Erstellt mit MAGIX Reisebericht Gegen 17 Uhr erreichten wir den Etosha NP. Und zwar am Von-Lindequist-Gate im Osten. Und  gleich entdeckten wir ein paar Elefanten mit Kälbern, zwei Kudu-Damen, Dik-Diks und Giraffen.  Die Etosha-Pfanne selbst nimmt gut 1/5 der Parkfläche ein und ist fast vollständig  vegetationslos, wo während der sommerlichen Hitze die Oberflächentemperaturen schon mal  auf 50 - 60 °C ansteigen können. Die restliche Parkfläche besteht aus Grasland und  Trockenbuschsavanne im W und Baumsavanne mit Mopanebäumen und Akazienarten im O. Im  Etosha NP gibt es 100 natürliche und künstlich angelegte Wasserstellen, 40 davon mit  Beobachtungsstellen. Man zählte hier 114 Säugetier-, 340 Vogel- und 110 Reptilienarten - bis  auf Büffel, Hippos und Krokodile sollen alle Arten hier vertreten sein. Der Name "Etosha" leitet  sich übrigens von der San-Sprache her und wird ungefähr so gedeutet: E = ‚groß' und ‚totha =  ‚wegen des heißen Bodens von einem Fuß auf den anderen hüpfen'. Irgendwie passend, oder?   Der Tourismus im Etosha begann zu Ostern 1946, als die erste, von der südafrikanischen  Eisenbahnverwaltung organisierte Reisegruppe den Park mit Lastwagen besuchte. Nun begann man, ganzjährig befahrbare Pisten zu bauen, um die Region für den Autoverkehr zu erschließen; der Brunnenbau für Wildtränken  sicherte die Wasserversorgung der Tiere. Durch einen wildsicheren Zaun unterband man den Wildwechsel zwischen NP und Farmland,  sodass  sich der Bestand an Löwen oder Streifengnus wieder erholen konnte. Nur für Elefanten gab es nichts, da diese sogar aus  Eisenbahnschienen und Drahtseilen errichtete Wälle niederreißen können. Wir übernachten im Camp "Namutoni". Hier entdeckten 1851 John Andersson und Francis  Galton die Etosha-Pfanne. Nach 1897 diente Namutoni während der Rinderpestepidemie als  Kontrollstelle, später als Grenzposten, der den handel mit Ovamboland kontrollierte. Das Fort  wurde 1902/1903 erbaut, in 1904 von den Ovambo zerstört. Sieben Angehörige der  Schutztruppen hielten es gegen 500 schlecht bewaffnete Ovambo-Krieger, bis sie nachts  flüchten konnten. Seit 1957 ist das Fort für Touristen geöffnet; im Turm befindet sich ein kleines  historisches Museum. Im Camp trafen wir auf den ROTEL-Bus der großen Südafrika-Reise.  Nach dem Gemüse-Schnipseln bekamen wir gerade noch rechtzeitig den Sonnenuntergang am  Wasserloch um 18.40 Uhr mit. Zebras und Thompson-Gazellen gaben sich hier ein Stelldichein. Erst spät kamen wir zum Essen (Spaghetti mit Soße). Bertram war schon ganz ungeduldig,  denn es wurde bereits dunkel und er nahm an, etwas zu verpassen. Und wenn Bertram keine  Lust auf Spaghettis hat, dann will das etwas heißen. Die anderen Reiseteilnehmer machten sich über ihn lustig. Doch sie waren teilweise schon mehrmals hier und kannten alles - wir noch nicht. Deshalb machte ich mich kurze Zeit  später auch auf den Weg zur Zuschauertribüne, von wo aus wir die Tiere beobachten konnten, ohne sie  zu stören. Giraffen sehen schon  komisch aus, wenn sie zum Trinken die Vorderbeine querstellen, um durch den langen Hals nicht das Übergewicht zu bekommen. Ein  einzelner Elefant trabte gemütlich um das natürliche Wasserloch herum, um sich dann am üppigen Schilf zu laben. Eine Elefantenmutter  traute sich mit ihrem ca. 1 Tag alten Jungen nicht ins Flutlicht, das das Loch erhellte. Die Wasserstelle wurde erst 1995 eingerichtet;  wahrscheinlich haben sich die Tiere noch nicht an das Flutlicht gewöhnt. Hyänen und Schakale jagten sich gegenseitig. Es war schon  unheimlich, die Löwen auf der anderen Seite des Camps zu hören. Schließlich waren wir hier die "Eingesperrten" und nicht die Tiere. Bis  23 Uhr hielt ich es aus, dann wurde ich zu müde. Sehr geheuer war mir nicht, in fast völliger Dunkelheit - die Funzeln der Bungalows  warfen nicht allzu viel Licht - allein zum ROTEL zurückzugehen. Da das Heulen der Raubtiere, dort lief ein marderähnliches Tier  zwischen zwei Autos hindurch... Als ich vom Zähneputzen zurückkam, liefen mir doch glatt 2 Hyänen über'n Weg. Bertram hielt es noch  ein Weilchen länger am Wasserloch aus. Als wir gegen Mitternacht in die Kojen verschwanden, hörten wir die Löwen wieder. Etosha NP (181 km)  Als ich um 4 Uhr morgens durch ein Geräusch aufwachte, wollte Bertram gerade zum Wasserloch marschieren. Die Löwen hörten wir  jetzt sehr nah. Vielleicht waren sie ja am Wasserloch? Nur war ihm etwas mulmig, allein in der Dunkelheit zum Beobachtungspunkt zu  laufen. Also kam ich mit. Die Neugierde siegte. Es war unheimlich. Links brüllten die Löwen, rechts marschierte ein Schakal an uns  vorbei. Plötzlich ging 20 m von uns entfernt eine Auto-Alarmanlage los. Als wir in diese Richtung schauten, huschte gerade ein Etwas in  Hyänen- oder Schakalgröße in die Dunkelheit davon. Am Wasserloch war aber nichts los. Weder zuschauende Menschen noch trinkende  Tiere. Nur ein paar wachsame Gazellen hatten sich hierher verirrt. Als ½ Stunde später immer noch kein Löwe in Sicht war,  verschwanden wir in der warmen Koje. Gegen 6.15 Uhr wachte ich auf. Es dämmerte bereits und Bertram befand sich schon wieder auf der Pirsch. Ich ging auf den Turm vom  Fort, um den aufgehenden glutroten Sonnenball über dem Etosha NP zu erleben. Dort offenbarte sich die unendliche Weite der ebenen  Etosha-Pfanne. An der Wasserstelle war (noch) nichts los. Um 8 Uhr brachen wir zu einer schönen Tour quer durch den insgesamt 22.270 km² großen Nationalpark.  Hier leben riesige Herden in unberührter Natur. Dieser NP ist unangetastet geblieben, seit ihn der deutsche  Gouverneur von Lindequist 1907 zum Reservat erklärte. Das Schutzgebiet ist ein Paradies für den  Fotografen. Der "Brennpunkt" des NP ist die 6.000 km² große Etosha Pfanne. Hier kommen die Tiere, um  Salz zu lecken: Zebras, Springböcke, wilde Gnus, Oryx-Antilopen. Aber auch Löwen, Hyänen, Schakale,  Elefanten, Giraffen, Kudus, Elands und viele andere Tierarten, v. a. Vögel können auf den weiten  Grasflächen in aller Ruhe beobachtet werden, darunter Strauße, riesige Trappen und Störche. Mit unserem  "großen roten Ungetüm" konnten wir nur die Hauptwege fahren. Und da wir auch nur diesen einen Tag zur  Verfügung hatten, schafften wir auch nicht alle Wasserlöcher. Trotzdem ließ uns Willy stets genügend Zeit  zum Beobachten, Filmen und Fotografieren. Und er fuhr mal mit der linken, mal mit der rechten Seite an die  Wasserstelle heran, damit jeder Reisegast auf seine Kosten kommen konnte. Schon auf dem Weg zum "Chudop"-Wasserloch, das von einer natürlichen artesischen Quelle gespeist  wird, entdeckten wir Springböcke, Kudus, Dik-Diks, Giraffen und Riesentrappen. Um das kleine natürliche  Wasserloch scharten sich Kudus, Steppenzebras, Oryx-Antilopen und die hier endemischen Schwarznasen-  Impalas in friedlicher Eintracht mit einem Schabrackenschakal. Dazwischen entdeckte Bertram einen  Rüppelpapagei, Lappengeier und andere Vögel. Später gesellten sich auch Streifen-Gnus hinzu. Auch am künstlichen Wasserloch "Kalkheuwel" war ordentlich was los. Nur der Leopard, den man hier  häufig beobachten kann, versteckte sich vor unseren Blicken. (Er war übrigens der einzige der "Big Five",  den wir nicht zu Gesicht bekamen.)   An der Wasserstelle "Goas" sahen wir 2 Elefanten und Hornträger. Was wir noch nie zuvor gesehen haben: wenn ein Elefant ausruht,  knickt er einen Vorderfuß ein und legt den Rüssel über den Stoßzahn. In dieser Stellung kann der Elefant minutenlang verharren.  Es wurde in der Salzpfanne von Etosha immer heißer. Die Tiere zogen sich in den Schatten der Buschsavanne zurück. Wo es nur  vereinzelt Büsche und Bäume gab, lag unter jedem mindestens ein Hornträger. Bis auf einen Schabrackenschakal bekamen wir keine  Raubkatze zu sehen.   Als wir gegen 12 Uhr die 70 km von "Namutoni" entfernte Raststelle "Halali", deren Symbol ein  gelbes Posthorn ist, erreichten, zeigte das Thermometer ca. 36 °C. Die genaue Temperatur  kann ich nicht mehr nehmen, da ich irgendwann beim Fenster schließen den Temperaturfühler  abgehackt habe. Bis 13.30 Uhr hatten wir in diesem Camp Mittagspause. Wir verbrachten die  Zeit am kleinen künstlichen Wasserloch "Moringa". In dessen Mitte sonnte sich eine  Schildkröte auf einem Stein. Den anderen Wildtieren war es offenbar auch zu heiß. Einige Zeit  tat sich gar nichts. Nach einer Taube und einem Flughuhn kam ein einzelner "Steinbock" und  danach ein Springbock, um Wasser zu trinken. Als wieder Pause am Wasserloch war,  beobachteten wir einen Hornvogel, der ganz in unserer Nähe auf einem Bottle-Tree saß.  Genüßlich nahm er eine Schote nach der anderen, zerhackte sie mit seinem Schnabel und  verspeiste die sich darin befindlichen Früchte. Durch uns ließ er sich dabei nicht stören. An  allen Wasserstellen im Etosha NP wird sowieso um Ruhe gebeten. Doch plötzlich tat sich etwas im Buschwald. Man sah, dass sich etwas größeres auf dem Weg zur Wasserstelle befand. Außerdem wurde mächtig Staub aufgewirbelt.  Durch das Fernglas erkannten wir: es handelte sich um eine riesige Herde Steppenzebras. An der kleinen Wasserstelle hatten gar nicht  alle Zebras auf einmal Platz, sodass es auch zu Streitereien kam. Nur, die Viecher sind auch doof. Sie nahmen nur den Teil der  Wasserstelle in Anspruch, der zum Buschwald zeigte, anstatt sich rings um das runde Wasserloch zu verteilen. Selbst in den größten  Herden kann man die Familienbande der Zebras sehr gut erkennen. Wir bekamen dafür auch ein Beispiel "Frei Haus" geliefert: vier  Zebras kamen als Nachzügler zur Wasserstelle, warteten brav, bis alle anderen fertig waren und tranken später kurz, bevor sie auch -  wie die anderen - wieder in der Buschsavanne von Namutoni verschwanden. Bei 30 hörten wir auf zu zählen - es waren noch nicht  einmal die Hälfte...  Copyright © 2003 Regine Werle. Alle Rechte vorbehalten