Erstellt mit MAGIXReiseberichtV. Vom Roten zum Toten MeerMittwoch, 16. Oktober 1996(Yot-Vata - Elat - Yot-Vata)Für heute stand ein Ganztagesausflug nach Elat auf dem Programm. Also konnten wir den Hänger im Camp stehen lassen; wirwürden am Abend zurückkommen. Erste Station war das Timna-Tal in der syrisch-afrikanischen Grabensenke, 25 - 30 km nördlich von Elatgelegen, mit einer Fläche von ca. 60 km². Der Nationalpark wird in weitem Bogen von den Timna-Klippenumgeben, ist nur nach Osten hin offen. Die höchste Erhebung der Klippen ist der Maale Berech im Westen (854m NN). Den unteren Teil der Klippen bildet heller Sandstein, darüber befinden sich Meeresablagerungsfelsen aus Kreide-, Dolomit- und Kalkmergelschichten. Der dunkle Berg in der Mitte des Nationalparks, der Berg Timna,entstand tief unter der Erde durch Schmelzvorgänge. Im Timna-Tal begann der Kupferabbau vor ca. 6.000Jahren; hier befindet sich das älteste Bergwerk, das je entdeckt und erforscht wurde. Der Mensch lernte gerade,aus dem grünen Erz Metall zu ge-winnen. Auch König Salomon und die ägyptischen Pharaonen förderten hierschon Kupfer. In dieser Gegend wurden ca. 1.000 ausgehauene Schächte entdeckt; der tiefste davon 37 m. Wirhatten die Gelegenheit, in einen kleineren Schacht kurz einzusteigen. Bei den im Nationalpark vorkommendenTellerflächen handelt es sich um zugeschüttete Schächte. Eine der Sehenswürdigkeiten im Zentrum desNationalparks ist der Pilz, eine durch Erosion entstandene, ca. 6 m hohe, pilzförmige Felsformation. Um den Pilzherum existierte im 14.-12. Jh. v.Chr. eines von vielen Arbeitslagern mit einer Gesamtfläche von ca. 15.000 m²,wo das Kupfererz in Spezialöfen zur Gewinnung von Kupfermetall geschmolzen wurde. Den Nachbau eines solchen Schmelzofens kannman hier besichtigen. Das Original befindet sich im Haaretz Museum in Tel-Aviv. Reste der Wohnhäuser und Vorratsgruben kann mannoch heute am Pilz entdecken. Etwas südlich an einer Felswand gelegen und von einem Schutzgitter umgeben, fanden wir dieÜberbleibsel eines Tempels der ägyptischen Göttin Hathor. Vermutlich gehörte er zu den zentralen Tempeln von Timna; beiAusgrabungen hat man zahlreiche Gegenstände und Utensilien gefunden, die als Opfer gebracht wurden. Steinstiegen führten uns vomPlateau hinunter zu den Säulen Salomons, eine in der Sonne rot glühende und 50 m hoch aufragende Steinwand; im Laufe derJahrtausende hat die Erosion säulenartige Gebilde erschaffen. Inmitten des Timna-Parks liegt ein künstlich angelegter See, wo wir unsein wenig erholen konnten. Elat ist eigentlich ein Badeort. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht. Hier traf einst König Salomon die Königin Saba, hierkämpften die Kreuzritter und auch die Türken; seit 1949 gehört Elat zu Israel. Zuerst gabs einen kurzen Besuch im Supermarkt, wo wir uns mit Picknicksachen eindeckten. Anschließend besichtigten wir dieEdelstein-Schleiferei von Herrn Weiß. Hier wird Malachit, der typische blaue Elat-Stein, zu wunderschönen Schmuckstückenverarbeitet. Eigentlich sind die Steine ein Abfallprodukt aus den Kupferminen von Timna. Doch jeder Stein hat eine andere Maserungund somit ist jedes in Handarbeit gefertigte Schmuckstück auch ein Einzelstück. Das bekannte Unterwasserobservatorium mit seinen vielen Aquarien war sehr interessant. Die Hauptattraktion aber war einkünstlich angelegte Korallenriff, wo man das Leben unter Wasser von einem in die Tiefe reichenden Turm aus betrachten kann: 6 munter der Wasseroberfläche.Anschließend war Erholung mit Baden im Roten Meer angesagt. Und mit drei Stunden hatten wir - im Vergleich zu späterenROTEL-Reisen - wahnsinnig viel Zeit dazu. Ein kleines Grüppchen hatte sich um Daniela, Roland, Bertram, Erika und mich geschart.Somit konnten immer ein paar Leute auf das gesamte Gepäck aufpassen. Und das war auch gut so, denn einige Typen am eigentlichrecht leeren Strand kamen uns sehr verdächtig vor. Wegen der vielen Seeigel gab es hier eine sog. "Badebrücke", von der aus manschwimmend ins Wasser gelangen konnte, ohne den Meeresboden zu berühren. Vor den vielen Seeigeln hatte Günther uns ja gewarnt,nicht jedoch davor, dass das Wasser so flach war. Da ich beim Schwimmen die Beine immer recht hängen lasse, streifte ich natürlich mit meinem großen Zeh einen dieser stachligen Meeresbewohner. Ich hätte nie gedacht, dass so ein winziger Stachel solche Schmerzenverursachen konnte. Glücklicherweise hatten wir einen Doktor dabei, einen schon 84 Jahre alten HNO-Arzt, der wohl immer nochpraktiziert. Der holte jedenfalls gleich sein Medizintäschchen und hatte auch die richtige Salbe und Therapie parat. Einen zweitenBesuch im Roten Meer habe ich mir dann aber verkniffen. Obwohl der Stachel längst schon wieder entfernt war, schmerzte der Zeh nocheine ganze Weile.Wieder im Camp Gerofit in Yotvata angekommen, gab es nach der obligatorischen Gemüsesuppe heute einen gemütlichen Abend unter dem Sternenhimmel des Orients, mit lustigen Spielen und Liedern. (Anm: es war die einzige Reise, bei der ein Reiseleiter sich zuso etwas entschloss.)Donnerstag, 17. Oktober 1996(Yot-Vata – En-Gedi)Mit ROTEL ging es nun wieder nach Norden, aber hinab zum Toten Meer. Das Binnenmeer ist mit seiner Lage, 394 m u.NN, dertiefste frei zugängliche Punkt der Erde. Es ist ca. 80 km lang und zwischen drei und 18 km breit; im Norden bis zu 400 m tief, im Südendagegen keine 10 m. Der Salzgehalt liegt bei 32,6 - 36,0 % (im Vergleich: der Salzgehalt des Mittelmeeres beträgt 3,5 %), wodurch indem Wasser keine Art von Leben möglich ist; daher auch der Name. Diese Gegend ist die sauerstoffreichste und pollenärmste der Erde.Deshalb, und auch wegen der heilenden Wirkung des mineralischen Wassers bei Hautkrankheiten, Rheuma und Arthritis,haben sich die Orte En Gedi und En Boqeq zu Heilbädern mit modernen Kurbetriebseinrichtungen entwickelt.Schwefelhaltige Stellen entstehen durch tektonische Verschiebungen der Grabensenke.Am südlichen Westufer lagen einst die biblischen Städte Sodom und Ghomorra. Hier gab es für uns einenFotostopp: Wir hatten Lot's Weib entdeckt, eine Salzsäule, die aussieht wie eine erstarrte Frau mit langen blondengelockten Haaren. Naja, es gehörte schon eine gewaltige Portion Fantasie dazu, um eine Frau zu erkennen.Hier befinden sich auch die Dead Sea Works (Tote-Meer-Werke): Die Asphalt-Vorkommen unter dem Meer, dievon Zeit zu Zeit hoch gespült werden, beuteten schon die Ägypter und Nabatäer aus. Heute werden jährlich ca.100.000 t Chlorkalium, 50.000 t Kalisalze und ca. 600 t Brom gewonnen.Vorbei am Kurort En Boqeq gelangten wir nach En-Gedi (Ziegenquelle), das sich am nördlichen Teil des TotenMeeres befindet. Im gleichnamigen Kibbuz, wo wir heute nächtigen würden, stellten wir den Hänger ab und ruhten uns bei einer kurzenMittagspause etwas aus.Später begaben wir uns auf eine Wanderung durch das Davidstal (Nahal David). Die Sonne sengte vom Himmel. Wir entferntenuns vom Toten Meer. Schauten wir zurück, konnten wir es nur noch im Dunst erkennen. Die Verdunstung ist hier so hoch, dass man dasgegenüber liegende jordanische Ufer nur schemenhaft erkennen kann. Nach ca. 45 min erreichten wir einen erfrischenden Wasserfall,der sich in einen Teich ergießt. Hierher kamen viele Touristen, um vielleicht auch mal die Füße zu kühlen. Trotz der vielen Reisegruppeneine herrliche Idylle. Wenn da nicht die Jugendlichen mit den Gewehren wären, die hier patrouillierten. Sie ließen uns nicht aus derRealität in eine Traumwelt verschwinden. Israel ist eben ein Militärstaat, wo es nirgends sicher ist. Auf dem Rückweg zum Parkplatzentdeckten wir recht zutrauliche nubische Steinböcke und wild wachsende Kapern.Der Bus brachte uns nun in das Wadi Quilt in der Judäischen Wüste bei Jericho. Das Tal bildet einenTeil des alten Verbindungsweges zwischen Jericho und Jerusalem. Mitten im Wadi Quilt befindet sich dasgriechisch-orthodoxe St. Georgs Kloster,gegründet um 480 zu Ehren der Jungfrau Maris. Seine Blütezeiterlebte es im 6. Jh. Um 614 von den Persern zerstört, blieb es fortan unbewohnt. Der heutige Bau stammtvon 1878/1901. Um das Kloster herum befinden sich mehrere Hügel mit Kreuzen. Sie sollen derAbschreckung vor dem Bösen dienen. Von einem dieser Hügel bekamen wir einen ersten Eindruck von demam Felshang klebenden Kloster. Die heute hier lebenden neun Mönche bewirteten uns mit Saft undgriechischem Kaffee - eine willkommene Erfrischung angesichts unserer ausgedörrten Körper. Deranschließende Rundgang führte uns in die mit Ikonen und Malereien ausgestattete Marienkirche. Hierstimmt Günther mit einem Teil der Reisegruppe einen kirchlichen Gesang an, der jedoch von einem Mönchunterbrochen wurde. Er wies uns darauf hin, dass wir als Vertreter der westlichen (römischen) Kirche in einer östlichen (orthodoxen)Kirche nicht singen dürften. Dem Kloster angeschlossen sind auch einige Höhlenwohnungen, die nur über einen Flaschenzug versorgtwerden konnten. In einer soll der Prophet Elias gewohnt haben. Der Rückweg zum Bus fiel uns sehr schwer; es ging nämlich ganz schön steil bergauf. Es war schon spät und die Dämmerungbrach herein, als wir den Kibbuz En Gedi erreichten. Zum Abendessen reichte uns Erhard heute einen Salat, bestehend aus Thunfisch,Kartoffeln und einigen anderen Zutaten, angesichts der heißen Temperaturen wesentlich bekömmlicher als eine heiße ROTEL-Suppe.Wir hatten die Tische und Bänke entlang eines Maschendrahtzaunes aufgestellt, an dem später an die 30 Handtücher zum Trocknenhingen. Es waren um 23 Uhr immer noch 30 °C. Wir saßen luftig sommerlich bekleidet noch lange draußen. Da das Meer unheimlichrauschte und nicht weit entfernt war, machten sich Daniela, Roland, Erika, Bertram und ich auf den Weg dorthin. Da es stockduster war,jedoch mit einer Taschenlampe ausgerüstet. In deren Lichtkegel brach sich der Dunst. Der Wellengang lag ungefähr bei einem Meter:Fallwinde hatten das tagsüber wie ein Spiegel anmutende Meer aufgewühlt.Freitag, 18. Oktober 1996(En-Gedi – Jerusalem)Um 6 Uhr morgens waren es bereits wieder 26 °C - in der Nacht ist es überhaupt nicht abgekühlt.Um 7.30 Uhr setzte sich unser ROTEL nach Süden in Bewegung, um - wie bei ROTEL üblich - dieersten zu sein. Diesmal am Bergmassiv Massada [60 m NN], der wohl eindrucksvollsten Bergfestung undAusgrabung Israels. Das schwer zugängliche Felsplateau an der Meerenge von Ha Laschon ist 600 x 300 mgroß und bereits zu 1/3 erodiert. Massada wurde im 19. Jh. durch den Bibelforscher Robinson entdeckt.Herodes ließ auf dem Plateau eine uneinnehmbare Festung errichten. Nach der Zerstörung Jerusalems imJahre 70 verschanzten sich hier ca. 1.000 jüdische Aufständische. Der römische Befehlshaber FlaviusSilvus schloss Massada mit einem 4.500 m langen Wall ein und legte dahinter acht Lager an, darunter seinHauptlager an der Westseite mit dem Grundriss eines Rhombus, der heute noch zu sehen ist. Ebenso dieRampe, die an dieser Seite aufgeschüttet wurde, um Sturmböcke und andere Belagerungsmaschinen an die Mauer bringen zu können. Als die Römer jedoch zum Angriff antraten, stießen sie nur auf 960 Tote. DieAufständischen hatten sich zuvor selbst getötet. Man erreicht die Festung Massada auf drei Wegen: zu Fuß von Arad aus über die Rampe an der Westseite, zu Fuß über den sog.Schlangenpfad an der Ostseite, der sich in Serpentinen den Hang hinauf schlängelt, oder per Seilbahn. Wir wählten die schnellsteVariante. Die Seilbahn Schweizer Bauart führt über 799 m Länge und 262 m Höhenunterschied hinauf nach Massada. Von hier obenhatten wir einen wunderbaren Blick über das Tote Meer und die Reste der acht großen Römerlager rings um den Berg. Sogar dieWachlinien mit den Feuerstellen waren noch zu erkennen, wo alle 50 m ein großes Leuchtfeuer brannte. Unser Rundgang begann amOsttor. An der Spitze des Felsens steht der monumentalste Bau von Massada, der Nordpalast des Herodes, eine Drei-Stufen-Anlage.Der obere Teil mit seinen Wohnräumen endet in einem Halbrund, von dem wir auf die beiden unteren Terrassen herunter blickten. Übereine Treppe aus der Neuzeit gelangten wir auf die 20 m tiefer gelegene Mittelterrasse, die als Lusthaus des Königs gedeutet wurde. Dieuntere Terrasse, noch einmal 14 m tiefer gelegen, ist ein von Säulen umgebener Innenhof. Südlich dieses Palastes befindet sich einnach römischem Vorbild angelegtes Badehaus mit Umkleideraum, Kalt-, Lauwarm- und Heißwasserraum. Die Römer waren guteBaumeister. Wie so oft, gab es auch in Massada eine Fußbodenheizung, bei der der Fußboden auf über 200 kleinen Säulen ruhte, undeine "Bauwerkstrockenlegung", ein ausgeklügeltes Entlüftungssystem, das dafür sorgte, dass der Wasserdampf nicht in den Wändenblieb. Aber das Badehaus wurde wie die ganze Festung von Herodes nie genutzt; das luxuriöse Badehaus mitten in der Wüste war ebenda, für den Fall, wenn... An der westlichen Festungsmauer entdeckten wir die Reste der ältesten Synagoge der Welt. Während derNordpalast als Privatresidenz des Herodes fungierte, war der 4.000 m² große Westpalast die offizielle Amtsresidenz. An der Südspitzedes Plateaus liegt eine riesige Zisterne, deren Stufen in eine gigantische Höhle führten. Der Abstieg war etwas beschwerlich fürMenschen mit kurzen Beinen wie mich, da die Stufen etwas zu groß geraten waren.Nach über 2 Stunden schattenlosem Plateau-Wandern mussten wir uns erst einmal erholen und wurden von Erhard nach "En-Gedi-Spa" gefahren, einem Freizeit- und Erholungsbad am Toten Meer. Drei Stunden hatten wir Zeit, um alle Bäder auszuprobieren. Dani, Roland, Erika, Bertram und ich erhielten, wie jeder andere Badegast auch, am Eingang einen Schlüssel für einenGarderobenschrank, wo wir unsere Sachen verstauen konnten. Nur mit Badesachen bekleidet suchten wir als erstes ein Schwefelbadauf. Es gibt insgesamt drei davon: eines nur für Männer, eines nur für Frauen und eines für alle Geschlechter gemeinsam. Wirentschieden uns für das gemeinsame, da wir uns ja gemeinsam erholen wollten. Das Wasser war ziemlich salzig, aber noch nicht sosalzig wie das des Toten Meeres. Draußen standen zwei Loren gefüllt mit Heilschlamm aus dem Meer. Es heißt, wer sich damiteinschmiert, würde 20 Jahre jünger werden. Mal sehen, 28 minus 20 = ??? Es kommt auf einen Versuch an:Von Kopf bis Fuß schmierten wir uns mit dem schwarzen Schlamm ein und verwandelten uns in fünfNegerlein. Das war ein Gaudi, sich schwarz einzupappen. Durch die Hitze und den reichlich 500 m langenWeg unter der prallen Sonne bis zum Wasser trocknete der Schlamm recht schnell auf der Haut undvermittelte allen ein prickelndes Gefühl. Im salzigen Meer wuschen wir uns den Schlamm wieder von derHaut. Ich konnte es nie so recht glauben bis ich es selbst ausprobieren konnte: Das Baden im - oder besser- auf dem Toten Meer ist schon ein Erlebnis. Bedingt durch den 10-Fachen Salzgehalt des normalenMeerwassers liegt man tatsächlich auf dem Wasser ohne unterzugehen. Nur muss man höllisch aufpassen, denn der Körper will sich immer umdrehen und mit dem Gesicht nach unten zeigen. Über eine Rampegelangte ich in das Wasser und setzte mich gleich hin, so hat es Günther uns geheißen. Wupps, schon zog es mir die Füße nach oben,dass ich mich kaum halten konnte. Es bedurfte schon ein wenig Geduld, bis ich nach meinem ausgiebigen Bad im Badewannen warmen Wasser wieder stehen konnte. Denn so wie es einem die Füße beim Setzen an die Wasseroberfläche zieht, kann man seine Füße nichtohne Probleme wieder aufstellen. Erst nachdem ich das völlig Salz verkrustete Geländer an der Rampe erreicht hatte, hatte ich eineChance wieder in die Vertikale zu kommen. Und dabei war das Wasser kein Meter tief! Allzu lange hält man es aber nicht im Toten Meeraus - das Salz ätzt. Also nahmen wir hinterher die vorgeschriebene Süßwasserdusche. Und das Alter? Naja, ganz so jung bin ich danndoch nicht geworden. Bevor wir zum Treffpunkt zurückkehrten, konnten wir uns noch in einem Süßwasserpool erfrischen und eine Kleinigkeit zu Mittagessen.Weiter führte uns die Tour nach Qumran. Bereits im 8. Jh. v.Chr. von Juden bevölkert, erlangte der Ort aber erst Berühmtheitdurch die Sekte der Essener, die hier vom Ende der Hasmonäischen Zeit bis zum großen Aufstand der Juden gegen die römischeOberherrschaft im Jahr 68 lebten und wirkten. Sie hinterließen in den Höhlen in der Umgebung des Ortes Zeugnisse ihres Lebens undihrer Religion, heute bekannt als die "Schriftrollen vom Toten Meer". 1947 begann die Suche nach dem Herkunftsort der Essener, alsBeduinen sieben antike Schriftrollen in der Höhle Nr. 4 fanden. Zwischen 1951 und 1956 untersuchte ein Team französischerArchäologen die Gegend und fand weitere Schriftrollen in den Ruinen, die bestätigten, dass Qumran das Zentrum der Essener war. DieRollen waren beinahe 2.000 Jahre in Krügen versteckt und wegen des ariden Klimas gut erhalten. Sie beinhalten Schriften des AltenTestaments, der Apokryphen sowie Texte der Sekte selbst. Einige von ihnen sind im Jerusalemer Israel-Museum "Shrine of the Book" zusehen. Das Kloster wurde etwa 150 v.Chr. gegründet, 31 v.Chr. durch ein Erdbeben zerstört, wieder aufgebaut und 68 n.Chr. vonrömischen Truppen während des jüdischen Krieges endgültig zerstört, nachdem die Bewohner Bibliothek, Archive und andere Schätze inden benachbarten Höhlen verborgen hatten. Bei der Besichtigung des Klosters sahen wir u. a. eine Zisterne, an der die Spuren desErdbebens noch deutlich sichtbar waren. Das Hauptgebäude beherbergte einen großen Speise- und Versammlungsraum; ein Raum fürSchreiber gab es im Obergeschoss. Etwas abseits der Klosteranlage konnten wir einen beeindruckenden Blick über einen tiefenTaleinschnitt hinüber zu den Bergen werfen, in deren Höhlen die Schriftrollen gefunden wurden. Da zwischen Israelis und Palästinensern die Eigentumsfrage nicht geklärt ist - Qumran liegt im israelisch besetzten Westjordanland -, ist dieser, leider völlig ungeschützte,geschichtsträchtige Ort unweigerlich dem Verfall durch Erosion frei gegeben. Von der Höhle Nr. 4 kann man heute kaum noch etwaserkennen - in ein paar Jahren wird wohl nichts mehr übrig sein. Oberhalb des Wadi Qilt ging es nun nach Jerusalem zurück. Einen kleinen Stopp legten wir bei am Straßenrand campierendenBeduinen ein, die uns mit einem Glas Tee willkommen hießen und uns ihre Instrumente vorführten. Wer wollte, konnte einen Ritt aufeinem weißen Kamel wagen. Ich verzichtete nach meinen Erfahrungen in Tunesien 1993 freiwillig.Wir erreichten den Campingplatz in Beit Zajit in der Abenddämmerung. Erhard hatte einige Schwierigkeiten beim Einparken desHängers aufgrund der vielen Bäume, um die er herum jonglieren musste. Doch unsere männlichen Reisekameraden griffen ihmbereitwillig unter die Arme. Nach einem Tag mit fast 40 °C war es in dieser Nacht saukalt!"... Und Lot's Weib sah hinter sich und ward zur Salzsäule." [Mose 19,26]