Jahre lag die hl. Stätte unter Schutt. 1932 gruben die Archäologen Mader und Schneider das alte Mauerwerk mitden noch erhaltenen Mosaiken wieder aus. Und errichteten darüber eine Art Notkirche. Erst 1982 wurde die über den byzantinischenFundamenten neu erbaute Kirche vom Kölner Kardinal Höffner wieder eingeweiht.Über den Golan begaben wir uns langsam auf den Rückweg in Richtung Haon. Auf dem 2.224 m hohen Berg Hermon befindet sichdas einzige Skigebiet Israels. Unser Picknick gab es auf der Kreuzfahrerfeste Qalat Nimrod, die zur Sicherung des KönigreichesJerusalem von König Balduin II. erbaut wurde. Dabei ließ Günther beinahe Erika und Bertram zurück, da beide durch Bertram’sFotografiererei einfach die knapp bemessene Zeit vergessen hatten. Wir fuhren am Berg Arvital vorbei. Er ist das „Auge Israels“ mitdem modernsten Satellitenfühler und Horchsystem der Welt. Es ist nicht auszuschließen, dass auch wir im Bus, kilometerweit entfernt,belauscht wurden. Fotografieren war verboten, da dies mit Sicherheit zu Problemen mit dem Militär geführt hätte. Der gesamte Golanist übrigens vermint. Zur Entschärfung werden zuerst Kühe ausgesandt, dann Suchtrupps. Wir wollten im Niemandsland bei Quneitraeinen österreichischen UN-Beobachter besuchen, aber der war offensichtlich nicht da. Der Weg war rechts und links mit Stacheldrahtgesäumt und wies mehrere Hinweisschilder auf: „Vorsicht Lebensgefahr – Minen“. Der Golan ist aber auch ein einzigesWasserreservoir mit Flamingos, Störchen und Teichen; ein fruchtbares Stückchen Land im kargen Wüstengebiet. Und deshalb Grundfür die seit 1967 andauernde Besetzung des syrischen Gebietes durch Israel. Wer Wasser hat, hat die Macht in derWüste!Montag, 21. Oktober 1996(Haon – Nazareth – Haifa - Akko – Haon)Da die Abfahrtszeit heute auf 7 Uhr festgesetzt war, „mussten“ wir noch vorSonnenaufgang in die Fluten des See’s springen.Die Reise führte uns über Kana, wo einst Wasser in Wein verwandelt wurde, nachNazareth. Wir besichtigten die Verkündigungskirche. Hier erfuhr Maria von der kommendenGeburt Jesu. Pater Tadeo führte uns ins alte Nazareth. Die Verkündigungsgrotte war daserste Kirchlein, die zweite Kirche war byzantinisch, die dritte aus der Kreuzfahrerzeit, dievierte eine Franziskanerkirche und die fünfte Kirche steht heute hier. Unter derFranziskanerkirche hatte man das alte Nazareth mit den Händen ausgegraben. Wir konnten dieWohnhöhle sehen, in der die Heilige Familie 30 Jahre lang gewohnt haben soll. Im Atrium sind wunderschöneMosaiken zu sehen. Ein deutsches Keramikbild bedeutet „Vor Gott sind alle gleich.“ Und wurde nach dem Fall derMauer von Kardinal Meissner gespendet. Darauf zu sehen sind ein Mann und eine Frau, die sich über einerklitzkleinen Mauer die Hand reichen. Über den Bazar von Nazareth liefen wir zurück zum Bus, der vor dem Restaurant „Fontana di Maria“ wartete.Es soll das „schönste Restaurant Israels“ sein, wo es den „besten Cappucchino Israels“ geben soll – wie immer.Nächste Station war Haifa. Während der Stadtrundfahrt hielten wir an einer strahlend weißen Villa mit herrlichem Blick aufsMittelmeer. Das Besondere, was uns Günther zeigen wollte, war aber weder Villa noch Ausblick, sondern die hiesigeBewässerungsmethode. Überall auf dem Boden lagen Schläuche, die mit Löchern gespickt waren. Durch diese Tröpfchenbewässerung wird den Pflanzen Wasser sparend Feuchtigkeit zugeführt. Die Methode sei Erfindung der Israelis, meinte Günther.Nun kamen wir nach Akko, antike Hafenstadt am Mittelmeer. Wir besichtigten die El-Jessar-Moschee, die 1780-1790 auf denRuinen der Kirche des Heiligen Kreuzes errichtet wurde. Die unterirdische Kreuzfahrerstadt mit dem riesigen Rittersaal war sehrinteressant. Sie ist erst seit ½ Jahr wieder begehbar, da aufgrund von Überschwemmungen die Statik gefährdet war. Durch das alteHammat Gader und die Kupferschmiede Messenik gelangten wir zum Hafen von Akko mit der Säulen-Karawanserei. Nach einem herrlichen Sonnenuntergang am Mittelmeer fuhr uns Erhard zurück nach Haon, wo wir uns aufgrund der warmenNacht für ein Mondscheinbad im See entschlossen.Dienstag, 22. Oktober 1996(Haon – Dreiländereck Israel-Jordanien-Syrien – Haon)Der schönste Berg in Galiläa ist der „Heilige Berg“ Mt. Tabor, den man heute nur per Taxi erreichen kann. Früher mussten diePilger 4.340 in den Fels geschlagene Stufen hinaufsteigen. 560 m NN und 774 m über dem See Genezareth gelegen bildet der Gipfelein Hochplateau von 1.200 x 400 m. Seinen unsterblichen Namen erhielt der Berg durch die Verklärung Christi. „Das Evangelium (Matthäus 17,1-9) erzählt es so: Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg,und er wurde vor ihren Augen verwandelt: sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wiedas Licht; da erschienen plötzlich vor ihren Augen Moses und Elias und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es istgut, dass wir hier sind, wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Moses und eine für Elias. Nochwährend er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist meingeliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden, auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst undwarfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: steht auf, habt keine Angst. Und als sieaufblickten, sahen sie nur noch Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: erzählt niemanden vondem was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.“ (aus: Prospekt „Monte Tabor“)Als der Herr vom Berg herabstieg, soll er einen mondsüchtigen Jungen geheilt haben. Und Jesus sei nach der Auferstehung denAposteln auf dem Tabor erschienen. Nun wurde von den Aposteln der Berg Tabor lobgepriesen. Die Heilige Paula besteigt ihn um 326,um das Geheimnis zu verehren; Helena lässt hier eine prächtige Verklärungsbasilika mit 2 Kapellen zum Gedächtnis an diePropheten Moses und Elias erbauen. In den folgenden über 1.000 Jahren wurde der Berg von verschiedenen Gruppen eingenommen,Kirchen und Basiliken gebaut. Die Franziskaner ließen sich 1873 hier nieder. Bei Ausgrabungen fanden sie auch die von Helenaerbaute Basilika. Am 21.10.1919 wurde der Grundstein zur heutigen Basilika gelegt, die z. T. auf den alten Ruinen erbaut wurde.Ausschließlich christliche Pilgergruppen dürfen das daneben stehende Franziskanerkloster betreten.Über die Golanhöhen fuhren wir nach Hamat Gader, in das Dreiländereck Israel/Syrien/Jordanien. Der Ort war das zweitgrößte undbekannteste Heil-Thermalbad des römischen Imperiums. Auf dem Weg dorthin spazierten wir noch durch ein Minenfeld zu einerehemaligen byzantinischen Basilika mit herrlichem Blick auf den See. Selbstverständlich ohne den markierten Weg zu verlassen. Voreiner Bade-Erholungspause in Hamat Gader erhielten wir noch ein üppiges Mittagessen: den berühmten Petrusfisch, den es angeblich nur im See Genezareth geben soll.Mittwoch, 23. Oktober 1996(Haon – Jerusalem)Nach einem letzten Bad im See Genezareth gingen wir zur Straußenfütterung im Kibbuz. Erstes Ziel heute war Beth-Schean, eine der ältesten Städte und wichtiger Knotenpunkt des Handels im antiken Mittleren Osten.Heute bildet die in der Westbank gelegene Stadt die größte Ausgrabung Israels. Man hat Überreste von ca. 20 Siedlungsschichten, diebis in das 5. Jt. v.Chr. zurückreichen, gefunden. Die Bevölkerung erreichte ihren Höchststand von ca. 30.000-40.000 Ew. um 600n.Chr. Die Stadt wurde 749 von einem schweren Erdbeben zerstört. Während der Kreuzzüge hatte maneine Festung gebaut. Einen neuen Aufschwung erlebte die Stadt nach der Gründung des Staates Israel.Heute leben ca. 15.000 Ew. hier und der antike Stadtkern zieht jährlich zahlreiche Besucher aus dem In-und Ausland an – wie uns. Das Theaterwurde in römischer Zeit gebaut und nach mehrerenWiederinstandsetzungen bis zum Ende der byzantinischen Epoche genutzt. Ca. 6.000 Zuschauer hattendarin Platz. Von den ursprünglich 3 Rängen im Zuschauerraum ist der erste vollständig erhalten; vomzweiten sind noch die Basaltfundamente zu sehen. Die mit Marmorplatten ausgelegte Orchestra ist vonEhrenplätzen für hohe Würdenträger umgeben. In der Antike besaß die Bühne einen Estrich ausSteinfliesen auf Bogen mit darunter liegenden Entwässerungskanälen; nach der Rekonstruktion liegt hierein Holzboden. Zurzeit ist man mit der Restaurierung der Kulisse beschäftigt, die mit Marmorsäulen,Kapitellen und Pflanzenornamenten geschmückt war. Das byzantinische Badehaus besitzt eine Fläche von ca. 700 m². EineFußbodenheizung versorgte die Heiß- und Warmbäder. Es gab Gewölbe und Kuppeln über den mit farbigem Stuck und Marmor-Mosaik-Fußböden verzierten Räumen. Vom römischen Odeon sind nur die Westseite der äußeren Rundmauer, die Fundamente füreinen Rang von Sitzreihen und der Marmorfußboden der Orchestra erhalten. Die Palladius-Straße war eine der elegantestenPromenaden der Stadt aus byzantinischer Zeit und bestand aus Säulenreihen. Man konnte auf mit Fischgrätenmuster gepflasterten Basaltsteinen vom Abhang des Tell bis zum Theater gehen, musste nur auf den Abwasserkanal in der Mitte aufpassen. Oder manbegab sich auf den erhöhten Bürgersteig mit dem Portikus mit Mosaikboden. Zum Säulengang hin öffnete sich eine Reihe von Lädenund Fassaden aus Marmor, wurde nur durch die halbkreisförmige, mit Säulen umstandene Exedra unterbrochen. Die Nordseite derPromenade führt auf einen gepflasterten Platz, von dem eine Treppe zum römischen Tempel emporsteigt. Man vermutet, er warDionysos, dem Gott der Stadt, geweiht. Von den einst vier 15 m hohen Säulen der Fassade sind heute nur noch zwei gestürzteSchäfte und deren Kapitelle zu sehen. Auf einer breiten Straße gelangte man vom Tempel zum Nymphäum. Diese großartige Fontänebestand hauptsächlich aus einer Mittelapsis mit zwei übereinander stehenden Säulenreihen und reich verziertem Gebälk. In dieRückseite des Gebäudes mündete ein Aquädukt, von dem das Wasser aus Öffnungen in ein flaches Becken davor sprudelte. Dierömische Kolonnade und byzantinische Ladenstraße war beim Erdbeben 749 zusammen gestürzt. Zurzeit ist man dabei, diesewieder aufzubauen. Die Basilika war das wichtigste öffentliche Gebäude des römischen Beth-Schean. Sie diente als Treffpunkt undHalle zum Abschließen von Geschäften. Zu byzantinischer Zeit wurde die Basilika nicht mehr genutzt und nach dem Erdbeben von 749auf den Ruinen eine kleine Moschee erbaut. Vom Tetrapylon an der Kreuzung der Hauptstraßen nordöstlich des Theaters sindlediglich die Fundamente von 4 massiven mit Nischen dekorierten Pfeilern übrig geblieben. Das Amphitheater aus dem 2. Jh. dienteGladiatorenspielen. Die Arena misst 102 x 67 m und war von 3 m hohen Mauern umschlossen, die die Sitzreihen stützten. Ca. 6.000Zuschauer hatten hier Platz.Nächste Station unserer Reise war die älteste Stadt der Erde: Jericho, heute palästinensische Autonomie. Wir besichtigtenHisham’s Palace. Er wurde im 8. Jh. erbaut, jedoch noch während der Bauzeit durch ein Erdbeben zerstört und niemals bewohnt.Eigentlich sollte er die Winterresidenz des 10. Kalifen der Omajaden werden. Zwischen den ursprünglichen Säulen des überdachtenWasserbeckens befinden sich hässliche gelbe Stahlbetonsäulen, die König Hussein von Jordanien errichten ließ, um das Badehausirgendwann einmal nutzen zu können. Dann aber schenkte er Jericho den Palästinensern – und heute verschandeln diese Säulen dasganze Bild. In Hisham’s Palace sind jedoch herrliche Mosaiken erhalten. An der Stelle des Tell es-Sultan, dessen Ausgrabungen wiranschließend sahen, soll das alttestamentarische Jericho gelegen haben. So wurde u. a. ein Wehrturm aus dem 8. Jt. v.Chr. entdeckt.Nach Jericho kehrte unsere Reisegruppe mit dem ROTEL nach Jerusalem zurück. Hier besichtigten wir Lazaruskirche und dasLazarusgrab. Das eigentliche Grab liegt in einer Moschee, von wo aus nur Muslime eintreten dürfen. Für Christen gibt es einenZugang von außen. Und für einige lange Reiseteilnehmer etwas schwierig, dort hinunter zu steigen.Als wir an der Altstadtmauer vorbeikamen, erzählte Günther über das Goldene Tor: Es wurde von den Türken zugemauert, damit der Messias nicht zur Erlösung der Juden kommen kann.„Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und sich taufen ließ von Johannes im Jordan“ [Markus 1,9]"Und er nahm fünf Brote und zwei Fische und ... sie aßen alle und wurden satt... Und die die Brote gegessen hatten, waren 5.000 Mann." [Markus 6, 41-44]"Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben." [Lukas 1,31]