Erstellt mit MAGIX Reisebericht Vercelli - Novara - Lago d’Orta (Orta San Giulio) - Arona [03.09.97]  Der geplante Badevormittag mußte leider ausfallen, da es bei 18 °C um 8 Uhr morgens doch etwas zu kalt war. Bertram ist da  unempfindlich und schwamm noch eine letzte Runde. In den gestern erhaltenen Vercelli-Prospekten entdeckte ich eine Kirche, die  wir ganz übersehen hatten und die so herrlich bemalt war. Also fuhren wir zurück nach Vercelli, um uns die Kirche S.Cristoforo   anzusehen. Sie ist ein Monumentalgesamtbau, der wertvolle Malwerke von hohem Kulturinteresse besitzt.       „Die Form des Innenraumes ist basilikenartig mit drei Schiffen und kreuzförmigen Pfeilern. Mit Ausnahme der Freskogemälde von  Ferrari wurden die ganzen Wandflächen von den Malern Giacomo Antonio und Antonio Francesco Giovannini aus Varese ... bemalt. Von  Francesco Maria Bianchi, der von der ganzen Welt als Portraitmaler geschätzt wird, stammen die Darstellungen der Christlichen  Tugenden auf den Kuppelsegmenten. ... Aufgrund eines Zahlungsbeleges vom 2. Dezember 1730 läßt sich feststellen, daß das sehr  bedeutsame polychrome Marmorgeländer ... nach Plänen von Filippo Juvara angefertigt wurde. Die im Jahre 1756 von Liborio Grisanti  aus Asti erbaute Orgel wurde 1901 ... originalgetreu renoviert.“ [Auszug aus Prospekt „La chiesa di S. Cristoforo in Vercelli“]  Nächstes Ziel auf unserer Reise war Novara, eine reine Industriestadt. Dementsprechend eng war es auf den Straßen, nur  kostenpflichtige Parkplätze. Wir wollten gerade weiterfahren, als wir eine Minilücke entdeckten, die nichts kostete. Hier  besichtigten wir die Kathedrale S.Maria Assunta, wobei wir erst um den gesamten Domkomplex herumlaufen mußten, ehe wir den  Zugang fanden. Beeindruckend sind die riesigen Säulen vor dem Portal.       „Der dreischiffige Dom wurde 1865-96 nach Entwürfen von Alessandro Antonelli erbaut und sollte die ehemalige antike romanische  Kathedrale ersetzen, von der noch ein Teil des Mosaikfußbodens im Chorraum zu sehen ist. Das große Projekt Antonellis wurde niemals  vollendet und so blieb der Chorraum aus dem 18. Jh. erhalten. Ebenso vor der Zerstörung (durch die spanischen Herrscher) bewahrt  blieben der Glockenturm, der im 16. Jh. erhöht wurde ...“ [Auszug aus Prospekt]  Im Mittelschiff befinden sich wertvolle Gobelins aus der flämischen Schule. Der Hauptaltar mit einem Baldachin steht auf sechs  Säulen und zeigt im Altarrelief von Carlo Bellosio Leonardo da Vincis „Abendmahl“. In einem Seitenschiff wird die S. Eugabio  Reliquie, der Leichnam des Heiligen, aufbewahrt und ist für jedermann sichtbar. Gegenüber dem Domeingang befindet sich das  achteckige romanische Baptisterium (Taufkapelle), die aufgrund Restaurierungsarbeiten nicht begehbar war. Ebenso gigantisch ist  die Basilika S.Gaudenzio.       „Seit mehr als vierhundert Jahren ist sie ein Symbol des bürgerlichen, künstlerischen und religiösen Lebens Novaras. ... Sie wurde von  den Novaresern für ihren Schutzheiligen wieder aufgebaut, nachdem die frühchristliche Basilika vor den Toren der Stadt auf Geheiß der  spanischen Herrscher zerstört worden war.“ [Auszug aus Prospekt]  Der Bau zog sich fast drei Jahrhunderte hin: Beginn im 16. Jh., Chorraum und Querschiff im 17. Jh., Anfang des 18. Jh. die  barocke Gestaltung der Krypta und der Hauptaltar. Ungefähr 50 Jahre später wurde von Benedetto Alfieri der wunderschöne  Glockenturm und weitere 100 Jahre später die Kuppel von Antonelli erschaffen, die an das Wahrzeichen von Torino erinnert. Die  Kuppel ist ganz aus Backsteinen konstruiert und auf der Spitze erhebt sich in 122 m Höhe die Statue des auferstandenen  Christus. Allerdings nur als Kopie in Glasfaserkunststoff, weil das Original aus dem vergangenen Jahrhundert in Kupfer nicht  weiter Wind und Wetter ausgesetzt werden konnte. Das Original ist auf der linken Seite des Querschiffes zu sehen.  Nach der Besichtigung zogen wir weiter zum Lago d’Orta. Unterwegs kamen wir wieder an riesigen Reisfeldern vorbei. Der Lago  d’Orta liegt westlich vom Lago Maggiore hinter Hügelketten versteckt und ist ein hübscher See, dicht bewaldet und mit wenig  Ortschaften. Schönster und einzig reizvoller Ort ist Orta San Giulio auf einer weit in den See ragenden Halbinsel am Ostufer - „ein  kleines Juwel, das allein die Anfahrt lohnt! Tourismus auf Sparflamme.“ [Reisehandbuch] - Denkste! Vor hauptsächlich deutschen Touristen  war vom Ort nur wenig zu sehen. Außerdem alles Kaufbare irre überteuert. Aber schön ist der Ort wirklich. Und unmittelbar davor  im See die Isola S. Giulio, eine runde Insel mit schloßartigen Gemäuern - „perfekte Filmkulisse für eine Mischung aus „Graf von  Monte Christo“, „Name der Rose“ und „Weißes Rössl am Wolfgangsee“.“ [Reisehandbuch] Wir spazierten durch enge dunkle Gassen mit  Kieselsteinpflaster und hohen barocken Gemäuern, die oft wunderschöne Innenhöfe und Säulengänge verbergen. Ein bißchen  Melancholie kommt auf, wenn man bei solch trübem Wetter wie heute am See sitzt. An der zentralen Piazza Motta steht der  Palazzo Communale von 1582, ein Renaissancebau mit Türmchen und freskiertem Ratssaal über offener Pfeilerarkade. Wir  besichtigten die etwas oberhalb vom Seeufer gelegene Kirche Sta. Maria Assunta, eine spätgotische Pfarrkirche von 1485.  Interessantestes Ausstattungsstück ist eine romanische Kanzel aus schwarzem Marmor, errichtet in der Grundform eines  Vierpasses. Eine kleine Wanderung führte uns hinauf zum südöstlich oberhalb von Orta San Giulio liegenden Sacro Monte. Er ist  dem hl. Franziskus geweiht.       „Er wurde in der Zeit der Gegenreformation ab 1583 mit nicht weniger als 20 Einzelkapellen im Stil der Renaissance angelegt.  Gestaltet sind diese Kapellen nach dem Prinzip der Guckkastenbühne mit realistisch bemalten Figurengruppen aus Terracotta. Insgesamt  gibt es 376 Einzelfiguren.“ [Euro-Autoreisebuch „Italien“, 1992]  Wir besichtigten, sofern nicht durch Restaurierung geschlossen, jede dieser Kapellen, die das Leben des Heiligen Franz von  Assisi darstellen und in der Franziskanerkirche enden.  Wieder unten im Ort beschlossen wir, langsam aufzubrechen. Wir wollten um den See, dessen Westufer steil und wenig  erschlossen ist, herumfahren, um uns ein Plätzchen für die Nacht zu sichern. Aber es gab nichts. Also erklärten wir Arona am  Lago Maggiore zu unserem Ziel. Etwas vom Stadtzentrum entfernt entdeckten wir einen riesigen kostenfreien(!) Parkplatz und  sicherten uns einen Platz direkt am See. Auf dem abendlichen Spaziergang durch die vom Deutschtourismus überflutete Stadt  erfuhren wir durch die deutschen Bildzeitungen vom tragischen Tod der Prinzessin von Wales, Diana, am 31. August. Ich hielt es  zunächst für einen Scherz. Aber die nächsten Zeitungen brachten die gleiche Nachricht; also mußte es wahr sein. In den  italienischen Zeitungen zuvor sah ich häufiger Bilder von Diana und ihrem neuen Freund Dodi, dachte aber nur, daß sie halt  wiedermal in den Schlagzeilen war. Lesen und verstehen konnte ich es ja nicht. Die erste italienische Zeitung, die wir (d. h.  Bertram) lasen, kauften wir vor dem Unfalltag, um zu wissen wie das Wetter die nächsten Tage wird. Bertram holte sich also noch  einmal eine italienische Zeitung und übersetzte mir die Nachrichten, die so viele Millionen Menschen auf der Welt bewegten. In  einer Osteria, wo wir uns noch einmal am italienischen Wein labten, hatten wir viel Zeit dazu. Als wir später auf den Parkplatz  zurückkehrten, waren wir absolut nicht allein. Der Ort direkt am See wahr offenbar Liebesnest für junge Pärchen im Auto. Da war  ein Kommen und Gehen wie auf dem Bahnhof. Ein Auto stand in unmittelbarer Nähe von unserem Bus und wartete offensichtlich  darauf, daß wir verschwinden, um ungestört zu sein. Wir wiederum wollten dort übernachten und versuchten, das Pärchen  loszuwerden. Also stellten wir uns ans Geländer und beobachteten die Sterne: Schwan, Andromeda, Kassiopeia und Perseus.  Bald darauf verschwand das Auto mit den Liebenden und wir „rückten vor“, d. h. wir setzten den Bus direkt ans Geländer mit der  Schnauze zum See, um morgens den Sonnenaufgang zu genießen. Ein weiterer Vorteil: Es kam kein weiteres „Liebesauto“.  Interessant war, daß sich kein Auto unmittelbar neben ein anderes stellte, sondern immer in gebührendem Abstand von  mindestens 15 m.