Made with MAGIXReisebericht... oder: Wie man aus der Not eine Tugend macht6. - 25. Mai 2002III. Madrid - Stadt der SuperlativeIII.1. Klima und GeschichteKlima: "Die hohe Lage der Stadt verursacht starke Temperaturschwankungen, die täglich bis 17 °C betragen können... Die Sommersind heiß (bis 43 °C), die Winter ziemlich kalt (bis -12 °C). Die ehedem als klar, wenn auch schneidend gerühmte Luft Madrids wirddurch den nicht zu bändigenden Verkehr und Industrieemissionen mehr und mehr verschmutzt." [aus: Reiseführer Baedeker"Spanien", 1998]Geschichte: Im 10. Jh. wurde an der Stelle des jetzigen Schlosses eine kleine maurische Stadt gegründet. 1103 eroberte Alfons VI.die Festung ‚Madschrít'. Um 1239 versammelte Ferdinand IV. die ersten Cortes in ‚Madrit'. Kaiser Karl V. ließ den alten Alcázar zumStadtschloss umbauen. 1561 verlegte Philipp II. den Hof von Toledo endgültig nach Madrid. Im 18. Jh. wird unter den Bourbonen derPalacio Real errichtet, nachdem das Schloss abbrannte. Zu Beginn des 19. Jh. besetzten die Franzosen die Stadt und ließen mehrereViertel niederreißen, um in der Stadt Platz zu schaffen. Am 2. Mai 1808 kam es zum Aufstand gegen die Franzosen. Ende des 19. Jh.stieg Madrid zur modernen Stadt auf. Am 14. April 1931 wird in Madrid wird die Republik proklamiert. Im Bürgerkrieg erfolgte eineschwere Belagerung durch die Franco-Truppen, der eine 2-Wöchige Schlacht im November 1936 folgte. Kapitulation am 28. März1939 (Quelle: Reiseführer Baedeker "Spanien", 1998) III.2. KriminalitätSamstag, 11. Mai 2002: Als wir gegen Mitternacht vom Inti-Illimani-Konzert wieder am Bus waren, schauten wir uns die gemachtenVideo-Aufnahmen vom heutigen Tag an. Offenbar sah und hörte man nichts von außen. Da wir unter einer Laterne standen, sahen wirum so besser, wer um unser Auto schlich. Plötzlich hörten wir etwas an der Fahrertür. Bertram sprang nach vorne und brüllte: ¿Quepasa? und erschreckte den Möchte-Gern-Einbrecher wahrscheinlich zu Tode. Der nahm die Füße in die Hand und sprintete davon.Wir überlegten, was ihn wohl dazu brachte, unsere alte Karre aufzubrechen, bis Bertram einfiel, dass die - leere - Fototasche auf demFahrersitz stand. Die Lehre: Selbst wenn man im Auto ist, sollte man nie etwas sichtbar liegen lassen!!! Gottseidank ist nichts passiert.Montag, 13. Mai 2002: Etwa um 4.15 Uhr wachte ich - trotz Ohrstöpsel - auf und dachte, Bertram wäre draußen gewesen und hättedie Tür laut zugeschlagen. Doch den Lärm verursachten zwei Kerle, die gerade bei "El Mesón" die Tür mit einer Brechstangeaufhebelten und anschließend die beiden Spielautomaten knackten und mit dem Kleingeld verschwanden. Alles war innerhalb von 2 -3 min vorbei. Die Polizei konnten wir nicht anrufen, weil wir die entsprechende Nummer gar nicht wussten. Also beschlossen wir, vonnichts zu wissen - die beiden waren sowieso schon über alle Berge. Trotzdem war mir später den ganzen Tag nicht so wohl, weil ichmir Gedanken darüber machte, ob wir nicht ein bisschen mit Schuld daran trügen, weil wir die Tür mit unserem Bus von anderenuneinsehbar gemacht haben. Doch Bertram meinte, das waren Professionelle, die wären so oder so gekommen.Mittwoch, 15. Mai 2002: Die Nacht haben wir super geschlafen. Vielleicht auch deshalb, weil ich gesehen habe, dass der Wirt vom "ElMesón" seine neu installierten Spielautomaten über Nacht offen stehen ließ - wie manch andere Bar auch - um eventuellen Gaunernbegreiflich zu machen, dass es hier nichts zu holen gibt.In diesem Zusammenhang muss ich auch erwähnen, dass es in ganz Madrid keinen einzigen frei stehenden Automaten gibt, weder für Fahrscheine noch für Zigaretten. Sie würden wahrscheinlich jede Nacht aufgebrochen, um an das Kleingeld zu kommen. Maximalinnerhalb von Bars oder Metrostationen sind derartige Automaten zu finden.Dienstag, 21. Mai 2002: Nach dem Besuch des Botanischen Gartens wollten wir zur Plaza Puerta del Sol, um uns eine CD mitandalusischer Musik zu kaufen. Unterwegs dachten wir, in einer der einheimischen Bars ein paar Tapas zu essen. So gingen wir in die nur von Einheimischen gut besuchte Café Bar "Puerta Visagra". Wir tranken 2 Bier und aßen 2 Bocadillas Fleisch und Würstchen(diese Portionen sind kleiner als Raciones). Dafür verlangte der Wirt "Cuatorce Euros". Ehe wir begriffen, dass das ja 14 € hieß,hatten wir schon bezahlt. Bertram machte kehrt und wollte sich beschweren, doch der Wirt meinte, 6 € pro Portion seien normal. Diesließen wir uns nicht bieten. Wir gingen zur nahe gelegenen Polizeistation, die aber nicht zuständig war. Wir waren bei der PoliciaNacional gelandet und für solche Fälle ist die Policia Municipal (PM) zuständig. Doch wir erfuhren, dass es in jeder Bar eine Preislistegeben müsse - die in dieser Bar aber nicht aushing. Bertram ging nun noch einmal zur Bar; es gäbe keine Preisliste. Also drohten wirdem Wirt an zur Polizei zu gehen. Er glaubte uns nicht. Wir liefen nun zur Plaza Puerta del Sol, doch dort gab es keine PM. Also riefenwir sie per Telefon (092) und gingen zur Bar zurück. Der Wirt hatte mittlerweile die Bar vorübergehend geschlossen. Als die Polizistindie Preisliste verlangte, musste der Wirt diese erst suchen und entstauben. Auf die Frage, warum diese nicht aushängt, konnte ernichts sagen. Wir schrieben nun eine Reklamation (Hoja de reclamación), die an die spanische Handelskammer gehen und wo mandie Preise prüfen und ggf. erstatten würde. Dann sagte Bertram, wenn der Wirt uns die Hälfte des bezahlten Betrages sofortzurückerstatten würde, sähen wir von der Anzeige ab. Ihr wisst gar nicht, wie schnell die Kasse offen war und er uns das Geld gab!Die Polizistin vermerkte nun auf dem Formular, dass sich beide Parteien geeinigt hätten - sonst könnte die Polizei noch als korruptgelten - und ließ beide Parteien unterzeichnen. Wir waren zufrieden, und bevor wir die Bar verließen, sahen wir noch, wie der Wirtseinen Personalausweis zückte und die Polizistin einen weiteren Zettel schrieb. Er bekommt nun wahrscheinlich ein Buß- oderOrdnungsgeld aufgebrummt, weil seine Preisliste nicht offen aushing. Und wir sind aus diesem Vorfall auch schlauer geworden: InZukunft werden wir uns vorher nach der Preisliste für Tapas (lista de tapas) umsehen bzw. danach fragen. Und wenn wir keine sehen,dann gehen wir eben nicht in diese Bar. Eins ist jedoch sicher: Wenn man kein Spanisch kann, kann man sich auch nicht mit der PMverständigen. Der den Anruf Entgegennehmende sprach nur spanisch. Und der Polizist konnte nur ein bisschen englisch. Deshalb,Leute, seid Ihr mal in Spanien, denkt an das, was wir hier geschrieben haben: Preise ansehen!!!Nun setzten kehrten wir zur Plaza Puerta del Sol zurück, erledigten unseren Einkauf, kehrten noch kurz ins Internetcafé "Telefónica"ein. Hier arbeitet man übrigens mit USER ID und Passwort. Wenn man die bezahlte Std. nicht voll aufbraucht, kann man noch einmalwiederkommen und den Rest nutzen. III.3. Zwei (?) Stunden im MuseumSonntag, 12. Mai 2002: Den Prado hatten wir ja bereits vor 3 Jahren gesehen. Zu Fuß marschierten wir die ca. 2 km zumArchäologischen Museum. Unterwegs kamen wir an einem Brunnen vorbei, der über das neue Kulturzentrum mit einer solchenLautstärke dahinbraust, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht, wenn man sich dort unten befindet.Das Museo Arqueológico Nacional (Archäologisches Nationalmuseum) gilt nach dem Prado als wichtigstesMuseum und hat Sonntags freien Eintritt. So sparten wir 3,01 € pro Person. (Das kommt daher, dass die Spanierihre Peseten-Preise Cent-genau umgerechnet haben.) Das Museum wurde 1867 gegründet und 1895 im Gebäude der Nationalbibliothek eingerichtet. Wir besuchten zunächst die Säle 2 - 18 im Untergeschoss, die die IberischeFrühgeschichte darstellen und Funde aus Spanien, Nordafrika, Ägypten und dem Nahen Osten, aus Italien sowieeine hervorragende Sammlung griechischer Vasen zeigen. Anschließend wagten wir noch einen Blick in die Säle19 und 20 im Erdgeschoss. In letzterem steht die Dame von Elche, die weltbekannte, aus dem 3. oder 4. Jh. v.d.Z.stammende Kalksteinbüste einer reich geschmückten Frau. Sie ist das Paradestück des iberischen, vorrömischen Spanien. Die Büste wurde 1897 bei der iberischen Siedlung Illici gefunden. Ganze 2 Std. hielten wir uns hier auf. Zuletzt besichtigten wir noch die getreueNachbildung der Höhlenmalereien von Altamira unter dem Garten des Museums.Nun marschierten wir weiter zum Museo Thyssen-Bornemisza an der Plaza de Cánovas del Castillo. Die seit Herbst 1992 hierausgestellten Kunstwerke, rund 800, wurden von der Familie Thyssen-Bornemisza im Laufe von 2 Generationen zusammengetragen,von denen der spanische Staat erst im Juli 1993 den wichtigsten Teil erwarb. Hier zahlten wir 4,80 € Eintritt. In dem früherenAdelspalast Villahermosa, Ende 18./Anfang 19. Jh., der durch eine Renovierung seiner musealen Funktion angepasst wurde,"sind auf einzigartige Weise Impressionisten und Surrealisten, Monet, Manet, Degas, Renoir und Pissarro, Dalí, Margritte, Max Ernst undTanguy neben Braque, Picasso, deutschen Expressionisten, russischer Avantgarde und amerikanischer Moderne" [aus: ReiseführerMarcoPolo "Madrid", 1999]vereint. Der Rundgang, sofern man im 2. Stockwerk beginnt, offenbart sich als historischer Rundgang. Im 2. Stock findet man u. a.Renaissance und Klassizismus, venezianische Schule des 18. Jh. oder auch flämische und deutsche Schule. In der Abteilung"Porträtmalerei/Frührenaissance" entdeckten wir u. a. "Heinrich VIII" von Hans Holbein, in der Abteilung "Deutsche Malerei des 16.Jh." Werke von Dürer und Lukas Cranach d.Ä. Im 1. Stock hängen u. a. Bilder der Expressionisten Emil Nolde, Franz Marc und KarlHubbuch (Letzter aus Karlsruhe!). Die "Experimentelle Avantgarde" zeigt mehrere Kunstwerke von Picasso. Ganz besonders gefreuthabe ich mich, als wir in der Abteilung "Synthese der modernen Kunst (Europa)" zwei bekannte Werke von Marc Chagall entdeckten:"The Madonna of the Village" (1938-42) und "The House in Grey" (1917). An einigen Stellen hingen nur Fotos der Bilder, die geradean andere Museen und Ausstellungen ausgeliehen waren. In einigen Fällen wird die vorübergehende Abwesenheit durch andereWerke aus dem Museum selbst oder großzügige Leihgaben der Barone Thyssen-Bornemisza aus ihrer Privatsammlung ersetzt. Indiesem Museum blieben wir 2½ Std. bis 15.45 Uhr - und trafen auch noch den jungen Mechaniker aus der Werkstatt.Mittwoch, 15. Mai 2002: Mit dem Bus No 81 fuhren wir bis Oporto und von dort mit der Metro No 6, auch Circular genannt, bis zurPlaza Argentina. Von hier aus war es nicht sehr weit bis zum Museo Nacional de Ciencias Naturales, das wir uns ansehen wollten.Es ist unterteilt in einen biologischen und einen geologischen Teil. Im biologischen Teil findet man diverse ausgestopfte Tierarten ausverschiedenen Jahrhunderten sowie ein Königliches Kuriositätenkabinett. Hier wird gezeigt, wie man im 17./18. Jh. forschte undkonservierte. Die naturwissenschaftliche Sammlung geht auf Karl III. zurück. Der Stolz des Hauses sind seine Dinosaurier, die sich imgeologischen Teil des Museums befinden. So z. B. das Skelett eines Diplodocus oder das eines Flugsauriers, ein paar Knochen aneinem Modell eines Riesenelefanten. Besonders interessant ist das Skelett eines blattfressenden Riesenfaultiers (Megatheriumamericanum) aus dem Pleistozän, das 1788 im argentinischen Luján gefunden wurde. Das Lebewesen war ca. 1,80 m groß. Uns hatsehr gut gefallen, wie anhand unzähliger Schautafeln und Funden die Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt dargestellt wurde.Wusstet Ihr z. B., dass die Ursprünge der Menschheit in Afrika liegen? Der Homo sapiens entwickelte sich aus einem Menschen, derseine Wurzeln in Zentralafrika hatte. Die Schwarz-Afrikaner sehen diesem Urahn heute noch ähnlich: vorgewölbte Stirn, breite Nase,wulstige Lippen... Donnerstag, 16. Mai 2002: Um 9.30 Uhr begaben wir uns mit Bus und Metro in Richtung Moncloa. Hier befindet sich das Museo deAmérica, das wir uns für heute vorgenommen haben - ich glaube, ich kann die nächsten 2 Jahre keine Museen mehr sehen! Indiesem Museum hat man versucht, das vorkolumbianische Amerika in Ethnographie und künstlerischen Zeugnissen ebensodarzustellen wie die spanische Verwaltung mit Dokumenten, Karten und dem Gesetzeswerk der "Leyes de Indias". Erst 1965 wurdedas Museum eröffnet. Seine Sammlung geht aber auf Kardinal Cisneros (15. Jh.) zurück. In einem aus Konservierungsgründenabgedunkelten Kabinett im ersten Stock findet man all die Sachen, die in der damaligen Zeit gefunden und museal zusammen gestelltwurden, teilweise sind die einzelnen Exponate hinter Rauchglasscheiben eines massiven Holzschranks noch mitOriginalbeschriftungen versehen. Im zweiten Stock findet man u. a. eine Nachbildung des berühmten Goldschatzes der Quimbaya-Indios, eine "Madrid-Relief" genannte Grabplatte aus der Blütezeit der Maya-Kultur sowie den "Tro-Cortesianische Kodex". Das ist einaus zwei Teilen zusammengesetztes Maya-Faltbuch mit den auf Baumrinde gemalten Hieroglyphen ihres Kalenders und derfigürlichen Darstellung von Alltag und Riten. Überall im Museum findet man - den entsprechenden Kategorien zugeordnet - Keramikaus Chimú-, Mochica- und Nazca-Kultur, wie wir sie schon aus Perú kennen. In vielen Schaubildern werden die Besiedelungen undEroberungen Amerikas und auch Columbus' 4 Reisen anschaulich dargestellt. Besonders beeindruckt waren wir von der hierausgestellten Mumie der Paracas-Kultur und eines ihrer riesigen kostbaren Mäntel. (Details siehe Reisebericht "Südamerika", 2001)Dienstag, 21. Mai 2002: Da es nun schon fast Mittag war, beschlossen wir, das Museo Nacional de Etnología (Ethnologisches undAntropologisches Museum) in der Nähe vom Atocha-Bahnhof zu besuchen. Hier findet man völkerkundliches aus aller Welt, unterteiltnach Kontinenten. So kann man u. a. maurische Schwerter, thailändische Buddhas und afrikanische Masken besichtigen. Zurzeit gibtes hier eine Ausstellung Arte "Plumario" Amazónico, wo u. a. verschiedene Federschmuckarbeiten aus dem Amazonasgebiet zusehen sind. Im anthropologischen Teil des Museums gibt es hauptsächlich Schädel und Skelette zu sehen. Dann lag in einemSchaukasten eine Mumie, die man auf den Kanarischen Inseln gefunden hat. Besonderheit ist das Skelett eines 26-Jährigen aus dem19. Jh. aus der Provinz Badajoz, der 2,35 m groß war. Dieser Mann war Attraktion in einem Zirkus; dann lernte ihn Dr. Velasco kennenund kaufte ihm für 3.000 Pts. sein Skelett ab. Bei dessen Konservierung verlor die Größe 10 cm. III.4. Parks und GärtenDienstag, 21. Mai 2002: Nach dem Museum besuchten wir den Jardín Botánico. Der Garten wurde 1755 aufGeheiß des Königs Ferdinand VI. angelegt. Er zeigt Gartenpflanzen, Heilpflanzen, alte Rosensorten, Duftpflanzenund essbare Pflanzen, Pflanzen aus Spanien und Portugal sowie Amerika uns Australien. Dann gibt es eineBotanische Abteilung, wo Pflanzen systematisch nach Familien und Abstammung um 12 Springbrunnen angeordnetsind. Die dritte Abteilung präsentiert die verschiedensten Sträucher und Bäume.Freitag, 24. Mai 2002: Es wurde ein ausgedehnter Spaziergang im Parque del Retiro, den wir vor drei Jahren mehrim Regen kennen gelernt hatten. Der Park wurde als königlicher Park und Schauplatz glanzvoller Feste 1632 vom Herzog vonOlivares an Philipp IV. übergeben. Nachdem im 18. Jh. Teile für das Publikum geöffnet worden sind, ging er 1869 ganz an die Stadtüber. Seither ist er ein beliebtes Erholungsgebiet für die Madrileños. Auch wir fanden hier Caféterrassen, Brunnen, Denkmäler, einenKristallpalast und den großen Bootsteich, Mittelpunkt des Parks. An diesem befindet sich ein eindrucksvolles Reiterdenkmal für AlfonsXII. Allerdings lungerten hier auch etliche Schwarzafrikaner-Grüppchen herum, die Vorbeigehenden (auch uns) Hasch und andereDrogen anboten. III.5. Altstadt - das Königliche MadridSamstag, 11. Mai 2002: Erste Station war der Atocha-Bahnhof, den wir schon 3 Jahre zuvor kurz gesehen hatten. Die Umgestaltungzum Palmengarten war mittlerweile fertig und man fühlt sich für kurze Zeit in den Dschungel versetzt. Von hier riefen wir kurz inDresden an, damit Regine's Eltern wussten, dass ihre Tochter gut angekommen ist.Von hier aus unternahmen wir einen großen Spaziergang, um noch einige Plätze zu sehen, die wir damals nicht geschafft haben.Zunächst liefen wir die Calle de Santa Isabella hinauf, vorbei am Centro de Arte Reina Sofía bis zum Mercado. Hier herrschtegeschäftiges Treiben. Es gab fast mehr Fischstände mit Hecht, Aal, Calamaris, Pulpo und anderen Meerestieren sowie Fleischständeals Obst und Gemüse. Die begrünte Plaza Santa Ana mit dem Calderón-Denkmal wurde gerade umgebaut,sodass dort gerade keine "anheimelnde" Atmosphäre herrschte, wie wir sie vor drei Jahren kennen gelernt haben.Vermutlich errichtet man hier eine neue Tiefgarage, denn Madrid erstickt in parkenden und fahrenden Autos. DiePlaza Puerta del Sol kannten wir zwar auch schon, aber es war doch schön, mal wieder hier zu sein. Nur der Null-Punkt, wo die 6 wichtigsten Nationalstraßen von Spanien zusammenlaufen, war etwas herunter getreten, abernoch zu erkennen. Wir suchten ein Internet-Café auf - mit 1 € / ¼ Std. leider das Teuerste im Umkreis, wie wirspäter feststellten. Durch die Fußgängerzone und über die Plaza de Callao gelangten wir zur Avenida Gran VíaGran Vía. Diese Straße wurde nach umfangreichen Abbrucharbeiten eines alten engen Stadtviertels 1910begonnen. Damit gab sich Madrid zu Beginn des 20. Jh. einen kosmopolitischen Anstrich. Zwar ist die "Große Straße":"nicht mehr das wichtigste Geschäftsviertel, aber noch immer reiht sich Kino an Kino, Café an Café und die pompösen Fassaden einernachgeholten Gründerzeit sind durch Patina schon fast schön geworden." [aus: Reiseführer MarcoPolo "Madrid", 1999]Im ersten Abschnitt von der Calle de Alcalá bis zur Red de San Luis zeigt sie noch den Charakter aus dem 19. Jh. Geht man dieStraße weiter über die Plaza de Callao bis zu Plaza de España, wird die Gran Vía amerikanisch. Hier steht u. a. die Telefónica, der1929 fertig gestellte erste Wolkenkratzer Madrids, der lange Zeit Wahrzeichen des Fortschritts war.Am Ende der verkehrsreichen Gran Vía befindet sich die Plaza de España, aufgrund ihrer zentralen Lage ein beliebter Treffpunktheimischer und ausländischer Jugend vor abendlichen Streifzügen. Wir nutzten hier die ersten warmen Sonnenstrahlen zumAusruhen. Das riesige Cervantes-Denkmal im Park wird der Bedeutung des Dichters nicht gerecht. Zusammen mit seinenRomanhelden Don Quichote und Sancho Pansa blickt er, in Stein gemeißelt, von einem Sockel in Richtung Mancha. Dahinter türmtsich an der Ostseite des Platzes das wuchtige, in der Gigantonomie des Franco-Regimes erbaute, Edificio de España in die Höhe.Das Gebäude ist 107 m hoch und beherbergt in 96 m Höhe sogar ein Schwimmbaad. Im Westen steht der 124 m hohe Torre deMadrid, Wohn- und Geschäftshaus. Beide Gebäude waren in den 50er Jahren des 20. Jh. die höchsten Gebäude der Welt.Nun führte uns der Rundgang vorbei am Palacio Real (siehe Reisebericht "Castilla - La Mancha", 1999), über die Plaza de la Villa,einer der schönsten Plätze der Altstadt, mit dem Casa del Ayuntamiento (Rathaus) und die Plaza de la Puerta Cerrada zur autofreienPlaza Mayor. Die Plaza wurde 1619 auf Plänen von Herrera basierend vollendet. Man nutzte sie vielfach zu Festlichkeiten, Turnieren,Pferderennen und Stierkämpfen, aber auch zu Hinrichtungen. In der Mitte befindet sich das Reiterstandbild Philipps III. Wie auch vor 3Jahren tummelten sich hier auf der Plaza Mayor die meisten Menschen. Die Arkadencafés und -bars waren gut gefüllt und die Plazadiesmal mit einer Bühne verbaut. Grund ist die Fiesta San Isidro 2002, die vom 9. - 19. Mai andauert. San Isidro ist der Stadtpatronvon Madrid. Wir sahen ein Veranstaltungstransparent und entdeckten darauf, dass heute Abend auf der Plaza Mayor Inti Illimanispielen sollten. Wir beschlossen, am Abend wiederzukommen.Jetzt hatten wir aber genug und begaben uns über die Calle de Atocha wieder zum Bus zurück. Von 15 - 17 Uhr hielten wir Siesta undwurden vom Regen geweckt. Aber bis 19 Uhr hatte sich die Wolke verzogen und die Sonne kam wieder durch.Vorsichtshalber nahmen wir aber den großen grünen Schirm mit, dazu eine Flasche Wasser, dicke Jacken und eine Matte zumHinsetzen. Wir ergatterten einen guten Platz am Laternensockel auf der Plaza Mayor. Von hier aus konnten wir das Aufblasen einesHeißluftballons beobachten, der dann längere Zeit ca. 2 m über der Plaza schwebte. Um 21 Uhr begann das wunderschöne Konzert.Es war kaum zu glauben: die gesamte Plaza Mayor war voller Menschen, ganz vorne natürlich die jubelnden Fans. Das Wetter spielteauch gut mit, zum Schluss hatten wir klaren Himmel. Dazu die beleuchtete Plaza - ein wunderschönes Bild.Mittwoch, 15. Mai 2002: Nach zwei Stunden Museum spazierten wir den Paseo de la Castellana entlang, um uns das in der Nähebefindliche Stadtviertel Azca anzusehen. 204 ha "mit Bank- und Bürogiganten, Wohntürmen, belebten Fußgängerzonen, einem Straßennetz auf drei unterirdischen Ebenen und oderVerlassenheit nach Büroschluss" [aus: Reiseführer MarcoPolo "Madrid", 1999]kennzeichnen Madrids Manhattan. Nur an einem Feiertag wie heute ist tote Hose, kaum Fußgänger unterwegs und die Geschäftegeschlossen. Das Viertel wurde 1954 - 1964 als Einkaufs- und Bürozentrum errichtet. Hervorstechend steht in der Mitte dasblendendweiße Rechteck des Torre de Picasso von Minoru Yamasaki, mit 155 m das höchste Gebäude Spaniens. Daneben befindetsich der gläserne, mehrfach geschwungene, 113 m hohe Torre de Europa (1987) mit einem Restaurant und Fitnesscenter inschwindelnder Höhe. Interessant präsentiert sich das schlichte Glasviereck der Bank BBV von Francisco Javier Saenez de Oiza mitumlaufenden Sonnenblenden über jedem der 30 Geschosse.An der gegenüber liegenden Seite des Paseo de Castellana steht die "Betonschüssel" des Estadio Santiago de Bernabéu, wo derFußballclub Real Madrid zu Hause ist und wo sich bereits einige Fans wegen des heute Abend in Glasgow stattfindenden Champions-League-Finale eingefunden haben.Mit der Metro Circular ging es nun zurück ins Stadtzentrum bis zur Station Tribunal, von wo aus wir in Richtung Gran Vía liefen unduns unterwegs in einem Kurden-Restaurant einen Hammelfleisch-Döner schmecken ließen. Von einem Internetcafé schickten wirGrüße an alle zu Hause Gebliebenen und marschierten zur Plaza Major. Dort war gerade keine Veranstaltung - die Trachtenshow um11 Uhr hatten wir verpasst und es sollte erst in 1½ Std. weitergehen. Da es sehr schwül war und uns die Füße vom Laufenschmerzten, beschlossen wir zum Bus zurückzukehren.Donnerstag, 16. Mai 2002: Ganze 2 Std. benötigten wir für unseren Rundgang durch das Museo de América. Anschließend besuchtenwir den noch in keinem unserer Reiseführer stehenden und noch nicht so lange existierenden Mirador del Faro de Madrid für 1 €. Miteinem Panorama-Lift mit Blick auf den Arco de Victoria gelangt man binnen kurzer Zeit nach oben. Leider gibt es die Aussicht aufSpaniens Hauptstadt nur durch eine Glasscheibe, die auch noch von vielen Längsstreben durchbrochen ist. Läge dieAussichtsplattform im Freien, wären wir sicherlich nicht so sehr enttäuscht gewesen; trotzdem hatte sich der Ausflug gelohnt.Mittwoch, 22. Mai 2002: Mit dem Bus No 601 fuhren wir von El Pardowir nach Madrid zurück und begannen am Punkt Moncloa einenriesigen Spaziergang entlang des Flusses Manzanares. Eigentlich wollten wir das Pantheón de Goya besuchen, das sich in derErmita de San Antonio de la Florida befindet. Goyas Kuppelfresken in der Ermita sind nämlich eine Kostbarkeit."Darin vereinigen sich der sozialkritische Goya der Zeichnungen und Radierungen und der Goya der exquisiten Palette mit herrlichen Blau-und Ockertönen. Für ‚Die wunderbare Erscheinung des heiligen Antonius in Lissabon' malte er an den Kuppelrand an einer Trompe-l'œil-Balustrade Typen aus dem Volk." [aus: Reiseführer MarcoPolo "Madrid", 1999]Seit 1919 Goyas sterbliche Überreste hier ihre letzte Ruhe fanden, wurde der Ort ein Goya-Museum, das Zeichnungen, Graphikenund Porträts ausstellt. Doch wir kamen wieder einmal mitten in der Siestazeit. Und noch 1½ Std. warten wollten wir auch nicht.Wir setzten also unsere Tour in einem locker bewölkten Madrid bei ca. 19 °C im Schatten fort. Immer am Manzanares entlang,solange es ging. Die Puente de Segovia, 1584 errichtet, war Madrids erste feste Brücke; heute donnern hier auf vier Spuren vieleTonnen Blech pro Tag 'rüber und 'nüber. Berühmt wurde sie durch Spottverse verschiedener Dichter, obwohl diese eher den meistwasserarmen Manzanares meinten, den die Brücke auf 200 x 30 m überspannt. Über den Manzanares gibt esviele kleine Fußgängerbrücken. Doch dort, wo man rechts und links des Flusses die Autobahn planierte, kannkein Fußgänger mehr diese Brücken nutzen. Welch Glück, dass wenigstens die Puente de Toledo nicht mehr fürAutos befahrbar ist. Sie ist ein prächtiges Beispiel für den in Spanien bekannten überladenen (churrigueresken)Barockstil und steht seit 1959 unter Denkmalschutz. Ein wenig erinnert sie mit ihren Ausbuchtungen an dieAugustusbrücke in Dresden. Auf beiden Seiten der Puente de Toledo erheben sich in der Mitte auf denBrüstungen reich verzierte Säulen mit der Darstellung des Stadtpatrons, des Hl. Isidro, und seiner Frau, Sta.María de la Cabeza. In der Nähe der Brücke befindet sich die Bauerei des einheimischen und gutschmeckenden Mahou-Bieres.Nun marschierten wir auf der Calle de Toledo zum Puerto de Toledo. Ausmaß, Architektur und das Dekor mit allegorischen Figurensind Ausdruck einer auftrumpfenden Imponierhaltung. 1827 wurde das Tor nach langer Bauzeit ein Siegestor für den nach derFranzosenherrschaft zurückgekehrten Ferdinand VII.Da wir Appetit auf Hammelfleisch-Döner hatten, liefen wie die Calle de Toledo weiter bis zur Plaza Mayor, da wir dort einen solchenImbiss entdeckt hatten.Donnerstag, 23. Mai 2002: Seit gestern war die neue Metro-Station Nuevos Ministerios, bis zu der die Linie 8, die zum Flughafenfährt, verlängert worden war. Die wollten wir uns ansehen. Die Wege waren so lang, dass es mehrere Laufbänder innerhalb einesGanges gab. Mit der Metro No 8 fuhren wir weiter zum Flughafen, den ich ja nur von den Terminals her kannte. Leider gab es keineAussichtsplattform, um Starts und Landungen zu beobachten. Doch im Metro-Bahnhof gab es eine Tafel, wo man die Madrid-Ansichtbei Nacht sehen konnte, als würde man gerade in Madrid landen.Mit der Metro zurück und umsteigen in Linie 4, um zur Station Colón zu kommen. Hier befindet sich an der Plaza de Colón, in den70er Jahren entstanden, das Centro Cultural, wo wir schon einmal waren und wo der laute Springbrunnen ist. Hier findet gerade diekostenlose Ausstellung "El país del quetzal" statt, wo es um die Maya-Kultur in Guatemala geht. Die Ausstellung war sehr schöngemacht, mit kurzem Videofilm, überdimensionalen Fotografien von Tikal und bedeutenden Kirchen, überall Vitrinen mit Exponaten,die aus verschiedenen Museen in Guatemala eingeflogen worden sind. Darunter waren u. a. Felsblöcke von über 2 m Höhe oderkirchliche Statuen ähnlichen Ausmaßes. III.6. Zoo/AquariumMontag, 13. Mai 2002: Wir beschlossen, den wunderschönen Tag zu nutzen und in den etwas außerhalb gelegenen ZoologischenGarten zu fahren. Wir blieben von 11.30 - 16 Uhr dort. Der Eintritt war mit über 12 € zwar extrem teuer, doch hatte der Zoo so viel undso schönes zu bieten, dass es das Geld allemal wert war."Die Zooanlage ist einmalig auf der Welt. Das Zoo-Aquarium Madrid entspricht den modernsten internationalenErfahrungen über den Umgang mit Wildtieren in Gefangenschaft. Das Gelände erstreckt sich über 20 ha derGrünfläche der Casa del Campo... Der Zoo vereint auf seinem Gebiet einen traditionellen Zoo, Delfinarium, Aquariumund Aviarium (Anm.: Vogelzoo). Nicht zu vergessen die Vorführungen der Seehunde und Seelöwen, La PequeñaGranja (Anm.: Kinderzoo) und der Komplex der Naturwunder (Anm.: Vivarium; Reptilien). Die Anordnung der Tierartenrichtet sich nach zoogeographischen Richtlinien und die Freigehege gestalten den Lebensraum der einzelnen Artennach. Aber über allem steht heutzutage eine der wichtigsten Aufgaben der zoologischen Gärten: das Überleben unddie Fortpflanzung bedrohter Tierarten zu sichern, um sie später in ihrem natürlichen Lebensraum wieder auszuwildern. Zoo: Braunbären Dank des EEP, konnten viele gefährdete Tierarten, die in zoologischen Gärten auf der ganzen Welt gehalten werden, bishervor der Ausrottung bewahrt werden. Das Zoo/Aquarium besitzt weite Gartengebiete, in denen sich über 100 verschiedene Pflanzenartenbefinden, die mittels illustrierter Tafeln erläutert werden und den Zoo somit auch zum botanischen Garten machen. Die Bedeutung derzoologischen Sammlungen ist äußerst bemerkenswert und umfasst 5.000 Individuen aus mehr als 500 Tierarten, die alle zoologischenGruppen umfassen: Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische und Wirbellose. Aber der besondere Wert dieser Sammlung ist die hoheZahl "seltener Arten", d. h. Arten, die in Freiheit bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht sind, darunter Tieflandgorilla, Berberlöwe, Weißer Tiger, Kleiner Panda, Wisent, Auerochs, Schabrackentapir, Hirscheber, Bongo, Kulan, Weißkopfadler, Riesenschildkröten undSaharagazellen, weshalb dieser Zoo zu den weltweit wichtigsten Institutionen zählt." [aus: Zooführer Madrid]Wir sahen u. a. Auerochsen, Seepferdchen und "Tante Snugata", die Seenadel, Haie in einem riesigen Aquarium, mehrere SibirischeTiger, einen brütenden Pyton und einen Koala mit Namen Yali, was Aboriginee-Sprache ist und soviel wie Soñor (dt. etwa: Träumer)bedeutet. Es gibt verschiedene Veranstaltungen, u. a. Dressuren mit Robben, Greifvögeln und Papageien. Bei der Delfinshow warenwir mit dabei. Sie war wunderschön. Die Rückfahrt unternahmen wir nicht mit dem Bus No 33, sondern mit Metro No 10 und No 1 bisPuerta del Sol.