Erstellt mit MAGIX Reisebericht II. Jerusalem - Jesu Spuren in der Heiligen Stadt (Teil 1) In Jerusalem sind nur einheimische Fremdenführer zugelassen; deshalb begleitete uns Jechiel Ogdan, ein lizensierter Fremdenführer.  Erster Anlaufpunkt - nach einer israelischen Sicherheitskontrolle - war der Tempelberg (Berg Moriah). Auf dem mächtigen Plateau  standen der Erste und Zweite Tempel. Der gerade wieder eröffnete riesige, antike Tempelplatz, von den Arabern "Harem el-Sharif" -  "erhabenes Heiligtum" genannt, ist das bedeutendste islamische Heiligtum nach Mekka und Medina. Nirgendwo sonst liegen heilige  Stätten der drei Weltreligionen Islam, Judentum und Christentum so dicht beieinander. El-Aqsa-Moschee und Felsendom darf man nur  barfuß betreten. Gar nicht so angenehm bei Regen und nassem Pflaster. Glücklicherweise war der Boden  warm und die Gänge mit Teppichen ausgekleidet. Leider mussten auch Fotoapparat und Videokamera  draußen bleiben. Die El-Aqsa-Moschee ist die größte Moschee Jerusalems und bietet Platz für rund 5.000  Gläubige. Sie wurde 714 von dem Kalifen Abdul Walid erbaut, 1034 nach einem Erdbeben von Kalif Al  Sahir, der auch die silberne Kuppel stiftete, erneuert. 1950 wurde auf Jordaniens König Abdalla in dieser  Moschee ein Attentat verübt. Machtvoll symbolisiert der Felsendom die Verbindung zwischen Judentum,  Christentum und Islam. Dort, wo einst der Tempel stand, wölbt sich eine hoch aufragende vergoldete  Kuppel mit einem Durchmesser von 26 m über die Opferstätte Abrahams und den Felsen, von dem aus der  Prophet Mohammed auf seine Stute Al Burak in den Himmel geritten sein soll. Die Fenster des 691 von  Kalif Malik Ibn Marwan errichteten Felsendoms, gehören zu den kostbarsten Kunstwerken des Islam. Das  Islamische Museum umfasst eine umfangreiche Sammlung arabischer Objekte, die in enger Beziehung zur Geschichte des Felsendoms und der El-Aqsa-Moschee stehen. Vom Tempelplatz aus hatten wir bei mittlerweile wieder einsetzendem Sonnenschein einen schönen  Blick auf den berühmten Ölberg.   Unser Rundgang führte vom Tempelberg zur Klagemauer, der heiligsten Stätte des Judentums. Einst die Westmauer des zweiten  Tempels bildend, wird sie auch Western Wall genannt. Die Mauer symbolisiert die Jahrhunderte alte Sehnsucht der Juden nach einem  Staat, in dem der Glaube an Jahwe im Mittelpunkt steht. Am Shabbat versammeln sich hier besonders viele Gläubige vor den riesigen  Kalksteinquadern. Der große freie Platz gilt als Synagoge und ist mit einem (Sichtschutz-)Gitter in zwei Teile getrennt. Links haben die  Männer, rechts die Frauen ihren Platz, wobei der Teil für die Männer wesentlich größer als der für die Frauen ist. Selbst wenn hier eine  Familie das "Bar-Mizwah"-Fest, die Religionsmündigkeit ihres Sohnes, feiert, muss die Geschlechtertrennung aufrechterhalten werden.  Doch der Mensch ist schlau: So konnten wir (Frauen) beobachten, wir die weiblichen Angehörigen auf kleinen Hockern stehend, dem  Fest beiwohnte. Die Klagemauer erhielt ihren Namen von den Klagen der Juden um den Untergang des Tempels. Fromme Juden  verbergen in den Fugen zwischen den Quadern kleine Zettel, sog. Kvittelchen, deren Botschaften nur für das Auge Gottes bestimmt sind.  Nichtjüdische Touristen wie wir dürfen erstaunlicherweise ebenfalls direkt bis an die Mauer vor, müssen sich aber auch an die  Gepflogenheiten halten: Frauen rechts, Männer links und mit einer Kipa, der kleinen runden Kopfbedeckung der männlichen Juden,  bekleidet. Ich musste hier an der Klagemauer mal die öffentlichen Toiletten aufsuchen. Und plötzlich ein mörderisches Geschrei: Mangels  Kenntnisse der hebräischen Sprache wollte ich doch glatt bei den Männern auf's Klo gehen anstatt bei den Frauen - ein Frevel im  jüdischen Staat. Gegen Mittag verließen wir den Tempelbezirk in Richtung jüdisches Viertel, in dem ca. 700 jüdische Familien wohnen. Während der  israelisch-arabischen Kämpfe 1948 zerstört, wurde das Viertel nach der Eroberung Ostjerusalems im Sechstagekrieg 1967 nach alten  architektonischen und städtebaulichen Vorlagen neu aufgebaut. Unser rot/schwarzer Bus brachte uns zum israelischen Parlamentsgebäude, der Knesset im Westen Jerusalems. Die 1960  erbaute Knesset ist ein großes, flaches Zweckgebäude ohne architektonische Besonderheiten. Erst nach einer intensiven  Personenkontrolle - Fotoapparate und Videokameras waren u. a. nicht erlaubt - durften wir in Zweiergruppen das Gebäude betreten. Wir  besichtigten per Lautsprecherführung den fensterlosen Plenarsaal und Mosaike von Marc Chagall. Im Empfangsfoyer hängen Gobelins,  die nach Entwürfen von Chagall gefertigt worden sind. Gegenüber der Knesset steht das Staatssymbol von Israel, die "Menora". Der 7-  Armige Leuchter war ein Geschenk des englischen Parlaments an den Staat Israel. Auf den Armen und dem Sockel des Leuchters sind  Szenen aus der jüdischen Geschichte, insbesondere biblischen Inhalts, darge-stellt. Die Synagoge des Hadassah-Hebrew University Medical Center wurde am 06.12.1962 während der Hadassah goldenen  Jubiläumsfeier eingeweiht. (Hadassah ist eine 1912 von Henrietta Szold gegründete zionistische Frauenorganisation Amerikas, die u. a.  Programme für jüdische Erziehung und zionistische Bildung fördert sowie Gesundheit und Unterrichtswesen in Israel unterstützt.) Die  Fußböden und Innenwände sind aus Jerusalemstein und die Synagoge wird durch eine hängende Lampe und durch das Sonnenlicht,  welches durch die grandiosen Chagallfenster strahlt, erleuchtet. Die Fenster stellen die 12 Söhne des Patriarchen Jacob dar, von denen  die 12 Stämme Israels abstammen. Sie sind mit Tieren, Fischen, fließenden Objekten und zahlreichen jüdischen Symbolen ausgestattet.  Der Vortrag über die einzelnen Fenster war sehr interessant.  Am Nachmittag besuchten wir Yad Vashem, die nationale israelische Gedenkstätte des Holocaust, die an  die Ermordung von sechs Mio. Juden durch die deutschen Nationalsozialisten erinnert. Im so genannten "Tal der  Gemeinden", das 1990 neu eingeweiht wurde, sind in hoch aufragenden Mauern, die aus großen Felsblöcken  bestehen, Gedenktafeln mit den Namen der Gemeinden eingelassen, die durch das Naziregime ausgelöscht  wurden oder große Verluste zu beklagen hatten. Die Gedenkhalle ist aus großen Feldsteinen errichtet, auf denen  eine mächtige Betonplatte ruht. Im Inneren einer fensterlosen Halle sind die Namen der Vernichtungslager in  hebräischen und lateinischen Buchstaben in den Boden eingelassen. Die ewige Flamme brennt zum Gedenken  und als Mahnung. Den Fußboden deckt ein Mosaik aus sechs Mio. kleinen Steinchen.  Jechiel trieb uns nun zur Eile an. Er wollte uns unbedingt noch den Herzl-Berg zeigen; der Park schließt  aber um 17 Uhr. Dank der Eile schafften wir es, nicht nur das Grab von Theodor Herzl, dem Begründer des  Zionismus, zu besuchen, sondern auch das von Yitzhak Rabbin, dem ermordeten israelischen Ministerpräsidenten, und das von Golda Meir, der ersten Ministerpräsidentin Israels.  Es dämmerte bereits, als wir durch das jüdisch-orthodoxe Viertel Mea Shearim fuhren. Hier werden Touristen nicht gern gesehen,  insbesondere dann nicht, wenn sie Gruppen von mehr als zwei/drei Leuten bilden. Fotografieren war verboten. Mea Shearim  repräsentiert eine eigene jüdische Lebensform, die sich bewusst im Gegensatz zum Staat Israel stellt. Etwa 10.000 Familien leben hier  von den Steuern, die andere zahlen - ohne Fernsehen, Kino, Diskothek. Am Shabbat wird selbst auf die Benutzung des elektrischen  Stromes und des Autos verzichtet. Während die Männer als dauerhafte Studenten in den Tag leben, kümmern sich ihre Frauen um bis zu   zwölf Kinder, die wiederum mit drei Jahren in eine Talmudschule geschickt werden. Man unterhält sich in Jiddisch und betet Hebräisch.  Man erkennt die ultraorthodoxen Juden stets an ihrer Kleidung: Die Frauen tragen auch im Sommer lange Kleider, Kopftücher und  Wollstrümpfe, die Männer schwarze Mäntel und schwarze Hüte; die Frommsten unter ihnen haben lange Bärte und Schläfenlocken.  Ziel war die Schmidtschule, ein Mädchen-College, das vom Deutschen Verein im Heiligen Land geführt wird. Der hiesige Pastor  ließ uns wissen, dass hier alle Mädchen zur Schule gehen können, egal welcher Nationalität sie angehören oder ob sie arm sind. Das zu  bezahlende Schulgeld wird nach dem Einkommen der Eltern berechnet. Der katholische Pfarrer zeigte uns nach einer kurzen Andacht  den Weg auf das Dach der Schule. Hier oben genossen wir einen herrlichen Rundblick über das nächtliche Jerusalem, insbesondere auf das direkt vor uns liegende beleuchtete Damaskustor, Eingang zur Altstadt.   Mit Günther kehrten wir anschließend in die Altstadt von Jerusalem zurück. Im "Stern von Jerusalem", einem typischen arabischen  Restaurant, erhielten wir das obligatorische ROTEL-Begrüßungsessen, diesmal auf arabisch: Als Vorspeise gab es Pitabrot mit Hummus (Kichererbsenmus) und verschiedene Salate. Das alleine war schon so reichlich, dass wir ein bisschen aufstöhnten, als nun erst das  Hauptgericht kam: Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln. Und zum Stopfen der letzten Lücken im Magen gab es zur nachspeise  Baklawa, ein ekelhaft süßes Gebäck. Nach einem anstrengenden ersten Tag war ich froh, endlich in meiner Koje liegen zu können. Montag, 14. Oktober 1996 (Jerusalem - Bethlehem - Talpiot - Jerusalem)  Pünktlich 7.15 Uhr verließen wir den Campingplatz in Richtung Skopusberg, von wo aus wir einen wundervollen Panoramablick  über die Stadt genossen, und anschließend zum Ölberg, eine jüdische Begräbnisstätte. Die Masse an Steingräbern ist unübersehbar.  Nach der Überlieferung soll der Messias von hier nach Jerusalem einziehen und die Toten auferstehen lassen. Im Dorf El-Tur am Weg  von Jerusalem nach Bethanien befindet sich die Himmelfahrtskapelle. Im 12. Jh. errichteten die Kreuzfahrer das Erdgeschoss der  heutigen Kapelle, die später von Sultan Saladin in eine Moschee  umgewandelt wurde. Später beschloss Saladin, in unmittelbarer Nähe  eine neue Moschee zu bauen, da die "Himmelfahrtsmoschee" fast ausschließlich von Christen besucht wurde. Bis heute gilt das  Gebäude offiziell als Moschee. Von hier aus wanderten wir den Ölberg hinab, vorbei an mehreren Sehenswürdigkeiten:   Die Pater-Noster-Kirche (Vaterunserkloster) steht am Platz der konstantinischen Eleona-Basilika (326-333), die von den Persern 614 zerstört wurde. Von den Kreuzfahrern wurde eine neue Kapelle errichtet; 1874 erwarb die Prinzessin de la Tour d'Auvergne das  vernachlässigte Gelände und stiftete ein Kloster für Karmeliter-Nonnen. Im Hof des Klosters hat man das Gebet auf farbigen  Fayenceplatten in 80 Sprachen angebracht. Der Bibel nach soll Jesus hier seine Jünger das Vater-unser gelehrt haben. Weiter unten am  Ölberg steht in einem idyllischen Gelände die Franziskanerkapelle Dominus Flevit ("Der Herr hat geweint"). Dem Lukasevangelium  zufolge hielt Jesus bei seinem triumphalen Einzug in Jerusalem im Angesicht der Stadt am Abhang des Ölberges an und weinte über sie. Die 1891 erbaute Kirche besitzt die Form einer Träne. Von dem breiten Altarfenster aus bietet dem Besucher einen Panoramablick auf  Jerusalem. Vorbei an der russischen Maria-Magdalena-Kirche gelangten wir am Fuße des Ölberges zum Garten Gethsemane, dessen  Ölbäume fast 2.000 Jahre alt sind. Im Hebräischen bedeutet der Ort "Ölpresse". Jesus soll hier auf einem Felsen in  der Nacht vor seiner Gefangennahme gebetet haben. Auf diesem Felsen erbaute Kaiser Theodosius I. im 4. Jh.  eine dreischiffige Basilika. Die heutige, 1924 erbaute, Gethsemanikirche erhielt den Namen Kirche der  Nationen, weil die bildlichen Darstellungen Geschenke der zwölf Länder sind, mit deren Geld die Kirche erbaut  wurde. Vom Garten gethsemane führen 47 breite Marmorstufen hinab in das dunkle unterirdische Heiligtum  des Mariengrabes, die Grabkirche der Jungfrau Maria. Das aus einem Felsen gehauene Grab befindet sich  hinter einem griechisch-orthodoxen Altar, den eine silberne Ikone schmückte, die das Kerzenlicht vielfach  reflektierte. Wer die winzige Grotte betreten wollte, musste sich ziemlich klein machen. Im 4. Jh errichtet,  wurde die kleine Kirche von Kreuzfahrern im 12. Jh. erweitert und von Saladin nach der Eroberung Jerusalems  zerstört. Die Krypta ist bis heute erhalten; sie wurde bei der Zerstörung verschont, da Maria auch im Islam  verehrt wird.   Unsere Reise führte uns nun weiter zu der am Osthang des Zionberges gelegenen katholischen Kirche  St. Peter in Gallicantu mit Blick über das Kidrontal. 1931 erbauten die Assumptionisten an der Stelle des  Hauses Kaiphas die Kirche "Zum Hahnenschrei". Hier verbrachte Jesus die erste Nacht nach seiner  Gefangennahme, hier fand sein erstes Verhör statt und hier weinte Petrus.   Unser roter Bus brachte uns nun ganz hinauf auf den Berg Zion. Ein Kurzbesuch galt der Dormitio-Kirche, das wohl imposanteste  Bauwerk auf dem Zionsberg und der Stätte der letzten Lebensjahre Mariens geweiht. Die um 1100 von den Kreuzfahrern erbaute große  Kirche St. Maria in Monte Zion wurde 1219 durch Moslems zerstört. Sultan Abdul I Iamid schenkte 1898 Kaiser Wilhelm II. die Stätte zur  Betreuung durch das Erzbistum Köln. Um 1900 erfolgte die Grundsteinlegung zur Dormitio-Kirche, die seit 1906 von deutschen  Benediktinern betreut wird. Ein paar Fußminuten weiter befindet sich das den Christen, Juden und Moslems gleichermaßen heilige  Davidsgrab. Männliche Besucher durften die Grabstätte des Königs David nur mit der Kipa auf dem Haupt betreten. Im Vorraum beteten  einige orthodoxe Juden; im kleinen Grabraum drängten sich die Touristen. Das Grab ist aus Stein gehauen und mit einem reich  bestickten Tuch bedeckt, worauf Kronen und Torah-Behälter aus Silber stehen. Letzte Station auf dem Zionsberg war der Abendmahl-  Saal, wo am Abend des Gründonnerstag Jesus seine Jünger zum letzten Abendmahl versammelte und wo er nach der Auferstehung den  Aposteln zwei Mal erschienen sein soll.   Wir verabschiedeten uns nun von unserem örtlichen Reiseführer Jechiel, den wir am Ende der Reise noch einmal sehen sollten.  Denn unsere Reise führte uns nun weiter nach Bethlehem. "Da dachte Petrus an das Wort, das Jesu zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich drei Mal ver- leugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich." [Matthäus 26,75]