Made with MAGIX Reisebericht ... oder: Wie man aus der Not eine Tugend macht 6. - 25. Mai 2002 IV. El Pardo Mittwoch, 22. Mai 2002: Mit Bus No 81 bis Plaza Eliptica, dann mit Metro No 6 bis Moncloa, dort umgestiegen in Überlandbus No 601.  Dieser fuhr in ca. 10 - 15 min, teilweise auf der Autobahn, vorbei an dem wegen seiner Steineichen berühmten ehemaligen königlichen  Wildpark, bis El Pardo. Die normalen Busse der roten Linie hätten ggf. 1 Std. benötigt, weil sie überall halten. Vor drei Jahren hatten  wir hier den Königspalast nicht gefunden. Nun schafften wir es, an einer (spanischen) Führung - mittwochs für EU-  Bürger gratis - durch den Palacio Real El Pardo teilzunehmen. Der Palast wurde 1543 von Enrique IV. gebaut,  1553 von Carlos V. wieder aufgebaut, ein Brand 1604 zerstörte den Palast erneut. Danach wurde der Palast von  verschiedenen Monarchen erweitert. Durch die Erweiterung von 1772 durch Carlos III. erhielt das Schloss seine  heutige Form. Der dafür zuständige Architekt Sabatini besorgte auch die Ausstattung des Palastes mit Gemälden,  200 Wandteppichen mit Motiven von Goya, Bayeu und González Ruiz, Möbeln, Lampen und Uhren, die zum Teil  heute noch erhalten sind. Goya hat für El Pardo 5 seiner bekanntesten Szenen gezeichnet. In einem der Räume  entdeckten wir ein Porträt von Isabel der Katholischen von Johann von Flandern. Nach dem Ende des spanischen  Bürgerkrieges wählte der Diktator Franco den Palast zu seinem Sitz und residierte hier 35 Jahre lang bis zu seinem Tod. Seine  Gigantomanie, wie wir sie schon vom "Valle de Los Caídos" kannten, machte sich auch hier bemerkbar. Seit 1983 ist der Palacio  Museum und Domiziel für ausländische Staatschefs bei ihren Besuchen in Spanien. In der Nähe befindet sich auch der Wohnsitz des heutigen Königspaares, der Palacio de la Zarzuela. Mit dem Bus No 601 fuhren wir nach Madrid zurück und begannen am Punkt Moncloa einen riesigen Spaziergang.   V. Aranjuez Dienstag, 14. Mai 2002: Mit dem Bus ging es bis zum Bahnhof Atocha. Dort kauften wir uns ein Ticket "ida y  vuelta" (hin und zurück) nach Aranjuez. Anschließend frühstückten wir in der Bar, die wir am Samstag morgen  schon besuchten. Das Wetter war wirklich schön (um 8 Uhr schon 14 °C) und der Himmel strahlend blau. Später kamen ein paar  Schönwetterwolken auf und die Temperatur stieg auf 25 °C im Schatten (über 30 °C in der Sonne). Um 10.32 Uhr  ging es mit der Cercanía, einer Art S-Bahn, in ¾ Std. nach Aranjuez, wo wir vor drei Jahren, fast auf den Tag  genau, schon einmal waren. Doch damals hatte der Palacio Real nicht geöffnet. Den Besuch wollten wir dieses  Mal nachholen. Der Palacio Real wurde 1560 auf Geheiß Philipps II. nach Plänen des Erbauers von El Escorial, Juan Bautista de  Toledo, begonnen und unter Juan de Herrera fortgeführt. 1660 und 1665 wurde das Schloss bei 2 Bränden zerstört und durch Philipp  V. wieder aufgebaut. Unter dem Bourbonenkönig Carlos III. wurde der Palast um 2 Seitenflügel erweitert. Es standen zwar viele Leute  an, doch es dauerte nicht sehr lange, bis unsere Führung (in spanischer Sprache) begann. Wenn ich in der Nähe des Führers war,  konnte ich den Ausführungen auch ganz gut folgen und recht viel verstehen. Die Innenräume des Palastes sind mit wertvollen  Teppichen, Möbeln, Porzellanen, Uhren, Gemälden u. a. Kunstgegenständen ausgestattet; der Thronsaal ist völlig mit Samt  ausgekleidet. Einen Höhepunkt stellt der Porzellansaal dar, üppig mit Porzellantafeln aus den Madrider Buen-Retiro-Werkstätten  geschmückt. In feiner Malerei sind darauf chinesische Motive dargestellt. Im Anschluss an die Führung konnten wir noch das kleine  Museum besichtigen. Hier waren u. a. Kinderutensilien wie Wiegen, Bettchen und Nachttöpfe aus dem 17./18. Jh. ausgestellt.  Gegen 13 Uhr begannen wir einen Rundgang durch die Gärten. Den "Jardín de Parterre" an der Ostseite ließ Philipp V. 1726 im  französischen Stil anlegen. Der "Jardín de la Isla" auf einer künstlichen Insel im Fluss Tajo gelegen, ist der älteste der Gärten von  Aranjuez. Isabella die Katholische ließ hier eine Huerta in eine Gartenanlage umwandeln. Wir hielten in diesem Garten Siesta. Leider  waren die Fontänen noch nicht in Betrieb, sodass die schöne Atmosphäre, wie wir sie damals erlebten, nicht zustande kam. Trotzdem  war es wunderschön. VI. Córdoba  Samstag, 18. Mai 2002: Um 11.32 Uhr erreichten wir Córdoba [119 m NN; 283.000 Ew.], nach Sevilla die bedeutendste Stadt  Andalusiens, am Fuße der Sierra de Córdoba, Ausläufer der Sierra Morena, gelegen. Die Stadt besitzt einen der größten Altstadtkerne  aller spanischen Provinzstädte: enge gewundene Gassen, kleine Plätze, niedrige weiß getünchte andalusische Häuser geben der  Stadt ihren bis heute erhaltenen maurischen Charakter. Im Reiseführer vom Michael-Müller-Verlag "Spanien", 1997, (den andalusischen hatten wir dummerweise in Madrid vergessen)  entdeckten wir zwei Pensionen in der Nähe des Bahnhofes. Doch die eine wirkte zerstört und die andere gab es gar nicht mehr. Also  machten wir uns mit unserem Trolly auf den Weg in die Altstadt. Zwei Pensionen waren bereits belegt. Dann kamen wir zum "Hostal  Maestre":  "...ein echter Tipp. Gut geführtes Haus in ruhiger Lage etwas abseits der Touristenströme, mit vielen Antiquitäten und Nippes eingerichtet.  Gleich zwei begrünte Patios... Ratsam, sich das Zimmer vorher zeigen zu lassen, es gibt auch einige wenige fensterlose Räume..." [aus:  Reiseführer Michael-Müller "Andalusien", 1999] Für 32 €/Nacht quartierten wir uns hier für das Wochenende ein. Das Zimmer war klein, aber sauber, das Fenster ging zu einer kleinen  Dachterrasse. Die Pension ist wirklich hübsch. Wir machten uns erst einmal frisch und starteten dann zu einem sehr langen  Stadtrundgang: Zunächst marschierten wir in brütender Hitze - es waren mindestens 33 °C im Schatten - zur La Mezquita-Catedral.   Die ehemalige Hauptmoschee des westlichen Islams und heutige Kathedrale ist das bedeutendste Denkmal der  Stadt. Sie gehört zu den größten Moscheen der Erde und ist die bedeutendste Schöpfung maurischer religiöser  Baukunst in Spanien. Die Mezquita kann ohne weiteres mit Mekka oder Damaskus konkurrieren. Im Jahre 785  begann - nach der Eroberung durch die Mauren - unter Abd ar-Rahman I. der Bau der Moschee mit 11, zum  heutigen Orangenhof hin offenen Schiffen und der nach Mekka gerichteten Gebetsnische (arab.: mihrâb) am Ende  des etwas größeren Mittelschiffes. Abd ar-Rahman II. verlängerte um 830 - 850 die Schiffe und Abd ar-Rahman III.  ließ 951 das Minarett erbauen, das heute die Form eines Kirchturms hat. Der zweite Anbau erfolgte um 960 unter Al  Hakam II., dadurch erhielt die Moschee ihre heutige Länge von 179 m. Er baute auch den einzigartigen ‚Dritten  Mihrâb'. Und um 990 wurde die Moschee unter Almansur auf ihre heutigen Dimension ausgedehnt. Es kamen  weitere 8 Schiffe hinzu, sodass der Gebetsraum schließlich 19 Schiffe umfasste. Nach der Rückkehr der Christen  geschah vorerst nichts. Während der Regentschaft Karls V. erfolgte 1523 - 1599 der Bau einer großen Kathedrale inmitten des  islamischen Gebetsraumes unter dem Architekten Hernán Ruiz. 63 Säulen wurden dabei zerstört. Als Karl V. wenige Jahre nach  Baubeginn die Bauarbeiten besichtigte, soll er zu den Bauherren gesagt haben: "Wenn ich gewusst hätte, meine Herren, was Sie vorhatten,  hätte ich es nicht gestattet, denn was Sie hier gebaut haben, findet man überall, aber was Sie zerstört haben, gibt es nirgends auf der ganzen Welt."  (Quelle: Reiseführer Baedeker "Spanien", 1998) Um 1599 begann man auch mit dem Umbau des Minaretts zum Kirchturm.  Als wir die Mezquita betraten, erfassten wir sogleich die Einmaligkeit dieses Bauwerks. Ein Teil der insgesamt 856 frei stehenden  Säulen, die in der Längsrichtung durch weiß-rote Hufeisenbogen verbunden sind, stammt aus antiken Gebäuden und christlichen  Kirchen; das Material: Marmor, Jaspis, Porphyr. Der ‚Dritte Mihrâb', der Mihrâb Nuevo, ist ein unvergleichliches Meisterwerk  islamischer Baukunst und Ornamentik: die hohe Kuppel aus einem einzigen Marmorblock gehauen, der Raum selbst voller floralen und geometrischen Mustern und Koranversen in arabischen Schriftzeichen. Gegenüber dem Mihrâb liegt die Capilla Villaviciosa, die erste  christliche Kapelle in der maurischen Moschee; daneben die in meisterhaftem Mudéjarstil gearbeitete Capilla Real, einst Grabkapelle  der kastilischen Könige Ferdinand IV. und Alfons XI. In der Mitte der Moschee befindet sich das als Chor dienende gotische Kreuzschiff  mit der Capilla Mayor, eine Kirche für sich bildend. Das reich geschnitzte barocke Chorgestühl stammt aus dem 18. Jh., der Hochaltar  von 1618 besteht aus rotem Marmor, die beiden Kanzeln aus Mahagoni und Marmor.  Schräg gegenüber der Kathedrale steht der Palacio Episcopal (Bischöflicher Palast), im 15. Jh. auf den Ruinen eines Kalifenpalastes  errichtet und 1745 erneuert. Südlich davon erhebt sich der Triunfo de San Rafael. Die 1765 errichtete Säule zeigt den gleichnamigen  Erzengel.  Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur Puerta del Puente, ein im 16. Jh. erbauter, als Brückentor dienender, dorischer  Triumphbogen. Hier beginnt die 16-Bogige Puente Romano (Römerbrücke) über den Río Guadalquivir. Sie wurde nach dem Sieg  Caesars im Römischen Bürgerkrieg über Pompejus erbaut. Die heutige Brücke ist eine 223 m lange maurische Brücke, die auf den  Fundamenten der römischen errichtet wurde. Am Südende der Brücke steht der mächtige Torre de la Calahorra aus dem Jahr 1369. Weiter flussabwärts findet man noch eine der Molinos arabes, der riesigen Holz-Wasserräder (siehe Reisebericht "Syrien/Jordanien",  1998) aus maurischer Zeit, heute ziemlich vernachlässigt und auch nicht singend, wie die in Syrien.  Der Alcázar de los Reyes Cristianos hatte gegen 16 Uhr noch 1½ Std. Siesta (seit 14 Uhr). Die mächtigen Mauern und Türme  stammen teilweise noch aus maurischer Zeit. Er soll in seinem Innern prächtige Gärten mit Wasserspielen enthalten. Als wir um 19.02  Uhr wieder zurück waren, ließ man uns nicht mehr rein, weil der Einlass ½ Std. vor Schließung endet. Die beiden Matronen am Tor  ließen auch nicht mit sich reden und schickten noch mehrere Besucher weg. Wenn wir hätten Eintritt bezahlen müssen, dann wäre  eine Besichtigung sicherlich noch möglich gewesen. Doch heute war "Internationaler Tag des Museums" und deshalb alle Eintritte frei. Also marschierten wir, nachdem wir unsere Trinkflasche am Trinkwasserbrunnen aufgefüllt hatten, zunächst zum Bahnhof, um uns  Fahrkarten nach Sevilla für morgen zu kaufen. Dabei hatten wir wieder mit dem Nummernsystem zu kämpfen und warteten in einem  überklimatisierten Raum auf unseren Aufruf. Die Dame am Schalter 6 schniefte erbärmlich - eine Jacke durfte sie wahrscheinlich nicht  anziehen. Über die Plaza de las Tendillas kehrten wir in die Altstadt zurück. Auf der Plaza steht ein Reiterdenkmal für den in Montilla bei  Córdoba geborenen ‚Gran Capitán', Gonzalo Fernández de Córdoba (1453-1515), der für die Könige von Aragón das  Königreich Neapel eroberte. Wir spazierten nun durch die Judería, das ehemaligen Judenviertel unter arabischer  Herrschaft.   Enge Gassen, die Häuser weiß getüncht, die Innenhöfe mit Pflanzen voll gestellt. Viele dieser wunderschönen Patios  stehen in einem jährlichen Wettbewerb um den schönsten Innenhof. Der Patio in der Calle Pintor Bermejo hat uns  sehr gut gefallen. Der ältere Herr kümmert sich um alles allein, beginnt im Januar/Februar mit dem Bepflanzen der  Töpfe, gießt mit Bechern, die an langen Stangen befestigt sind, die am Dach hängenden Blumentöpfe. Bis Juli, dann  ist es hier so heiß, dass alles kaputt geht. Man erkennt Preis gekrönte Patios immer an einem kleinen Hinweisschild  und/oder den angeschlagenen Öffnungszeiten. Die Besitzer der Patios freuen sich natürlich über ein entsprechendes  kleines Trinkgeld. Die Plaza del Potro liegt am Ende der Gasse, in der sich unser Hostal befindet. Der Platz erhielt seinen Namen von der  kleinen Brunnenskulptur in Gestalt eines Fohlens. An der Plaza steht die alte Herberge ‚Mesón del Potro', in der schon Cervantes  abgestiegen sein soll. Heute ist sie Sitz des Kulturamtes und Ort von Kunstausstellungen und Konzerten. Um 20 Uhr landeten wir völlig fertig in der gegenüber vom Hostal liegenden Taberna "Sociedad de Plateros", der ersten und größten  der Taberna-Barkette: Kachelgeschmückte, lichte Räume, ein mit Glas überdachter Patio. Hier probierten wir salada con mariscos   (Tomatensalat mit Meeresfrüchten) und rabo de toro (Stierschwanz), ein für Córdoba typisches Gericht (Welcher der beim Stierkampf  getöteten Stiere mag das wohl gewesen sein?) Anschließend kehrten wir ins Hostal Maestre zurück. Ich freute mich schon seit mehreren Tagen auf die Dusche! Ach tat das gut!!!  Gegen 22.45 Uhr lagen wir in den Betten, doch die Nacht wurde sehr laut: Unsere Nachbarn feierten - wie bei den Spaniern üblich -  sehr lange; bei den hellhörigen Wänden war es sehr unangenehm, bis fast 6 Uhr immer wieder durch den Lärm aufzuwachen. Wir  wollten schließlich nicht erst um den Mittag herum aufstehen...  Sonntag, 19. Mai 2002: Wir standen bereits um 7 Uhr wieder auf, um vor der Zugabfahrt nach Sevilla noch frühstücken zu gehen.  Doch Sonntag Morgen hat in Córdoba keine einzige Bar offen! Blieb als nur noch der Bahnhof, und hier war es bis zu drei Mal so teuer  wie in einer normaler Bar. Nun hatten wir richtigen Sommer: wolkenloser Himmel, um 8 Uhr bereits 19 °C im Schatten.... Gegen 20.30 Uhr waren wir wieder zurück in Córdoba. Noch ½ Std. quälten wir uns durch die Stadt zum Hostal. Nach einer  ausgiebigen Dusche ging es uns viel besser. Die Taberna war überfüllt, sodass wir an der Bar nur eine Sangría tranken und dann  weitergingen. In der Café-Bar "Callejón" gab es Chipirones, unser Leibgericht von Asturien. Doch leider waren sie frittiert und nicht  gebraten und dadurch fast genau so ekelhaft fetttriefend wie das Pollo al Ajillo, das Bertram aß.  Gegen 23.15 Uhr fielen wir total fertig in die Kojen. Die Nacht war zum Glück sehr ruhig; die Krachmacher von letzter Nacht waren  nicht mehr im Hostal. Montag, 20. Mai 2002: Wir standen um 8.15 Uhr auf und packten unsere Sachen zusammen. Auch dieser Tag versprach sehr heiß zu  werden. Als wir aus dem Hostal traten, waren es bestimmt schon 20 °C. In der Café-Bar "Bocadi" frühstückten wir und schrieben vier  Karten an Leute, die keine Email haben; sozusagen: "Der Schein trügt". Wir nahmen den um 20 min. verspäteten 11 Uhr 21er Talgo,  der ohne Halt nach Madrid fuhr.   VII. Sevilla  Sonntag, 19. Mai 2002: Gegen 10.50 Uhr erreichten wir Sevilla [10 m NN, 678.000 Ew.], viertgrößte Stadt Spaniens. Die Hauptstadt  Andalusiens liegt in einer fruchtbaren Ebene im andalusischen Tiefland am Río Guadalquivir. Bei Flut können selbst größere  Seeschiffe den 87 km vom Meer entfernten Hafen von Sevilla erreichen, das letzte Stück durch den die Flusskrümmung  abschneidenden Canal de Alfonso XIII. Seit 1948/49 wird der Hauptarm des Guadalquivir westlich um die Stadt geleitet, die  Hafenanlagen verblieben jedoch im alten Flussbett. Somit ist Sevilla auch heute in der Lage, die produzierten Nahrungsmittel und  Textilien zu verschiffen.  Der Bahnhof Santa Justa, ein Geschenk an Sevilla anlässlich der Expo 1992 für den Hochgeschwindigkeitszug AVE nach Madrid, ist  ein ganzes Stück von der Altstadt entfernt. Uns erschien die Entfernung sehr kurz, doch wir benötigten etwa 1 Std. durch die extrem  verwinkelte Stadt. Es war schon sehr heiß, keine Wolke am Himmel. Einer Anzeige zur Folge waren es - 16.25 Uhr - 36 °C (29 °C im  Schatten). Die Zeitung am nächsten Tag verriet: es waren 37 °C im Schatten (ca. 45 °C in der Sonne). Nun, Sevilla gilt als die heißeste  Stadt Europas, wo die Skala im Sommer schon mal 48(!) °C im Schatten erreichen kann. Gegen 12 Uhr erreichten wir den an der Südseite der Plaza del Triunfo gelegenen Real Alcázar de Sevilla, vor dem schon eine große  Schlange Touristen wartete. Ursprünglich war er das Schloss der maurischen, später der christlichen Könige und bekam seine jetzige  Gestalt in der zweiten Hälfte des 14. Jh. unter Pedro dem Grausamen (der übrigens der lustigste der Könige war) durch maurische  Architekten. Wir gelangten zunächst in den mit Orangen bepflanzten Patio de Leones, von wo aus man in die Sala de la Justizia   gelangte. Weiter ging es durch einen Torbogen in den Patio de la Montería (Haupthof), den Hof der königlichen Leibgarde. An dessen  Südseite erstreckt sich die reich gegliederte Hauptfassade des inneren Alcázar im Mudéjar-Stil, des eigentlichen Palastes Pedros des  Grausamen. Rechts führt eine prachtvolle Treppe ins Obergeschoss mit den Gemächern der Katholischen Könige. Um diese zu  besichtigen, musste man eine extra Eintrittskarte lösen, und da nur 15 Menschen auf einmal reindurften (ein Unding bei Tausenden  von Touristen an einem Tag!), war die 13.30 Uhr-Führung schon voll; für die um 15.30 Uhr sollte es erst ab 15 Uhr Karten geben. Also  ließen wir es bleiben. Rechts neben dieser Treppe befindet sich der Cuarto del Almirante, der Saal der Admiralität. Wir besichtigten deshalb den Palacio Mudéjar. Wendet man sich vom Vorraum aus nach links, gelangt man in den Patio de las  Doncellas (Mädchenhof), bezaubernder Mittelpunkt des Palastes. Der Hof wurde von 1369 - 1379 erbaut, zeigt prachtvolle  Zackenbogen und durchbrochene Oberwände und wird von 52 Marmorsäulen getragen. Durch die Verspieltheit der maurischen  Dekore und Formen bekamen wir einen Minieindruck, wie es wohl in der Alhambra in Granada aussehen mag, die uns durch unser  Pech leider durch die Lappen geht. Von diesem Hof aus betraten wir den Salón de Embajadores (Gesandtensaal). Er ist der älteste  und schönste Saal des Alcázars, über und über mit arabischen Schriftzeichen und Schmuckfriesen verziert. Die prachtvolle  Stalaktitenkuppel aus Zedernholz stammt von 1420. Rechts und links des Saales liegen Wohnräume der Maria de Padilla, Favoritin  von Pedro dem Grausamen. Weiter nach rechts gelangten wir in den kleinen maurischen Patio de las Muñecas (Puppenhof), den  Innenhof der Privatgemächer. Es schlossen sich die Speisesäle Salón del Techo Felipe II. und Salón del Techo de Carlos V. an. Vom  Palacio aus gelangten wir nun in die von Karl V. angelegten Gärten des Alcázar. Diese sind durch eine Grottenwand in 2 Hälften geteilt  und enthalten u. a. unterirdische Badeanlagen, wie z. B. die Baños de D.a Manate Patille, und den Pabellon Carlos V., ein kleines  Gartenhaus von 1540. Wir spazierten durch die Jardínes del Alcázar: Jardín de la Galera, Jardín de Troya, Jardín de la Cruz, Galería  del Grutesco, Jardín de las Damas, Jardín del Mercurio, Jardín del Chorón. Dann erreichten wir über den Patio del Cruzero die Capilla  del Palacio Gotico, die Hauskapelle Karls V., reich mit Kacheln ausgekleidet. Hier findet man auch eine alte Orgel und einen Chorstuhl  aus damaliger Zeit. In der Sala de Tapices y Sala de Fiestas und in den anderen Sälen des Palacio Gotico hängen flämische  Wandteppiche aus dem 16. - 18. Jh. Am Interessantesten sind die Teppiche, die die Eroberung von Tunis darstellen. Es befindet sich  hier aber auch ein Teppich mit einer eingesüdeten Landkarte, auf der Rom oben links und Santiago de Compostela unten rechts zu  finden sind. Da die Kathedrale noch nicht geöffnet hatte, spazierten wir durch die engen Gassen hinunter zum Canal de Alfonso XIII nahe des  Flusses Guadalquivir, auf dem hier Ausflugsschifffahrt betrieben wird. Hier steht auch der 6-Eckige Torre del Oro von 1220 (ein Teil  von 1760). Er war ursprünglich ein mit Goldazulejos geschmückter maurischer Befestigungsturm, wurde später unter Pedro dem  Grausamen als Schatzhaus und Gefängnis benutzt. Heute beherbergt er das Marinemuseum und ist außerdem  beliebtes Fotomotiv für Brautpaare. Weiter gings in brutaler Hitze zur Plaza de Toros, der Stierkampfarena, die  14.000 Plätze umfasst und als eine der bedeutendsten Stierkampfarenen Spaniens gilt, zu der auch ein  Stierkampfmuseum gehört, das - wie soll es auch anders sein - wegen Siesta gerade geschlossen hatte. Wir  kamen nun zur weiten Plaza Nueva, die mit Palmen bepflanzt und von Bank- und Bürohäusern umgeben ist.  Hier versuchte eine Zigeunerin, uns Geld zu entlocken, doch als Bertram ihr "Fuera!" (Verschwinde!) zubrüllte,  schaute sie verdutzt drein. Vermutlich dachte sie, sie hätte einen Spanier erwischt, der wie ein Tourist aussieht.  An der Ostseite des Platzes befindet sich das Ayuntamiento (Rathaus), ein stattlicher Renaissancebau von  1564, dessen reich verzierter östlicher Teil als eine der reizvollsten Schöpfungen des plataresken Stils gilt. Der Eintritt in die Kathedrale (sonst 6 €) ist Sonntags gratis. Ich weiß nicht, wie viele Menschen gleichzeitig mit uns hier waren, ich  weiß nur: man bekam nichts aufs Video oder Foto, ohne dass jemand ins Bild lief, so drängelte man sich. Die Kathedrale wurde 1402 -  1506 an der Stelle der maurischen Hauptmoschee erbaut. Sie ist einer der größten und reichsten gotischen Dome der Christenheit.  Die Kirche ist 117 m lang, 76 m breit und 40 m hoch und ist einer der eindrucksvollsten gotischen Kirchenräume Spaniens. Unter den  75 Glasbildern, die der Innenraum aufweist, stammen die ältesten u. a. von Enrique Alemán (1504). In den Seitenkapellen befinden  sich zahlreiche Grabmäler und Altargemälde. Den Chor-Abschluss bildet eine schöne "Reja" (Gitter) von 1519; das gotische  Chorgestühl entstand zwischen 1475 und 1479. In der Capilla Mayor dominiert ein riesiger Retablo aus Holz. Mehrere Meister  arbeiteten daran von 1482 - 1564. In der Mitte befindet sich ein aus Silber getriebenes Bild der Virgen de la Sede, umgeben von 45  holzgeschnitzten Darstellungen aus dem Leben Christi und Mariä. Im südlichen Querschiff der Kathedrale findet man bei der Puerta de  San Cristóbal das Grabdenkmal des Entdeckers und Seefahrers Christoph Kolumbus. Es wurde 1892 in der Kathedrale zu Havanna  errichtet und nach dem Verlust Kubas im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 nach Sevilla überführt. Die Capilla Real, ein 38 m  hoher Renaissancebau mit hoher Kuppel, der 1551 - 1575 anstelle der alten königlichen Grabkapelle erbaut wurde, konnten wir leider  nicht besichtigen, da diese gerade einer Restauration unterzogen wurde. Ich wagte es, die Rampe von La Giralda bis zur arabischen Plattform hinaufzulaufen - selbstverständlich war das nur  im langsamen Gänsemarsch möglich. Wie in einem Donald-Duck-Trickfilm die Ameisen - so mechanisch schlängelten sich hier die Touristen die ca. 35 Stockwerke hinauf. Die ‚Wetterfahne', das 97 m hohe, berühmte Wahrzeichen  Sevillas, erhebt sich zwischen der Puerta de los Palos und der in den Orangenhof führenden Puerta de Oriente. Der  Turm, errichtet von 1184 - 1196, war Minarett der maurischen Hauptmoschee.   "1568 setzte man eine Glockenstube auf, deren Spitze die 4 m hohe Windfahne, den Giraldillo, trägt, eine den Glauben  darstellende weibliche Figur mit dem Banner Konstantins. Von der ersten Galerie mit 24 Glocken hat man aus 70 m Höhe  eine weite Aussicht über die Stadt und ihre Umgebung. Über der Galerie liegt die ‚Matraca', ein hohes Holzgehäuse mit den  in der Karwoche statt der Glocken benutzten Klappern." [aus: Reiseführer Baedeker "Spanien", 1998]  Oben musste man dann warten, um einen Ausguck zu finden. Vier Anläufe benötigte ich, um alle vier Himmelsrichtungen zu  erwischen. Doch der Blick von dem ehemaligen Minarett über Sevilla ist einmalig. Man sagt, soweit man von hier blicken kann, so weit  kann man die Giralda sehen. Nach ½ Std. war ich wieder unten in der Kathedrale, wo Bertram auf mich wartete, der ja schon einmal  vor zehn Jahren hier war und den Ausblick bereits kannte.  Der Patio de los Naranjos (Orangenhof) ist der ehemalige Hof der Moschee und liegt an der Nordseite der Kathedrale. Der 8-Eckige  westgotische Brunnen in seiner Mitte ist der Rest des islamischen Brunnens für religiöse Waschungen. Die Puerta del Perdón am  Orangenhof besitzt noch die bronzenen Torplatten aus maurischer Zeit.  Nun hatten wir noch 2½ Std. bis zur Zugabfahrt und liefen schon langsam in Richtung Bahnhof. Doch es blieb noch Zeit, zum Parque  de María Luisa zu laufen, einer ausgedehnten Gartenanlage und Stiftung der Infantin von Spanien, María Luisa Fernanda de Bourbón.  Hier wurde 1929/30 die Ibero-Amerikanische Ausstellung abgehalten. Deren Überbleibsel ist die halbkreisförmige Plaza de España mit dem Palacio Central und seinen zwei 82 m hohen Ecktürmen, davor ein großer Springbrunnen. Mit den Kutschwagen  (Stadtrundfahrten für >30 €) und dem kitschig-blauen Himmel ein wunderschönes Motiv. Vor dem Palacio befanden sich Kacheln, auf  denen sich alle Regionen von Spanien mit jeweils einem typischen Motiv darstellen. Hier suchten wir - wie überall in Sevilla - vergeblich nach einem Trinkwasserbrunnen, wie wir sie vor drei Jahren in jeder Stadt fanden.  In Sevilla gab es keinen einzigen mehr, dafür in touristisch gut besuchten Gegenden Stände, wo man ½ l Stilles Wasser für 1-2 €  kaufen konnte; für unseren Wasserbedarf zu teuer. Also hoben wir den letzten Schluck Wasser so lange wie möglich auf. An einem  Automat für Speiseeis kauften wir ein Wassereis, nur um etwas Flüssigkeit zu haben. Die eklige Süße war dabei erst einmal  zweitrangig. Ein Glück war der Bahnhof nicht mehr weit. Und dort gab es Wasser in Mengen...  Gegen 17.45 Uhr waren wir zurück am Bahnhof, hatten aber noch nicht alles von Sevilla gesehen; u. a. hätte mich noch die Isla  Mágica, das Weltausstellungsgelände von 1992, interessiert. Vielleicht klappt es ja irgendwann noch einmal. Völlig fertig - ich hatte mir  wahrscheinlich den rechten Fuß überlastet, sodass ich nur noch hinken konnte - warteten wir auf den 18.46er Andalucía-Exprés in  Richtung Jaén, um nach Córdoba zurück zu fahren.