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Reisebericht
VII. Jerusalem (Teil 2)
Donnerstag, 24. Oktober 1996 (Jerusalem)
Mit Jechiel, unserem Jerusalemer Stadtführer, absolvierten wir noch einmal einen Rundgang durch Jerusalem. Die Grabanlage
der Herodesfamilie, in einem Park gelegen, stammt aus dem 1. Jh. v.Chr. und ist mit einem Rollstein – wie er auch vor Jesus’ Grab
gestanden haben soll – verschlossen. Wir spazierten bei herrlichem Sonnenschein durch das Künstlerviertel. In der Altstadt
besichtigten wir das Gartengrab.
Jesus soll in Golgatha (Schädelhügel) gekreuzigt worden sein. Im Israel-Museum verbrachten wir viel Zeit im „Schrein des Buches“.
Hier sind die Schriftrollen aufbewahrt, die in Qumran in Tonkrügen gefunden wurden. Die jüdische Abteilung wurde genauer unter die
Lupe genommen, die anderen nur im Fluge. Am Nachmittag bummelten wir durch das jüdische Viertel und die Ben-Yehuda-Straße,
Haupteinkaufsstraße im modernen West-Jerusalem.
Abends gab es das letzte ROTEL-Süppchen. Das Wetter stimmte uns langsam auf heimische Herbsttemperaturen ein.
Freitag, 25. Oktober 1996 (Jerusalem)
Morgens erfuhren wir eine schlechte Nachricht: das Flughafenpersonal in Tel Aviv streikt am Sabbat. Wahrscheinlich können wir
erst am Sonntag abfliegen. Warten wir’s ab.
Durch das Löwentor betraten wir ein letztes Mal auf dieser Reise Jerusalem. Zunächst besichtigten wir die Ausgrabungen am Betesda-
Teich, wo Jesus einen Kranken geheilt haben soll. Anschließend spazierten wir Jesus’ Leidensweg, die Via Dolorosa, entlang. Sie
windet sich durch schmale Gassen und führt vom Kloster Ecce Homo zur Basilika der Grabeskirche. Nach der biblischen Überlieferung
ist dies der Weg, dem Jesus folgte, als er sein Kreuz vom Gerichtssaal der Burg Antonia nach Golgatha trug. Es gibt insgesamt 14
Stationen des Kreuzweges. Im Gewirr der Gassen und der vielen Pilger kann man als Laie nicht unbedingt jede einzelne Station
ausmachen. I. Freitags beginnen die Franziskanermönche im Hof der Al-Omaiya Koranschule ihre Begehung des Kreuzweges. Wir
besichtigten die Geißelungskapelle (II.). Hier wurde Jesus der Dornenkranz aufgesetzt. Die Geißelungskapelle gehört wie auch die
Kapelle der Verurteilung zum Franziskanerkloster und steht z. T. auf der Lithostrotos, dem Steinpflaster der Burg Antonia, auf dem
Jesus zum Tode verurteilt worden sein soll. Die Via Dolorosa wird überspannt vom „Ecce-Homo“-Bogen, der aus der Zeit König
Hadrians stammt (2. Jh. n.Chr.) und der in die Ecco-Homo-Basilika eingefügt wurde, in dem Glauben, dass dieser Bogen die Stelle
markiert, wo Pilatus den gefolterten Jesus der Menge auslieferte mit den Worten „da ist der Mensch“ [Joh.
19,5] (lat. Ecce Homo). III. Über dem Eingang der polnischen Kapelle an einer Ecke der El-Wad-Straße
zeigt ein hohes Relief, wie Jesus unter dem Kreuz zusammenbricht. IV. Maria stand der Überlieferung
nach am Straßenrande, um ihren Sohn zu sehen. Daran erinnert ein Relief an einer kleinen armenisch-
katholischen Kapelle. V. Dort, wo die Via Dolorosa steil nach Golgatha ansteigt, brachten Franziskaner
eine Inschrift an einer Mauer an. VI. Ein Altar mit einem 7-Armigen Leuchter steht in der Kapelle des
Klosters der kleinen Schwestern Jesu. Die Kapelle wurde 1953 am traditionellen Ort des Hauses der
Veronika neu gestaltet. VII. Am von den Christen „Urteilstor“ genannten Ort kennzeichnet eine
monolithische römische Säule in einer Franziskanerkapelle den zweiten Fall Jesu, als er die Stadt durch
ein Tor verließ, an dem sein Todesurteil angeschlagen war. VIII. An der Außenmauer eines griechischen
Klosters befindet sich ein lateinisches Kreuz. IX. Eine römische Säule markiert den Ort in der Nähe der Grabeskirche, an dem Jesus im
Angesicht des Ortes seiner Kreuzigung zusammenbrach. Mittlerweile hatten wir die Grabeskirche, ein monumentaler Bau, erreicht.
Stufen führen von außen hinauf zur Kapelle der Entblößung Jesu (X.). XI. Den Ort, an dem Jesus im Angesicht seiner Mutter ans Kreuz
genagelt wurde, ziert ein lateinischer Hauptaltar, der 1938 wunderbar mit Mosaiken dekoriert wurde. XII. Über dem Kalvarienfelsen, auf
dem das Kreuz Jesu errichtet wurde, steht heute ein griechischer Altar. In dem Felsenbett darunter verläuft ein großer Riss, der von
einem Erdbeben am Todestag Jesu stammt. XIII. Der kleine Altar zwischen den Hauptaltären auf dem Kalvarienberg ist mit einer
Holzstaue geschmückt, die das Leid Marias darstellt und das ewige Leid der Mütter über den Tod ihrer Söhne symbolisiert. XIV. Der
heiligste Ort des Christentums ist der Platz des Grabes Jesu, seiner Beerdigung und Auferstehung. Er liegt in einer eigenen Kapelle
und nimmt die Hauptbedeutung der ganzen Grabeskirche ein. Errichtet wurde die Kapelle auf byzantinischem Fundament von
Kreuzfahrern in der Zeit von Konstantin des Großen. (Quelle: Prospekt „Via Dolorosa“, 1994)
Letzte Station mit Jechiel war die Erlöserkirche. Ein Relief in der Franziskanerkapelle zeigt Jesus, wie er siegreich vom Grab
aufersteht. Hier verabschiedete sich Jechiel von uns. Von nun an dürfen wir uns „Pilger von Jerusalem“ nennen. Eine von unserem
Touristenführer überreichte Urkunde bestätigt das.
Am Nachmittag bummelten wir über den jüdischen Basar, lustwandelten über die Altstadtmauer und blickten ein letztes mal vom
Dach der Schmidtschule auf die Altstadt der 3.000-Jährigen Stadt.
Das Abendessen gab es im „Stern von Jerusalem“, wo wir zu Beginn der Reise schon einmal speisten. ROTEL spendierte ein
Abschiedsessen.
Mittags gab es übrigens Neuigkeiten vom Streik: Es hieß, wir würden am Sonntag Morgen 1 Uhr gen Heimat fliegen, 11 Stunden
später als geplant.
Samstag, 26. Oktober – Sonntag, 27. Oktober 1996 (Jerusalem – Dresden)
Da wir keinen Zeitdruck hatten, konnten wir bis 8 Uhr schlafen und durften später bei strömendem Regen unsere Koffer einpacken –
kein Zuckerschlecken. Außerdem musste das ROTEL eingemottet werden. Die nächste Reisegruppe würde erst um die
Weihnachtszeit hierher kommen.
Mittags bummelten wir ein letztes Mal über den Zionsberg und durch die Altstadt von Jerusalem.
Um 15.45 Uhr brachte uns ein Transferbus nach Alt-Jaffa, einem Stadtteil von Tel Aviv. Jaffa ist eine herrliche Stadt direkt am
Mittelmeer.
Gegen 20 Uhr wurden wir dann zum Flughafen gebracht. Auf dem Weg dorthin wies uns Günther in den Sicherheitscheck ein, d. h.
wir mussten uns die Antworten zu den folgenden Fragen gut merken: Wo wurde die Reise gebucht? – Bei ROTEL in Deutschland. Hat
sich die Reisegruppe schon vorher gekannt? – Nein. Welche Kontaktadresse in Israel? – Campingplatz Bet Zayit in Jerusalem. Dauer
der Reise? – 15 Tage. Wann hat die Reise begonnen? – Am 12. Oktober. Wo wurden die Koffer während der Reise aufbewahrt? – Im
ROTEL. Wann wurden die Koffer gepackt? – Heute morgen. Von wem? – Von jedem selbst. Unter Aufsicht? – Ja. Wo waren sie
danach? – Im Transferbus. Konnte jemand etwas unbemerkt ins Gepäck schmuggeln? – Nein. Hatten wir Zeit jemanden kennen zu
lernen? – Nein. Haben wir Freunde in Israel? – Nein. Wo sind wir gewesen? – Rundreiseziele. Wer wird in Deutschland zuerst
aufgesucht? – Die eigene Wohnung. Namen von Fahrer, Reiseleiter, Fremdenführer? – Erhard Mühlbauer, Günther Schröder, Jechiel
Ogdan.
Von 20 bis 23.15 Uhr warteten wir auf das Einchecken. Das ewige Warten war schlimmer, als mit Günther durch Israel zu hetzen! Das
Einchecken selbst dauerte noch einmal 1 Std., bevor um 0.28 Uhr unsere Reisegruppe an der Reihe war. Nach intensiver Befragung
zu den oben genannten Fragen und Kofferkontrolle konnten wir um 3 Uhr morgens endlich gen Heimat starten. Wegen der
Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit war es für uns aber erst 2 Uhr. Früher ging es deswegen auch nicht, weil in München
Nachtlandeverbot besteht.
Um 6 Uhr landeten wir in München. Daniela, Roland und ich verabschiedeten uns schnell von den anderen und erwischten auch
gleich einen Zug nach Dresden.
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