Erstellt mit MAGIX Reisebericht Nkhotakota - Manzini Bay (270 km)  Gegen 6 Uhr begann ein relativ starker Sturm. Der Malawisee zeigte eine sehr hohe Brandung. Wir mussten unsere Tische und Hocker  im Windschatten des ROTELs aufbauen. Selbst Willys Küche flog bald davon. Ein Angestellter heizte in der Dämmerung einen  Holzkohleofen, der die Duschen mit warmem Wasser versorgte. Bertram machte wie gewöhnlich einen Rundgang, während die anderen sich so langsam aus den Betten schälten. Er fand hinter dem Campingplatz einen kleinen Gemüsegarten, wo u. a. gewöhnliche  Tomaten, tropische Gurken, verschiedene Kohl- und Salatsorten sowie der unvermeidliche Maniok angepflanzt waren.  Während wir frühstückten, stellten sich 2 Souvenirverkäufer ein und breiteten ihre Schnitzarbeiten aus. Wir entschieden uns für eine  hübsche Schale aus Ebenholz. Als wir die 4 km zurück zur Teerstraße fuhren, nahmen wir abermals ein paar Mangoäste mit. Und wir erlebten Malawi live: Die Neugier  trieb die Kinder aus 100 - 200 m entfernten Häusern winkend zur Straße und aus einer Schultür zwängten sich 'zig weiß-blau gekleidete  Kinder, um uns zu sehen und zu begrüßen. Die Straße besteht aus einem "Baumwoll-Boden". Wenn es regnet, ist dieser noch  glitschiger als Laterittboden und somit unpassierbar. Glück gehabt, denn gestern Abend sah es sehr nach Regen aus. Und dann hätten  wir hier fest gesessen... Als wir den Chía-River überquerten, stoppte Willy abrupt. Hier waren gerade Fischer mit Einbäumen unterwegs. Das sind extrem  schwere Boote aus ausgehöhlten Baumstämmen; man wundert sich, dass sie überhaupt schwimmen. Mehrere riesige Welse (Catfish)  hatten sie herausgeholt. Außer etwas Geflügel dient Fisch als Haupt-Protein-Quelle. Jagdbares Wild gibt es hier kaum noch. Einer der  Fischer hatte Probleme und schöpfte mit den Händen das Wasser aus dem Boot. Als er bemerkte, dass er fotografiert wurde, lehnte er  sich nach hinten und tat nichts mehr. Es waren mittlerweile 27 °C, es wehte ein leichter Wind und der Himmel war leicht bewölkt. Ein paar Kilometer südlich von Salima stoppten wir bei einem kleinen malawischen Dorf, um dieses  anzuschauen. Als Anne sich über ein Baby beugte, fing dieses plötzlich an zu schreien. Vermutlich  war es über das weiße Monster mächtig erschrocken. Der Schneider saß im Schatten seiner Hütte  und nähte an einer manuellen Singer-Nähmaschine. Elektrizität gibt es hier nicht. Eine junge Frau  verputzte ihr Haus - den Lehm mit den Händen auftragend. Das sorgt für weniger Staub im Innern  des Hauses. Ziegel wurden auf dem Sand getrocknet. Dann kam der Chief mit Frau und Sohn, um  uns zu begrüßen. Er schüttelte - wie hier üblich - jedem drei Mal die Hand. Kaum einer sprach hier  Englisch. Und trotzdem kann man sich irgendwie verständigen. 1889 gründete die Dutch Reformed Church ihre erste Mission. Auch die ersten 4 katholischen ‚Wei-  ßen Väter' versuchten sich anzusiedeln, scheiterten zunächst aber. 1902 starteten sie einen zweiten  Versuch und gründeten die Mua Mission südlich von Chipoka, unser heutiges Highlight. Der Zustrom an Missionaren war in Nyasaland  so stark, dass sich hier bald das dichteste Missionssnetz Afrikas entwickelte. 1927 wurde hier eine Leprastation eingerichtet. Heute gilt  die Mua-Mission als die interessanteste in ganz Malawi. Wenige Tage vor unserem Erscheinen fand die 100-Jahr-Feier mit einer großen  Festveranstaltung statt, an der ca. 10.000 Menschen sowie der malawische Staatspräsident teilnahmen. Durch das Engagement von  Pater Boucher entwickelte sich die Mua Mission zu einer überregionalen kulturellen Begegnungsstätte. In den letzten Jahren gestaltete  er die Mission mit viel Liebe zum Detail. Dabei fordert er die Menschen zur bewussten Auseinandersetzung und Beschäftigung mit ihrer  eigenen Kultur auf. Alle Gebäude wurden mit traditionellen Techniken und Materialien erbaut. Wir lernten  Pater Boucher persönlich kennen. Er ist ein uriger Typ. Wenn man nicht genau weiß, dass er der Pater ist,  würde man ihn für einen ganz normalen Urlauber halten. Ein junger Mann führte uns durch das dreiteilige  Museum, Glanzstück der Mission. Pater Boucher hat alle ausgestellten Exponate zur malawischen Kunst in  mühevoller Kleinarbeit selbst zusammen getragen. Er ließ die Landesgeschichte in Bildern an die Außenwand malen. Im Museum werden Geschichte und Tradition der verschiedenen malawischen Volksstämme gezeigt.  In der angeschlossenen Kunstwerkstatt "Ku Ngoni Arts & Crafts Center" besichtigten wir die  unterschiedlichsten Schnitzereien, die man käuflich erwerben kann, u. a. verschiedene Sitzmöbel, Figuren,  Masken in allen Größen und Formen. Wir entschieden uns für eine kleine Maske aus rotem Ebenholz. Alle  Verkäufe werden in einem Buch eingetragen. Dann erhält jeder Schnitzer den vollen Preis für seine  Kunstwerke. Die Missionskirche ist recht groß und birgt alle kirchlichen Motive aus geschnitztem Ebenholz.  Von hier kommt auch die Ausstattung der Missionskapelle in München. Sie wurde hier von afrikanischen  Künstlern geschnitzt und trägt somit auch afrikanische Charakterzüge.  Und dann waren da noch die Kinder, die uns auf schritt und Tritt folgten. Sie führten Spielzeugautos mit sich,  die sie liebend gern zu Geld gemacht hätten. Und was das für Autos waren: Aus Mangel an Geld wurden  diese Spielzeuge aus stabilem Draht detailgetreu nachgebaut, mit einem Lenkrad und einer Lenkstange  versehen. Sie sind so konzipiert, dass sie richtig fahren können.   Um 13.10 Uhr setzten wir unsere Fahrt zur Manzini Bay fort. Da eine Brücke kaputt war, mussten wir eine riesige Umleitung fahren.  Schotterpiste, versteht sich. Vorbei an einem weitläufigem Dorf, wo wir keinen Menschen entdecken konnten. Entweder waren sie auf  den Feldern oder an der Teerstraße zu finden. Und da Willy ziemlich schnell fuhr, konnten wir auch nicht anhalten, als wir die großen  Hornrabenvögel mit ihren leuchtend roten Schnäbeln entdeckten.  Wir erreichten die Nkopola Lodge gegen 16 Uhr. Bis zum Abend-Schnipseln blieb noch ein wenig Zeit. So spazierten Bertram und ich  am Strand des Malawisees entlang, auf der Suche nach seltenen Tieren, z. B. dem Hammerkopf oder Kormoran.  Während die Frauen dann später Gemüse für das Abendessen schnipselten, waren unsere Männer - bis auf Bertram - mal wieder "im  Urlaub". D. h. keiner war in der Nähe und die Bustür stand sperrangelweit offen. Das war eine Wonne für die hier lebenden Grünen  Meerkatzen. Eine hatte es sich schon auf unserem Sitz bequem gemacht, die Papaya und einen Apfel angeknabbert. Mit Gebrüll  beförderte Bertram den Affen aus dem Bus und verschaffte sich bei den restlichen lautstark Respekt. Als eine Grüne Meerkatze sich  später an der Mülltonne zu schaffen machte, verschwand sie, sobald Bertram in ihre Nähe kam. Auf die Art und Weise hatten wir Ruhe  vor den frechen Biestern.  Zum Abendessen gab es Schinkenmakkaroni und Tomatensalat. Als wir am Abend in der Bar zusammen saßen, erzählten Anne und Willy wieder ein paar ihrer Reiseerlebnisse. Trotz des Interesses  wurde ich sehr schnell müde und lag schon um 21.30 Uhr in der Koje. Manzini Bay  Als wir - luxuriös - um 8 Uhr frühstückten, war sowohl der nächtliche Sturm verschwunden, als auch die Monkeys. Deren Felsen lag  tagsüber in der prallen Sonne. Es war ein Faulenztag, denn wir hatten Glück und mussten den Tag nicht als Puffertag nutzen. In der Ruhe nutzten wir den Tag zum  Koffer packen, Baden im Malawisee - Bilharziose hin oder her - und mit den Wienern zum wunderbaren Mittagessen im Hotelrestaurant.  Das Hotel war durch einen langen Strand vom Campingplatz getrennt. Hier badeten die Einheimische, wuschen ihre Wäsche - wie  überall mit Sand, da Seife zu teuer ist -, sich selbst und schauten uns neugierig hinterher, immer ein "Hallo - How are you?" auf den  Lippen. Vor dem Urlaub hatten wir gesagt, wir gehen in jedem Land einmal essen. Und Malawi-Fisch soll  sehr gut sein, zudem es im Malawisee viele endemische Fische gibt. Der gegrillte "Chambo"  schmeckte wunderbar. Ich genoss ihn mit Reis, Bertram mit Nsami, eine Beilage aus  geschmacklosem Maismehl - mit Soßen und Gewürzen aber eine Delikatesse. Während des Essens beobachteten wir die Meerkatzen. Sie warfen Korbstühle um, neckten sich und spielten Verstecken.  Im Felsen neben dem Restaurant wohnte ein Klippschliefer. Und als wir mit dem Speisen fertig  waren, bekamen wir noch eine Sondervorführung: Auf einen bestimmten Pfiff kam ein Schreiseeadler  aus seinem Nest auf den See hinausgeflogen und schnappte sich den ihm hingeworfenen Fisch, um mit diesem in den Fängen zu seinem Horst zurückzukehren. Über den einheimischen Strand ging es zurück zum Campingplatz. Zuvor nahmen Bertram, Adi und  Ingrid im Pool der Ferienanlage noch ein abkühlendes Bad; ich spazierte am inneren Beckenrand  entlang. Zum Leidwesen der Männer fiel ich nicht ins Wasser. Haha!! In aller Ruhe nutzte ich anschließend die Zeit zum Duschen und  Haare waschen, während Bertram noch einmal mit Adi zum See ging. Im Malawisee gibt es 545 verschiedene Fischarten, von denen  523 endemisch sind. Allein der Buntbarsch ist hier in 500 Arten zu finden, von denen wiederum 495 endemisch sind. Zum Abendessen überraschte uns die Crew mit Kassler, Sauerkraut und Salzkartoffeln. Sauerkraut bekommt man hier in jedem  Supermarkt - importiert aus Deutschland oder hergestellt in Südafrika. Der Campingplatz war heute voller. Während des Essens  konnten wir eine Frau und ihre - vielleicht - 5-Jährige Tochter beim Wasser holen beobachten: Die Frau ging mehrmals mit einem 20-l-  Emaille-Eimer auf dem Kopf von der Wasserstelle weg... Gegen 19.15 Uhr liefen wir erneut über den - nun menschenleeren und dunklen - Strand hinüber zum Hotel. Hier fand eine  Folkloreveranstaltung für die Hotelgäste statt. Auf der Barterrasse spielte eine Musikgruppe. Die Trommel war selbst gebaut und mit Alu-  Folie überzogen - aber sie funktionierte, hörte sich nur etwas blechern an. Dann sang und tanzte eine Gruppe Jugendlicher.  Anschließend trat eine Gruppe Akrobaten auf. Ungewohnt, so ganz ohne Hintergrundmusik - aber wunderbar. Faszinierend die  Kunststückchen: Jonglieren mit Cola-Flaschen und Hüten, Balancieren mit Rollen auf einer sehr wackligen Fußbank und zum Abschluss quetschten sich 2 junge Männer gleichzeitig durch eine Keksdose. Uns hat es gefallen. Copyright © 2003 Regine Werle. Alle Rechte vorbehalte