Erstellt mit MAGIX Reisebericht VI. Galiläa  Samstag, 19. Oktober 1996 (Jerusalem - Haon)  Auf der Autobahn Jerusalem – Tel Aviv gelangten wir zur Mittelmeerküste. 45 km nördlich von Tel Aviv liegt das antike Caesarea,   eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten Israels. Ein Großteil der Stadt liegt noch unter Sanddünen begraben. Kaiser Augustus  übergab das alte Stratonos pyrgos an Herodes den Großen, der den Ort als Caesarea Palaestinae zu einer glanzvollen Hafenstadt  ausbaute. Seit Ende des 2. Jh. Bischofssitz, gelangte die Stadt im 3. Jh. durch Origenes und seine Schule zu neuem Ruhm. 640 von  den Araberen, 1101 von den Kreuzfahrern unter Balduin I. erobert, wurde Caesarea 1265 von den Ägyptern zerstört.   Das zur Meerseite hin offene Römischen Theater dienste einst als Festung zum Schutz vor Angriffen. Die Meereskulisse wird noch  heute für das Israelische Musikfestival genutzt. Wir saßen unter der heißen Sonne auf den Stufen und lauschten andächtig den  Ausführungen unseres Reiseleiters; und dessen musikalischer Beitrag überzeugte uns von der ausgezeichneten Akustik des Theaters. Rund einen Kilometer nördlich vom Theater befindet sich die im 13. Jh. von Ludwig dem Heiligen erbaute Kreuzfahrerstadt,   gesichert durch geböschte, mit vorspringenden Bastionen verstärkte Mauern hinter einem tiefen Graben. Der gewölbte Torbau, durch  den wir von Osten her die Kreuzfahrerstadt betraten, ist in Z-Form angeordnet. Weil ein Pferd im Galopp nämlich keine Haken  schlagen kann, war eine Sturmeroberung durch feindliche Krieger hier praktisch unmöglich. Im Innern der Stadt lassen umgelegte,  nebeneinander gepackte Säulenschäfte erkennen, wie die Kreuzfahrer antikes Material als Unterlage für Straßen und Gebäude  verwendet haben. Das heute sichtbare, aber versandete, Hafenbecken wurde ebenfalls in der Kreuzfahrerzeit angelegt. Aus der vom  Meer überspülten Hafenmauer ragen Säulenschäfte – Reste des antiken Caesarea, mit denen die Kreuzfahrer ihre Molen befestigt  hatten.   Mit unserem roten Bus gelangten wir durch ein recht nobles Villenviertel mit herrlichen Gärten zu dem  am Strand gelegenen Doppelaquädukt. Diese doppelte Wasserleitung, deren Landseite von Herodes  und die Seeseite von Kaiser Hadrian angelegt wurde, führte einst vom Karmelgebirge über 12 km Wasser in die Stadt. Später kam noch ein Tiefenaquädukt hinzu.  Nun führte uns unsere Reise wieder weg vom Meer in das Landesinnere. Wir wollten ja heute Abend  am See Genezareth sein. Wir durchquerten den Sharon, die große Küstenebene, die sich über 60 km  südlich des Karmel bis zum Yarkon-Fluss (Tel Aviv) und vom Mittelmeer bis zu den Bergen von Samaria  erstreckt. Aufgrund der ganzjährig Wasser führenden Flüsse ist der Sharon sehr fruchtbar und wird für  die intensive Landwirtschaft, insbesondere Zitrusfrüchteanbau, genutzt.  Hinter den Bergen von Samaria, am Südrand der Jezreelebene und 31 km südöstlich von Haifa liegt  die Stadt Megido (was soviel wie Schutthügel bedeutet) an der Mündung der Via Maris in die Sharonebene. Megido war im Altertum  eine wichtige Festung und spielte militärisch aufgrund seiner strategischen Lage noch bis ins 20. Jh. hinein eine Rolle. Seine erste  Erwähnung fand Megido um 1500 v.Chr. in ägyptischen Inschriften, als Pharao Thutmosis III. gegen Assur um den Besitz Syriens  kämpfte. In den Jahren 1925 und 1939 begann das Orientalische Institut der Universität von Chicago mit den Ausgrabungen. Diese  bedeckten eine Fläche von 13 Ar und brachten Reste von fast 20 übereinander gelagerten Siedlungen zutage. König Salomon ließ  eine 16. Stadt über 15 andere bauen. Jede Stadt ist durch eine besondere Ruinenschicht von der anderen getrennt. Besonders  bedeutend war die Entdeckung von den Pferdeställen König Salomons, die ein Fassungsvermögen von 450 Pferden und 140  Streitwagen hatten. Dazu kamen Getreidesilos, Häuser und Stadttorfundamente aus verschiedenen Perioden. Um 900 v.Chr. wurde  ein Tunnel zur Stadtbewässerung angelegt, der die Stadt mit frischem Quellwasser von außerhalb der Stadtmauern versorgt. Der  Schacht ist 40 m tief und ca. 80 m lang. Er wurde von beiden Enden aus in den Fels getrieben – beide Röhren trafen mit nur 30 cm  Abweichung aufeinander! 183 Stufen führten uns hinab unter die Stadt und an der Quelle wieder hinauf ans Tageslicht.  Unsere Reise führte uns nun weiter durch die fruchtbare Jezreelebene zum See Genezareth, vorbei an der arabischen Stadt Nain.   200 m oberhalb des Sees gab es auf „Sea level“ (NN) einen Fotostopp mitsamt wunderbarem Blick auf die sich unter uns ausbreitende grüne Oase. Der See Genezareth und die an seinem Ufer liegende Stadt Tiberias, die wir auch noch sehen werden, sind der  Mittelpunkt der Region Galiläa. Als größter Süßwassersee des Landes gehört der See Genezareth (hebr.: Yam Kinnereth), auch  Galiläisches Meer genannt, zu den größten Reichtümern Israels: Von hier aus werden via Riesen-Pipeline viele Städte, ja sogar die  Wüste Negev mit Wasser versorgt. Der See hat eine Ausdehnung von 12 km (O-W) und 20 km (N-S), eine Tiefe von  50 m und liegt 210 m u.NN. Der Fluss Jordan ist Zu- und Abfluss zugleich.   Wir besuchten die Baptistentaufstelle, ein Spektakel der besonderen Art. Amerikanische Baptisten hatten ein  Stück Land gekauft und eine Taufstelle im Jordan angelegt. Obgleich es sich nicht um den Ort handelt, an dem  sich Jesus taufen ließ lassen sich hier viele Pilger in den heiligen Wassern des Jordan taufen. Auch heute  wieder. Mit viel Gezeter und Halleluja wurden die in einem weißen Büßergewand steckenden Körper einer  farbeigen Baptistengruppe von zwei Helfern völlig untergetaucht – und natürlich auch wieder hoch geholt.  Es dämmerte bereits, als wir den Kibbuz Haon mit seinem herrlichen Campingplatz erreichten. Bis 1967  gehörte Haon zu Syrien und ist seitdem von Israel besetztes Gebiet. Haon liegt am Fuße des Golan und gilt als  der größte Straußenzüchter Israels. Die Abend-Temperaturen von 30 °C nutzten wir für ein abkühlendes Bad im  See, nicht allein wegen der vielen Mücken, die um uns herum schwirrten, auf der Suche nach etwas Nahrhaften.  So saßen wir denn später von Kopf bis Fuß eingemummelt gemütlich beisammen. Sonntag, 20. Oktober 1996 (Haon – Tiberias – Kapernaum – Tabgha – Golanhöhen - Haon)  Nach einem morgendlichen Bad im See und Frühstück trafen wir den Leiter des Kibbuz im Versammlungsraum, der auch  Speisesaal und Synagoge dient. Er führte uns durch den Kibbuz und stellte uns u. a. den Kindergarten und die Wohnhäuser der  Kibbuzzniks vor. Vor 50 Jahren gab es an dieser Stelle noch nichts außer Wüste, seit 25 Jahren Camping. Hier werden Datteln und  Zitrusfrüchte angebaut. Jeder Kibbuzer hat sieben Jahre Probezeit. Sein gesamtes Eigentum wird Gemeinschaftseigentum; wer nach  acht Jahren den Kibbuz verlässt, geht mittellos. Im Kindergarten wird von 7-16 Uhr unterrichtet. Der Rasen im Kibbuz wurde über  Rasenplatten gelegt und ist mittlerweile 30 Jahre alt; die Palmen 38 Jahre. Nach der Kibbuz-Besichtigung ging es mit unserem Bus nach Tiberias. Tiberias gilt als eine der vier  heiligen Stätten des Judentums. In einem Supermarkt deckten wir uns erst einmal mit Proviant für das  heute geplante Picknick ein. Im Hafen erwartete uns später der hölzerner Fischerkahn mit dem Namen  „Metthew“, der nach der Art der Fischerboote zu Jesu Zeiten gebaut war. Mit diesem Boot fuhren wir über  den See nach Ginnosar. Während der Fahrt zeigte uns einer der Fischer, in entsprechende Tracht  gehüllt, wie man vor rund 2.0000 Jahren fischte – heute allerdings ohne Erfolg.  Auf dem Berg der Seligpreisung besuchten wir das Franziskanerkloster. Hier fasste Jesus den Kern  seiner Lehren in der sog. „Bergpredigt“ zusammen. Von hier aus hatten wir einen wunderbaren Blick  über den See Genezareth.  Nächste Station unserer Reise war Kapernaum. Das bedeutet so viel wie Dorf des  Nahum und soll die Heimatstadt von Petrus gewesen sein. Jeder Mensch, der Geld hatte, spendete der alten  Synagoge eine Säule und erhielt eine Inschriften-Tafel. Die Synagoge wurde im 4. Jh. auf den Resten der alten  aus weißem Kalksandstein erbaut und ist daher schon von weitem zu erkennen. Eines der berühmtesten Wunder der Bibel geschah in Tabgha, unserem nächsten Anlaufpunkt. Wir  besichtigten die Brotvermehrungskirche. Tabgha war nach Matthäus der einsame Ort, an sich der Herr oft  zurückzog. Nach einem erhalten gebliebenen Bericht der Pilgerin Egeria von 383 wurde um 350 um den Stein, auf  den Jesus die Brote legte, ein Altar gebaut. Die Reste der Fundamente dieser ersten Kirche kann man heute noch  unter der Glasscheibe rechts des Altars und im nördlichen Querschiff erkennen. Um 450 baute man dieses erste  Heiligtum in eine byzantinische Kirche um. Dabei wurde der verehrte Stein des ersten Brotvermehrungswunders  an Stelle des üblichen Reliquienschreins unter den Altar verlegt. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde die  Kirche mit Mosaiken geschmückt, die zu den schönsten im Heiligen Land zählen und ägyptischen Einfluss zeigen.  [Quelle des Berichtes: Prospekt: „Die Brotvermehrungskirche in Tabgha“] Während eines persischen Angriffs 614 wurde diese Kirche  zerstört. Über 1.300 Jahre lag die hl. Stätte unter Schutt. 1932 gruben die Archäologen Mader und Schneider das alte Mauerwerk mit  den noch erhaltenen Mosaiken wieder aus. Und errichteten darüber eine Art Notkirche. Erst 1982 wurde die über den byzantinischen  Fundamenten neu erbaute Kirche vom Kölner Kardinal Höffner wieder eingeweiht.  Über den Golan begaben wir uns langsam auf den Rückweg in Richtung Haon. Auf dem 2.224 m hohen Berg Hermon befindet sich  das einzige Skigebiet Israels. Unser Picknick gab es auf der Kreuzfahrerfeste Qalat Nimrod, die zur Sicherung des Königreiches  Jerusalem von König Balduin II. erbaut wurde. Dabei ließ Günther beinahe Erika und Bertram zurück, da beide durch Bertram’s  Fotografiererei einfach die knapp bemessene Zeit vergessen hatten. Wir fuhren am Berg Arvital vorbei. Er ist das „Auge Israels“ mit  dem modernsten Satellitenfühler und Horchsystem der Welt. Es ist nicht auszuschließen, dass auch wir im Bus, kilometerweit entfernt,  belauscht wurden. Fotografieren war verboten, da dies mit Sicherheit zu Problemen mit dem Militär geführt hätte. Der gesamte Golan  ist übrigens vermint. Zur Entschärfung werden zuerst Kühe ausgesandt, dann Suchtrupps. Wir wollten im Niemandsland bei Quneitra   einen österreichischen UN-Beobachter besuchen, aber der war offensichtlich nicht da. Der Weg war rechts und links mit Stacheldraht  gesäumt und wies mehrere Hinweisschilder auf: „Vorsicht Lebensgefahr – Minen“. Der Golan ist aber auch ein einziges  Wasserreservoir mit Flamingos, Störchen und Teichen; ein fruchtbares Stückchen Land im kargen Wüstengebiet. Und deshalb Grund  für   die seit 1967 andauernde Besetzung des syrischen Gebietes durch Israel. Wer Wasser hat, hat die Macht in der  Wüste! Montag, 21. Oktober 1996 (Haon – Nazareth – Haifa - Akko – Haon)  Da die Abfahrtszeit heute auf 7 Uhr festgesetzt war, „mussten“ wir noch vor  Sonnenaufgang in die Fluten des See’s springen. Die Reise führte uns über Kana, wo einst Wasser in Wein verwandelt wurde, nach  Nazareth. Wir besichtigten die Verkündigungskirche. Hier erfuhr Maria von der kommenden  Geburt Jesu. Pater Tadeo führte uns ins alte Nazareth. Die Verkündigungsgrotte war das  erste Kirchlein, die zweite Kirche war byzantinisch, die dritte aus der Kreuzfahrerzeit, die  vierte eine Franziskanerkirche und die fünfte Kirche steht heute hier. Unter der  Franziskanerkirche hatte man das alte Nazareth mit den Händen ausgegraben. Wir konnten die  Wohnhöhle sehen, in der die Heilige Familie 30 Jahre lang gewohnt haben soll. Im Atrium sind wunderschöne  Mosaiken zu sehen. Ein deutsches Keramikbild bedeutet „Vor Gott sind alle gleich.“ Und wurde nach dem Fall der  Mauer von Kardinal Meissner gespendet. Darauf zu sehen sind ein Mann und eine Frau, die sich über einer  klitzkleinen Mauer die Hand reichen.   Über den Bazar von Nazareth liefen wir zurück zum Bus, der vor dem Restaurant „Fontana di Maria“ wartete.  Es soll das „schönste Restaurant Israels“ sein, wo es den „besten Cappucchino Israels“ geben soll – wie immer. Nächste Station war Haifa. Während der Stadtrundfahrt hielten wir an einer strahlend weißen Villa mit herrlichem Blick aufs  Mittelmeer. Das Besondere, was uns Günther zeigen wollte, war aber weder Villa noch Ausblick, sondern die hiesige  Bewässerungsmethode. Überall auf dem Boden lagen Schläuche, die mit Löchern gespickt waren. Durch diese Tröpfchenbewässerung wird den Pflanzen Wasser sparend Feuchtigkeit zugeführt. Die Methode sei Erfindung der Israelis, meinte Günther.  Nun kamen wir nach Akko, antike Hafenstadt am Mittelmeer. Wir besichtigten die El-Jessar-Moschee, die 1780-1790 auf den  Ruinen der Kirche des Heiligen Kreuzes errichtet wurde. Die unterirdische Kreuzfahrerstadt mit dem riesigen Rittersaal war sehr  interessant. Sie ist erst seit ½ Jahr wieder begehbar, da aufgrund von Überschwemmungen die Statik gefährdet war. Durch das alte  Hammat Gader und die Kupferschmiede Messenik gelangten wir zum Hafen von Akko mit der Säulen-Karawanserei. Nach einem herrlichen Sonnenuntergang am Mittelmeer fuhr uns Erhard zurück nach Haon, wo wir uns aufgrund der warmen  Nacht für ein Mondscheinbad im See entschlossen. Dienstag, 22. Oktober 1996 (Haon – Dreiländereck Israel-Jordanien-Syrien – Haon)  Der schönste Berg in Galiläa ist der „Heilige Berg“ Mt. Tabor, den man heute nur per Taxi erreichen kann. Früher mussten die  Pilger 4.340 in den Fels geschlagene Stufen hinaufsteigen. 560 m NN und 774 m über dem See Genezareth gelegen bildet der Gipfel  ein Hochplateau von 1.200 x 400 m. Seinen unsterblichen Namen erhielt der Berg durch die Verklärung Christi.   „Das Evangelium (Matthäus 17,1-9) erzählt es so:   Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg,  und er wurde vor ihren Augen verwandelt: sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie  das Licht; da erschienen plötzlich vor ihren Augen Moses und Elias und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist  gut, dass wir hier sind, wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Moses und eine für Elias. Noch  während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein  geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden, auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und  warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: steht auf, habt keine Angst. Und als sie  aufblickten, sahen sie nur noch Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: erzählt niemanden von  dem was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.“ (aus: Prospekt „Monte Tabor“)  Als der Herr vom Berg herabstieg, soll er einen mondsüchtigen Jungen geheilt haben. Und Jesus sei nach der Auferstehung den  Aposteln auf dem Tabor erschienen. Nun wurde von den Aposteln der Berg Tabor lobgepriesen. Die Heilige Paula besteigt ihn um 326,  um das Geheimnis zu verehren; Helena lässt hier eine prächtige Verklärungsbasilika mit 2 Kapellen zum Gedächtnis an die  Propheten Moses und Elias erbauen. In den folgenden über 1.000 Jahren wurde der Berg von verschiedenen Gruppen eingenommen,  Kirchen und Basiliken gebaut. Die Franziskaner ließen sich 1873 hier nieder. Bei Ausgrabungen fanden sie auch die von Helena  erbaute Basilika. Am 21.10.1919 wurde der Grundstein zur heutigen Basilika gelegt, die z. T. auf den alten Ruinen erbaut wurde.  Ausschließlich christliche Pilgergruppen dürfen das daneben stehende Franziskanerkloster betreten. Über die Golanhöhen fuhren wir nach Hamat Gader, in das Dreiländereck Israel/Syrien/Jordanien. Der Ort war das zweitgrößte und  bekannteste Heil-Thermalbad des römischen Imperiums. Auf dem Weg dorthin spazierten wir noch durch ein Minenfeld zu einer  ehemaligen byzantinischen Basilika mit herrlichem Blick auf den See. Selbstverständlich ohne den markierten Weg zu verlassen. Vor  einer Bade-Erholungspause in Hamat Gader erhielten wir noch ein üppiges Mittagessen: den berühmten Petrusfisch, den es angeblich nur im See Genezareth geben soll.  Mittwoch, 23. Oktober 1996 (Haon – Jerusalem)  Nach einem letzten Bad im See Genezareth gingen wir zur Straußenfütterung im Kibbuz.   Erstes Ziel heute war Beth-Schean, eine der ältesten Städte und wichtiger Knotenpunkt des Handels im antiken Mittleren Osten.  Heute bildet die in der Westbank gelegene Stadt die größte Ausgrabung Israels. Man hat Überreste von ca. 20 Siedlungsschichten, die  bis in das 5. Jt. v.Chr. zurückreichen, gefunden. Die Bevölkerung erreichte ihren Höchststand von ca. 30.000-40.000 Ew. um 600  n.Chr. Die Stadt wurde 749 von einem schweren Erdbeben zerstört. Während der Kreuzzüge hatte man  eine Festung gebaut. Einen neuen Aufschwung erlebte die Stadt nach der Gründung des Staates Israel.  Heute leben ca. 15.000 Ew. hier und der antike Stadtkern zieht jährlich zahlreiche Besucher aus dem In-  und Ausland an – wie uns. Das Theater wurde in römischer Zeit gebaut und nach mehreren  Wiederinstandsetzungen bis zum Ende der byzantinischen Epoche genutzt. Ca. 6.000 Zuschauer hatten  darin Platz. Von den ursprünglich 3 Rängen im Zuschauerraum ist der erste vollständig erhalten; vom  zweiten sind noch die Basaltfundamente zu sehen. Die mit Marmorplatten ausgelegte Orchestra ist von  Ehrenplätzen für hohe  Würdenträger umgeben. In der Antike besaß die Bühne einen Estrich aus  Steinfliesen auf Bogen mit darunter liegenden Entwässerungskanälen; nach der Rekonstruktion liegt hier  ein Holzboden. Zurzeit ist man mit der Restaurierung der Kulisse beschäftigt, die mit Marmorsäulen,  Kapitellen und Pflanzenornamenten geschmückt war. Das byzantinische Badehaus besitzt eine Fläche von ca. 700 m². Eine  Fußbodenheizung versorgte die Heiß- und Warmbäder. Es gab Gewölbe und Kuppeln über den mit farbigem Stuck und Marmor-  Mosaik-Fußböden verzierten Räumen. Vom römischen Odeon sind nur die Westseite der äußeren Rundmauer, die Fundamente für  einen Rang von Sitzreihen und der Marmorfußboden der Orchestra erhalten. Die Palladius-Straße war eine der elegantesten  Promenaden der Stadt aus byzantinischer Zeit und bestand aus Säulenreihen. Man konnte auf mit Fischgrätenmuster gepflasterten   Basaltsteinen vom Abhang des Tell bis zum Theater gehen, musste nur auf den Abwasserkanal in der Mitte aufpassen. Oder man  begab sich auf den erhöhten Bürgersteig mit dem Portikus mit Mosaikboden. Zum Säulengang hin öffnete sich eine Reihe von Läden  und Fassaden aus Marmor, wurde nur durch die halbkreisförmige, mit Säulen umstandene Exedra unterbrochen. Die Nordseite der  Promenade führt auf einen gepflasterten Platz, von dem eine Treppe zum römischen Tempel emporsteigt. Man vermutet, er war  Dionysos, dem Gott der Stadt, geweiht. Von den einst vier 15 m hohen Säulen der Fassade sind heute nur noch zwei gestürzte  Schäfte und deren Kapitelle zu sehen. Auf einer breiten Straße gelangte man vom Tempel zum Nymphäum. Diese großartige Fontäne  bestand hauptsächlich aus einer Mittelapsis mit zwei übereinander stehenden Säulenreihen und reich verziertem Gebälk. In die  Rückseite des Gebäudes mündete ein Aquädukt, von dem das Wasser aus Öffnungen in ein flaches Becken davor sprudelte. Die  römische Kolonnade und byzantinische Ladenstraße war beim Erdbeben 749 zusammen gestürzt. Zurzeit ist man dabei, diese  wieder aufzubauen. Die Basilika war das wichtigste öffentliche Gebäude des römischen Beth-Schean. Sie diente als Treffpunkt und  Halle zum Abschließen von Geschäften. Zu byzantinischer Zeit wurde die Basilika nicht mehr genutzt und nach dem Erdbeben von 749  auf den Ruinen eine kleine Moschee erbaut. Vom Tetrapylon an der Kreuzung der Hauptstraßen nordöstlich des Theaters sind  lediglich die Fundamente von 4 massiven mit Nischen dekorierten Pfeilern übrig geblieben. Das Amphitheater aus dem 2. Jh. diente  Gladiatorenspielen. Die Arena misst 102 x 67 m und war von 3 m hohen Mauern umschlossen, die die Sitzreihen stützten. Ca. 6.000  Zuschauer hatten hier Platz.  Nächste Station unserer Reise war die älteste Stadt der Erde: Jericho, heute palästinensische Autonomie. Wir besichtigten  Hisham’s Palace. Er wurde im 8. Jh. erbaut, jedoch noch während der Bauzeit durch ein Erdbeben zerstört und niemals bewohnt.  Eigentlich sollte er die Winterresidenz des 10. Kalifen der Omajaden werden. Zwischen den ursprünglichen Säulen des überdachten  Wasserbeckens befinden sich hässliche gelbe Stahlbetonsäulen, die König Hussein von Jordanien errichten ließ, um das Badehaus  irgendwann einmal nutzen zu können. Dann aber schenkte er Jericho den Palästinensern – und heute verschandeln diese Säulen das  ganze Bild. In Hisham’s Palace sind jedoch herrliche Mosaiken erhalten. An der Stelle des Tell es-Sultan, dessen Ausgrabungen wir  anschließend sahen, soll das alttestamentarische Jericho gelegen haben. So wurde u. a. ein Wehrturm aus dem 8. Jt. v.Chr. entdeckt. Nach Jericho kehrte unsere Reisegruppe mit dem ROTEL nach Jerusalem zurück. Hier besichtigten wir Lazaruskirche und das  Lazarusgrab. Das eigentliche Grab liegt in einer Moschee, von wo aus nur Muslime eintreten dürfen. Für Christen gibt es einen  Zugang von außen. Und für einige lange Reiseteilnehmer etwas schwierig, dort hinunter zu steigen. Als wir an der Altstadtmauer vorbeikamen, erzählte Günther über das Goldene Tor:  Es wurde von den Türken zugemauert, damit der Messias nicht zur Erlösung der Juden kommen kann.   „Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und sich taufen ließ von Johannes im Jordan“ [Markus 1,9] "Und er nahm fünf Brote und zwei Fische und ... sie aßen alle und wurden satt... Und die die Brote gegessen hatten, waren 5.000 Mann." [Markus 6, 41-44] "Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben." [Lukas 1,31]