Erstellt mit MAGIX Reisebericht 8.-10. September 2002 Nairobi Es waren 18 °C im Schatten, in der Sonne sehr heiß. Es dauerte ein wenig, bis unser Gepäck endlich auf dem Band erschien. Jedes  einzelne Stück wurde zuvor von einem Drogenhund beschnüffelt.  Anne, die Reiseleiterin, wartete am Ausgang auf uns. Mit einheimischen Kleinbussen wurden wir zum "Hotel Boulevard" transportiert, wo  wir diese Nacht in einem Hotelzimmer schlafen würden. Anne stellte hier zum ersten Mal das Reise-Programm um und vertauschte die  Stadtrundfahrt mit der morgigen Freizeit. Ich denke, wir sind alle dafür dankbar. So konnten wir uns in dem schönen Hotel mit herrlichem  Garten erholen.     Bertram und ich besuchten das "um die Ecke gelegene" Nationalmuseum. Man sagt, es sei das wohl am  reichsten bestückte Museum in ganz Ostafrika und beherbergt eine einmalige ethnologische Abteilung. In der  archäologischen Abteilung wird eine umfangreiche Sammlung prähistorischer Funde aus Ostafrika gezeigt.  Natürlich findet der Besucher auch aufschlussreiche Informationen zu Flora und Fauna Kenyas.  Wie gewohnt nahm Bertram auch die Fototasche mit. Der Pförtner am Hotel wies uns darauf hin, dass es zu  gefährlich sei; wir sollten ein Taxi oder den Zimmersafe nutzen. Also liefen wir los - nur mit dem Eintrittsgeld in der  Tasche und dem Rest im Geldgürtel. (Wenn die Stadt wirklich so unsicher ist, kann ich mich auch nicht unbedingt  auf den Safe verlassen.)   Die (kriminellen) Afrikaner sind ganz schön erfinderisch, um an Geld zu kommen. Uns passierte die folgende  Geschichte: Auf dem Heimweg vom Museum zum Hotel sprach uns ein Sudanese in Deutsch an. Ein paar Minuten sprach er von seinem  Studium, dass sein Professor in Hannover wohne, und dieser ihn demnächst besuchen komme. Doch dann kam er zum Eigentlichen: Er  sei ja Flüchtling und wolle nach Dar-es-Salaam (Dar) in Tanzania. Und das sei so schwierig: Von Nairobi nach Mombasa, von dort nach  Sansibar (Insel vor Tanzania) und von dort aus nach Dar. Doch dafür benötige er 20 US$. Als wir ablehnten, setzte er noch einen drauf:  Er hätte seit 2 Tagen schon nichts mehr gegessen. "Wir haben kein Geld dabei", sagte Bertram. "Wo wohnt ihr?" "Im Hotel um die Ecke."  Da sollten wir ihn plötzlich zum Essen einladen. "Nein, das geht nicht", entgegneten wir, "wir essen später mit der Reisegruppe  zusammen." Ob wir Geld im Hotel hätten, fragte er daraufhin. Gewiss, doch das bräuchten wir für die Reise, war unsere Antwort. Nun  wollte er vor dem Hotel warten, bis wir mit dem Geld zurückkämen. (In die Hotels dürfen solche Leute nämlich nicht hinein.) Vermutlich  wartet er da immer noch...  Um 19 Uhr waren wir mit der Reiseleitung im Hotel zum Abendessen verabredet. Dort servierte man uns Flädlesuppe, Geschnetzeltes  mit Nudeln und als Dessert Obstsalat mit Eis. Es war das beste Hotel-Essen auf dieser Reise. Anne erzählte, dass einer unserer  Mitreisenden, Heinz, heute in Dubai nächtigen wird. Man hatte ihn in der übervollen Maschine nicht mehr mitgenommen. Er wird nun  morgen Mittag in Nairobi erwartet. (Nun, auf Kosten der reichen "Emirate Airlines" lässt es sich sicherlich gut leben...) Wir stellten fest,  dass unsere Reisegruppe nur 14 Leute umfasst, dazu Anne und Willy, der Fahrer. Somit müssen wir unser Gepäck nicht in unseren  ROTEL-Kabinen aufbewahren, sondern können die unterste Reihe dazu nutzen.   Momentan haben wir den Eindruck, dass es eine schöne Reise werden wird, zumindest was Gruppe und Crew betrifft. Anne macht einen  kompetenten Eindruck. - Wir sollten uns nicht irren...  Es war 21.10 Uhr, als Bertram schon fest schlief und auch mir die Augen zufielen, während die Zikaden draußen mit dem Lärm der Autos  mithalten wollten. Nairobi - Namanga (125 km)  Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war es stark bewölkt und kühl. Jedoch sollen es laut CNN-Wetterbericht 27 °C werden,  während in Südfrankreich und Schottland Unwetter hausen.  Gegen 8 Uhr traf sich die Gruppe im Restaurant zu einem herrlichen Buffett-Frühstück. Während wir uns mit den Köstlichkeiten den  Bauch voll schlugen, verteilte Anne die Kabinen. Wir werden diesmal oben am Heck zu Hause sein. Denn nur die beiden oberen Kabinen  vorn und hinten im Hänger konnten nicht geteilt werden. Und da es nur 2 Ehepaare gab und wir unser Gepäck in den unteren Kabinen  verstauen wollten, erübrigte sich ein Handeln von selbst.   Ab 9 Uhr durften wir dann Kabinen und Bus beziehen. Der Bus ist ein 20-Sitzer-Kombi-Modell, Truck mit Hänger.   Ca. 10.20 Uhr brachen wir zur Stadtrundfahrt auf.   Die Massai kannten Nairobi [1.600 m NN] als Enkare nairobi (Ort des kühlen Wassers); noch vor 100 Jahren tränkten sie hier ihre Rinder.  Damals Niemandsland zwischen Massai- und Kikuyuterritorium, findet man heute dagegen einen Großstadtdschungel. Sehr schnell  entwickelte sich die 150 km südlich des Äquator gelegene und 1899 gegründete Stadt in eine 2-Mio.-Ew.-Stadt, die das größte  wirtschaftliche und industrielle Zentrum zwischen Kap und Kairo darstellt. Die Innenstadt erstreckt sich zwischen dem kleinen sumpfigen Nairobi River im NO, dem Eisenbahngelände im SO und dem  verkehrsreichen Uhuru Highway im W.   Erste Station war die Jamia Sunni-Moschee, die Haupt- und älteste Moschee Nairobis. Diese war leider geschlossen. Außerdem ist wohl das Betreten durch Nicht-Moslems unerwünscht. In unmittelbarer Nähe steht die MacMillan Library in einem hübschen Kolonialgebäude.  Von hier aus konnten wir das Nation Centre nicht übersehen. Das Gebäude fällt nämlich wegen seiner gestreiften Rundtürme und der  riesigen rot-leuchtenden Stahlkonstruktion ins Auge. Darin befinden sich die Zeitungsredaktionen der Nation-Verlagsgruppe. Zu Fuß ging es erst einmal zum City Market. Hier war vielleicht was los! Und wir Weißen fallen  natürlich auf wie bei uns die berühmten "bunten Hunde". Von allen Seiten wurden wir  angesprochen, doch in den jeweiligen Laden mitzukommen. Dabei versuchten sie es auf die  charmanteste Art und Weise. Ein Beispiel: Ein Afrikaner "bewunderte" Bertrams Bart. (Afrikaner  haben im allgemeinen keinen Bartwuchs.) Er wolle ihm dafür etwas geben wollen, eine Giraffe,  einen Elefant, oder ein anderes Souvenir. Natürlich sicherlich nicht "umsonst". Oder: "Foto - no  problem!" - und sobald du fotografiert hast: "Come with me in my shop!" Am besten, man bejaht,  wenn man gefragt wird, ob man Franzose oder Spanier sei; dann hat man Ruhe, denn diese beiden  Sprachen beherrschen die Afrikaner nicht. Neben Obst und Gemüse werden in der ersten Etage -  und auch hinter der Markthalle - Souvenirs angeboten. Darunter auch Spielzeug, das uns wie  Recycling-Ware vorkommt, hier allerdings zum Alltag gehört: Miniaturfahrräder und Spielzeugautos  aus Draht oder Puppen aus alten Stoffresten.  Um 11 Uhr setzten wir unsere Fahrt durch Kenyas Hauptstadt fort. Eigentlich sollten wir am Rathaus wieder aussteigen. Doch dort fand  gerade eine Demonstration gegen den Präsidenten Arab Moi statt. Kenya steht kurz vor den Wahlen - und Massenaufläufe soll man  wegen dem Temperament der Afrikaner lieber meiden. Also hielten wir erst am 2001 eröffneten 7th August Memorial Park. An dieser  Stelle stand bis zum 07.08.1998 die Botschaft der USA. Bei dem damaligen Bombenanschlag - heute vermutet man, es war Al-Qaida -  kamen 250 Menschen ums Leben, mehr als 5.000 wurden verletzt. Eine Gedenktafel erinnert an  214 der Todesopfer. An-schließend fuhren wir zur Nairobi Railway Station, ein alter Bahnhof, der  auch heute noch in Betrieb ist. Die meisten Schilder sind auch in Deutsch beschriftet; Tanzania und  somit eine ehemalige deutsche Kolonie ist ja nicht weit entfernt. Der nächste Zug geht um 12.30 Uhr  nach Mombasa; mit Kreide war die Zeit an eine alte Tafel angeschrieben. Auf dem Bahnhof musste  ich dringend mal zur Toilette. Zwei Männer saßen davor, ein dritter holte den Schlüssel. Hier muss  man genauso wie bei uns die Einrichtungen vor Pennern schützen. In der Toilette konnte ich  wählen, ob ich Eastern oder Western nutzen wollte. Ich zog das Western-Sitzklo ohne Brille dem  Eastern-Stehklo vor. Vor dem Bahnhof befindet sich der Busbahnhof. Ein ungeübter Europäer würde  einen solchen niemals ausmachen können. Sucht man einen Linienbus, muss man nach "Matatu"   fragen (nicht verwechseln mit "Matata", denn das heißt: Probleme!).  Vom Bahnhof aus begaben wir uns auf den Nairobi Hill, eine Erhebung am Rande der Stadt. Von  hier aus hatten wir eine wunderbare Panoramasicht über Kenyas Hauptstadt und den Uhuru-Park. (Uhuru ist Suaheli und bedeutet  Unabhängigkeit.) Wir blickten auf die Wolkenkratzer und das Regierungsviertel, wo sich u. a. das Jomo Kenyatta-Mausoleum befindet,  wo die Gebeine des Staatsgründers und ersten Präsidenten von Kenya, Jomo Kenyatta, ruhen.  Übrigens, Kenya hat den aus der britischen Kolonialzeit stammenden Linksverkehr behalten. Gewöhnungssache. Wir kehrten gegen 12 Uhr zum Hotel zurück, wo wir noch einmal die Ruhe genießen konnten. Wir mussten schließlich auf unseren 14.  Reisegast warten, der dann auch guter Laune von einem Eintagestrip aus Dubai ankam. Wir setzten uns bis dahin an den Pool, aßen  etwas und nutzten die Zeit, um zu relaxen.  Punkt 14 Uhr traten wir unsere Rundreise dann bei einem Kilometerstand von 72.200 an. Die ausgezeichnet ausgebaute Teerstraße A-104 führte uns an die Tanzanische Grenze nach Namanga. Wir kamen durch die Kajiado-  Ebene, eine zunächst karge, flache Grassavannenlandschaft, die später in eine hügelige Busch- und Baumsavanne, mit ihrem  charakteristischen Akazienbestand übergeht. Da es hier zu trocken ist, wird extensive Viehwirtschaft betrieben. Überall sieht man  Buckelrind-Herden. Hirten sind die Massai, die wohl bekannteste Volksgruppe Ostafrikas. Die Indiogemeinschaft lässt sich ihre Exotik  bezahlen. In Kajiado, wo gerade ein Massai-Markt stattfand, wurden wir von Anne belehrt, dass sich die Massai nur gegen Geld  ablichten lassen und sehr wütend werden, wenn sie sich nicht wehren können, also auch dann, wenn man sie aus einem fahrenden Bus  fotografiert. Wer denkt, die Kamera wird nicht gesehen, der irrt. Spätestens ein durch das Fenster geworfener Stein lehrt einen eines  Besseren. Wir hatten einfach nur Glück, dass uns nichts passiert ist. Von Anne erfuhren wir eine ganze Menge über diese Volksgruppe.  Die traditionelle Tracht, die rote umgeworfene Decke, sieht man nur noch in den Dörfern entlang der Teerstraße. Diese Menschen sind  hoch gewachsen und sehr reich geschmückt. Dabei tragen hier die Männer die Ohrringe. Die tanzanische Grenze führt mitten durch das  Gebiet der Hirtenmassai. Die Erde hier in der Gegend und auch noch ein Stück in Tanzania ist rot. Es handelt sich um Laterit-Böden, die durch  Gesteinsverwitterung unter tropischen Bedingungen entsteht. Häufig tauchen bizarre Burgen auf, manche bis zu 3 m hoch. Es sind  Termitenhügel. Besonders beeindruckend sind sie dann, wenn ein mickriger kleiner Baum neben der Spitze herausschaut. Gegen 17.50 Uhr erreichten wir den Campingplatz in Namanga. Ruhig, schöne sanitäre Anlagen... Nach dem ROTEL-Aufbau gab es  einen Umtrunk auf die - hoffentlich - schöne Reise. "Wie die Gruppe, so die Suppe" pflegen Anne und Willy gewöhnlich zu sagen, und  meinen damit, dass es nicht nur Suppe geben wird, wenn die Gruppe gut zueinander passt. Willys Karotten-Sellerie-Cremesuppe  jedenfalls war  schon mal köstlich. Den Rest holten sich die Leute vom Campingplatz - und ließen den Topf fertig gespült wieder  zurückbringen. Später bedankten sie noch einmal persönlich bei Willy für die schöne Suppe. Und fast entschuldigend fügte die Dame des  Hauses noch hinzu, sie hätte sich sogar zwei Teller gegönnt... Ach ja, die Grünen Meerkatzen möchte ich nicht vergessen. Die frechen Biester warteten auf dem ROTEL-Dach, ob sie irgendwo etwas  Essbares ergattern konnten. Um 21 Uhr lagen wir alle in den mit Moskitonetzen geschützten Kojen.  Namanga - Karatu (254 km) Die erste Nacht im ROTEL war wie immer eine schlechte Nacht. Die Gewöhnung an das enge Bett und die tropischen Nächte wollen erst  einmal verdaut sein. Dazu kamen die unbekannten Geräusche. Um 5.30 Uhr weckte uns der Muezzin von der Moschee nebenan. 7 Uhr gab es Frühstück - und rechtzeitig fanden sich auch die Grünen  Meerkatzen ein, um den einen oder anderen Happen zu ergattern. Drei schwarze Wächter hielten sie davon ab, uns die Wurst zu  stibitzen. Vor der Abfahrt kamen wir noch in den Genuss, einen balzenden Puter und einen nach Futter suchenden Strauß kennen zu  lernen. Denn der Campingplatz beherbergte auch diese Tiere. Kurz nach der Abfahrt um 8 Uhr erreichten wir die Grenze zu Tanzania.  Copyright © 2003 Regine Werle. Alle Rechte vorbehalten