Made with MAGIX Reisebericht 16. August - 4. Oktober 1999 Teil 2: Aragón Zaragoza [200 m NN, 600.000 Ew.],  Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und Regionshauptstadt von Aragón, zugleich Sitz einer berühmten Universität. Leider hatte es  sich inzwischen total zugehängt, der Himmel war bedeckt und grau in grau bei immerhin 27 °C, die Sonne schimmerte aber leicht  durch. Ich suchte in altbewährter Manier, wie immer bei größeren Städten, einen Parkplatz am Stadtrand - so nahe, dass man  problemlos ins Zentrum spazieren kann, aber weit genug weg, dass es nichts kostet. Diese Taktik klappt fast immer ganz gut, hier  musste ich nur aufs andere Ebro-Ufer (das nördliche) fahren und stellte den Bus in ein Wohngebiet; da ist er auch sicherer als auf  einem Touristenparkplatz! Jetzt nur noch den Fluss überqueren und nach 10 Minuten war ich im Zentrum. Von unterwegs hatte ich  einen tollen Panorama-Blick auf die Silhouette von Zaragoza: Im Vordergrund der Río Ebro, dahinter die wichtigsten  Sehenswürdigkeiten: Catedral La Seo, Palacio Arzobispal, Lonja, Ayuntamiento, Basílica de Nuestra Señora del Pilar und Puente de  Piedra. Die Situation erinnert stark an den Canaletto-Blick (Dresdens Altstadt vom Neustädter Elbufer aus)!  Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen an der 500 m langen Plaza del Pilar, die sich ca. 100 m entfernt parallel zum Ebro erstreckt.  Zunächst begab ich mich zur Catedral La Seo, einer 1119-1520 an der Stelle der maurischen Hauptmoschee erbauten fünfschiffigen  Kirche; das Hauptportal stammt von 1795. Das Innere enthält im Chor ein prachtvolles Gitter und spätgotisches Gestühl. Der Trascoro  mit dem Christusaltar ist ein Meisterwerk der Renaissance. In der Capilla Mayor erhebt sich hinter dem Altar ein großer alabasterner  Retablo, dessen drei große Bildtafeln Juan de Suabia ('Meister Hans aus Schwäbisch Gmünd'!!!) 1473-1477 schuf. Es gibt noch  zahlreiche schöne Seitenkapellen, da jedoch wie fast immer das Fotografieren und Filmen verboten war und es unverständlicherweise  auch keine Kaufdias gab, kann ich mich kaum noch daran erinnern. Zurück auf der Plaza del Pilar passierte ich zunächst den Palacio Arzobispal (Erzbischöfliches Palais), ein klassizistisches Gebäude  aus dem 18. Jh. Daneben steht die äußerlich schlichte Lonja, ein 1551 vollendeter stattlicher Renaissancebau mit einem einzigen  großen Saal, der schönen Wappenschmuck und ein beachtliches Gewölbe aufweisen soll und früher als Börse diente; leider wird sie  nur zu besonderen Anlässen geöffnet. Es folgte das Ayuntamiento (Rathaus), vor dem sich ein modernes Denkmal befindet. Das größte historische Bauwerk Zaragozas und zugleich sein Wahrzeichen, die Wallfahrtskirche Basílica de Nuestra Señora del Pilar,  auch Virgen del Pilar genannt, nimmt mit 132 x 67 m den größten Teil der Nordseite der Plaza del Pilar ein. Der Legende nach wurde  diese Kirche am Ort eines Marienwunders erbaut, bei dem die Muttergottes am 2. Januar des Jahres 40 dem nach Compostela  ziehenden Apostel Jakobus erschienen sein soll. Dabei hat sie wundersamerweise eine Säule (span.: pilar) hinterlassen, um die  nacheinander mehrere Kapellen errichtet wurden. Die heutige Basilika besitzt eine große Mittelkuppel, zehn kleinere Azulejoskuppeln  und vier hohe Ecktürme; sie wurde 1681 von Francisco Herrera dem Jüngeren begonnen und 1753 von Ventura Rodriguez fortgeführt,  aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgebaut. Im klassizistisch gestalteten Inneren zeigt der Chor ein schönes Gitter von  1574 und ein prächtiges platereskes Gestühl von 1548. Auch das gotische Retablo aus z. T. farbigem Alabaster ist sehenswert. Im  Ostteil des Kirchenraumes befindet sich die Capilla de Nuestra Señora del Pilar, das bedeutendste Heiligtum der Kirche. Es ist mit  prachtvollen Deckengemälden von Alejandro González Velázquez ausgemalt; weitere Kuppeln tragen Deckenfresken von Bayeu  (1781) und Francisco de Goya (1771). An der Westwand der Kapelle steht über drei kerzenbeladenen Altären die aus dem frühen 15.  Jh. stammende kleine Alabasterfigur der Jungfrau auf dem silberbeschlagenen, marmornen 'Pilar' , die täglich mit einem neuen  Umhang bekleidet wird. Zwischen der Kapelle und dem Hauptaltar im nördlichen Seitenschiff befindet sich ein Stein mit dem  angeblichen Fußabdruck der Jungfrau, den viele Gläubige küssen. In der Basilika war Fotografieren und Filmen anscheinend erlaubt;  als ich eintrat sah ich jedenfalls trotz genauem Hinsehen kein Verbot, und drinnen machten viele Leute Bilder. Nur beim Verlassen  durch eine andere Tür entdeckte ich dort das bekannte Foto-/Video-Verbotsschild - aber ich hatte meine Bilder bereits im Kasten!  An der Westseite der Plaza del Pilar befindet sich noch ein interessanter Brunnen und ein weiterer Mudéjar-Turm, der Torreón de la  Zuda, Relikt des ehemaligen maurischen Palastes, den der arabische Gouverneur im Jahre 918 errichten ließ. Von hier machte ich  mich auf den Weg zur Einkaufszone, da ich hoffte, in der Provinzhauptstadt Kartenmaterial und Literatur über Aragón zu finden. Auf  der Avenida de la Independencia, einer prächtigen, arkadengesäumten Promenadenstraße, war ich dann in einer großen Librería  (Buchhandlung) auch erfolgreich. Nicht weit davon steht das ehemalige, im 15./16. Jh. in reichstem plateresekem Stil erbaute  Monasterio de Santa Engracia, das 1809 durch die Franzosen fast völlig zerstört und 1898 wieder rekonstruiert wurde. Sein  Alabasterportal aus der Gründerzeit blieb jedoch original erhalten und ist wirklich sehenswert. Ich marschierte in einem Bogen durch  die östliche Altstadt zurück zum Bus. Dabei kam ich an der mudéjaren Iglesia de San Miguel mit schönem Turm vorbei, wo gerade  eine Hochzeit stattfand (es war mal wieder Samstag). Auch die aus dem 14. Jh. stammende und im 18. Jh. wesentlich umgebaute  Iglesia de Santa María Magdalena mit ihrem im Originalzustand erhaltenen herrlichen Mudéjar-Turm lag auf meinem Rückweg. Mit  dem Bus fuhr ich dann zur letzten Station meiner Zaragoza-Besichtigungstour.  Weit im Westen der Stadt erbauten die Mauren unter Aben-Alfage im Jahre 864 das Castillo de la Aljafería als Lustschloss ihrer  Könige, das zwischen 1030 und 1081 seine größte Erweiterung erfuhr. Nach Vertreibung der Mauren übernahmen Benediktiner das  Schloss und richteten darin ihr Kloster ein. Im 14. und 15. Jh. wurde es als Schloss der Könige von Aragón genutzt. Auch die 'Reyes  Católicos' (Katholische Könige) und schließlich die Inquisition residierten hier. Heute dient der Bau als Sitz des aragonischen  Regionalparlaments. Obwohl 1809 während der französischen Belagerung größtenteils zerstört, ist es das einzige noch halbwegs  erhaltene maurische Bauwerk Zaragozas! Erst im 20. Jh. machte man sich an den Wiederaufbau, der bis heute noch nicht  abgeschlossen ist. Samstags ist der Eintritt frei, allerdings nur mit (ebenfalls kostenloser) Führung möglich. Leider wurde das Innere  nur sehr grob rekonstruiert und ließ praktisch sämtliche Details vermissen; die original erhalten gebliebenen waren jedoch sehenswert. Von Zaragoza zum Pyrenäenfuß  Nördlich von Zaragoza am Río Gallego steht eine weitere Sehenswürdigkeit, die Cartuja de Aula Dei, ein 1564 von Fernando II.  gegründetes Kartäuserkloster. Die Kirche, ein massiver Backsteinbau, besitzt ein kunstvoll gearbeitetes Portal. Den Kreuzung  schmücken Bilder aus dem Leben des Hl. Bruno von Antonio Martinez; in der Klosterkirche mit ihrem schönen Rokokoportal findet man  die wichtigste Sehenswürdigkeit: Fresken von Goya aus dem Leben der Hl. Jungfrau (1772). Aber die Einfahrt zum Gelände war  verschlossen und weit und breit kein Hinweis auf Öffnungsmodalitäten zu sehen; so machte ich mein obligatorisches Bild der  Außenansicht und fuhr weiter am Río Gallego entlang in ein schönes Auengebiet mit Riesenschilf bei Peñaflor. Die eingezeichnete  Gallego-Brücke fand ich nicht und musste daher nochmals zurück nach Zaragoza, um von dort in westlicher Richtung zur Sierra del  Moncayo [bis 2.315 m NN] weiter zu fahren, die zum Nordteil des Sistema Iberico (Iberisches Randgebirge) gehört.  Am Fuße des Gebirgsstockes auf dem Gebiet des Ortes Vera del Moncayo liegt das Monasterio de Santa María de Veruela, das  einstmals bedeutendste Kloster Spaniens. Es wurde im Jahre 1146 von Zisterziensern am Platz der iberischen Siedlung La Oruña  gegründet und im 15. Jh. vollendet; heute beherbergt es ein Jesuitenkolleg. Die Kirche des imposanten, von einer zinnengekrönten  Mauer umgebenen Klosters stammt aus dem 13. Jh. und repräsentiert den Übergang von der Romanik zur Gotik. Das Klostergelände  war leider abgesperrt und nur gegen einen Obolus zu betreten. Da sich jedoch etliche, vor allem ältere, Leute vor dem Eingang  drängelten, sah ich von einer Besichtigung ab und machte mich auf, den Berg zu erkunden.  Ein Großteil des Berglandes ist zum Reservat 'Parque Natural de la Dehesa del Moncayo' erklärt. Die Hänge sind bewaldet, zunächst  Kiefern, weiter oben aber folgt Laubwald aus hauptsächlich Rotbuchen, die in Südeuropa nur die Montanstufe besiedeln und hier in  Nordostspanien die Südwestgrenze ihrer Verbreitung erreichen. Außerdem gibt es auch ein paar Fichten. An der serpentinenreichen  Straße sind einige Parkplätze eingerichtet, an denen Info-Tafeln über das Gebiet aufgestellt wurden - eine Art Naturlehrpfad für  Autofahrer. Die Straße wurde bis zum Ende der befahrbaren Strecke in 1.620 m NN am Santuario de Nuestra Señora del Moncayo   immer steiler und steiniger. Vom Vorplatz bietet sich ein herrlicher Blick ins Tal des Ebro, aber der im Parterre des Gebäudes lärmende Kompressor störte die Ruhe ungemein; außerdem war es mit 13 °C ziemlich frisch. Vom Santuario aus gibt es etliche Wanderwege,  auch bis zum noch 700 m höher liegenden Gipfel, die ich aber mangels Zeit und vor allem Kondition nicht weiter verfolgte.  So machte ich mich auf den Rückweg ins Tal, wobei ich in einiger Entfernung einen riesigen Windpark mit Dutzenden von Windrädern  entdeckte (später fand ich heraus, dass es sich um die Montes de Castejón handelt, fast 50 km entfernt). Schon in der Dämmerung  erreichte ich bei wolkigem Himmel und 21 °C mein Ziel Tarazona, das ich am nächsten Tag erkunden wollte. Leider war es am anderen Morgen stark bewölkt mit einigen Regenschauern bei 13 °C. So musste ich gleich zu Beginn meines  Rundganges eine längere Pause in einer Bar einlegen, wo ich mich aber sehr gut mit dem Wirt und zwei Gästen unterhielt. Erst nach  etwa einer Stunde konnte ich aufbrechen. Das malerische alte Bischofsstädtchen Tarazona [475 m NN, 11.000 Ew.] am Río Queiles im Norden der Sierra de Moncayo ging aus der antiken iberischen Siedlung 'Turiasso' hervor. Zur Römerzeit gewann die Stadt durch den  Eisenerz-Abbau an Bedeutung. Im Mittelalter erkoren die aragonischen Könige Tarazona vorübergehend zu ihrer Residenz; im  Zentrum der Altstadt am Ufer des Queiles steht noch das ehemalige Königsschloss aus dem 14. Jh., heute Bischofspalais (Palacio  Episcopal). Wegen der vielen Baudenkmäler im Mudéjar-Stil nennt man Tarazona auch 'Toledo von Aragón'. So weist die Kathedrale,  erbaut von 1162-1235 nach der Rückeroberung der Stadt von den Mauren, einen typischen Mudéjar-Backsteinturm von 1588 auf;  leider war sie wegen Renovierung geschlossen. Auch die älteste Kirche der Stadt, die Iglesia de Santa María Magdalena, wird von  einem schönen, hohen Mudéjar-Turm überragt. Die Casa Consistorial (Rathaus), untergebracht in der ehemaligen Börse aus dem 16.  Jh., besitzt eine äußerst prächtige Fassade mit Reliefs und Wappenfeldern; eine Bogengalerie im oberen Stockwerk verleiht dem  Gebäude einen zusätzlichen Reiz. Besonders erwähnenswert finde ich die 1790-1792 erbaute Plaza de Toros Vieja (Alte  Stierkampfarena), die aus einem vierstöckigen, ringförmigen Gebäude besteht, in dem sich 32 Wohnungen befinden. Sie wird heute  zwar nicht mehr als Corrida genutzt, aber die Wohnungen sind zu richtig schnuckeligen Appartements umgebaut worden und wirken  heute recht nobel.  Ich verließ Tarazona über das Bergland um den Ort El Buste und erreichte in dessen unmittelbarer Nähe einen schönen Mirador  (Aussichtspunkt), der passenderweise den Namen 'El Balcón de El Buste' [805 m NN] trägt: Man hat dort wirklich einen schönen Blick  über das Tal des Río Huecha zur Sierra del Moncayo. Bei Novillas überquerte ich den Río Ebro und drei Bewässerungskanäle, um  Tauste zu erreichen, das zu den 'Cinco Villas' ('Fünf Dörfer', die anderen vier sind Ejea de los Caballeros, Sádaba, Sos del Rey  Católico und Uncastillo) zählt. Der Ort liegt am Río Arba und besitzt eine sehenswerte, im Mudéjarstil erbaute Pfarrkirche, Iglesia  Parroquial de Santa María, (1243 begonnen) mit schönem, 72 m hohem, achteckigem Turm und wertvollem, platereskem Retablo am  Hochaltar. Ganz in der Nähe liegen die Montes de Castejón [bis 750 m NN], ein Hügelland mit vielen Windrädern - offensichtlich handelt es sich  um eine sehr windige Gegend. Ich versuchte in die Nähe einer solchen Anlage zu gelangen, blieb dabei aber fast stecken, denn der  tagelange Regen hatte die unbefestigten Feldwege in Schlammlöcher verwandelt. Bei der Überquerung des Gebirges geschah es  dann aber doch noch: Für eine kurze Rast fuhr ich, schon vorsichtig geworden, auf einen gekiesten Feldweg ab, nur ein paar Meter -  aber der Kies deckte nur den Schlamm darunter ab. Ich saß fest und beim Versuch herauszukommen rutsche der Bus nur noch weiter  den leicht abschüssigen Weg hinunter. Es wurde auch immer steiler, und schließlich stand ich 50 m von der Straße entfernt. Es gab  keine Hoffnung mehr, aus eigener Kraft noch herauszukommen; also machte ich mich zu Fuß auf den Weg ins nächste Dorf Sierra de  Luna [401 m NN], ca. 3 km entfernt, um Hilfe zu holen. Ein netter älterer Herr, vermutlich ein Bauer im Ruhestand, dem ich die  Situation schilderte, war spontan bereit, mir zu helfen. Ich erklärte ihm, dass der vorgesehene Geländewagen genauso abrutschen  würde wie mein Bus; also nahmen wir einen Traktor. Das Herausschleppen erwies sich als extrem schwierig, da auch der Traktor kaum Bodenhaftung hatte. Letztlich haben wir es aber mit vereinten Kräften von Traktor und Bus doch noch geschafft. Ich bot meinem Helfer  Geld an, das der aber partout nicht nehmen wollte. So blieb mir nur, ihm herzlich zu danken. Ich machte immer wieder die gleiche  Erfahrung: die einfachen Leute sind sehr nett und immer hilfsbereit! Es war schon ziemlich spät geworden und mein heutiges Ziel - Sos del Rey Católico - nicht mehr erreichbar. Auf der Karte entdeckte  ich in meiner Richtung in der Nähe von Luna [477 m NN] drei angeblich sehenswerte Kirchenbauten: die Iglesia de San Gil liegt auf  einem Hügel über Luna und war nicht erreichbar, das Convento de Monlora habe ich nicht gefunden. Lediglich das Santuario de  Nuestra Señora de Monlora fand ich lohnend; es liegt auf einem ca. 150 m hohen Bergrücken direkt über dem Tal des Río Arba de Biel  und bietet einen schönen Anblick, außerdem hat man von da oben einen herrlichen weiten Blick übers Arba-Tal zu den Montes de  Castejón. Nun waren es noch 25 km bis zum heutigen Übernachtungsort: Bei Ejea de los Caballeros [340 m NN] handelt es sich um das antike 'Segia' der Iberer, das am Zusammenfluss von Arba de Luesia  und Arba de Biel am Fuß der Pyrenäenzone liegt. Als Hauptort der 'Cinco Villas' entwickelte es sich zu einem bedeutenden  landwirtschaftlichen und industriellen Zentrum. Ich bezog mein Nachtquartier auf einem Hügel inmitten der Stadt, auf dem sich früher  eine Festung König Alfonsos I. befand, von der nur noch die weithin sichtbare Iglesia de Santa María aus dem Jahre 1174 erhalten ist.  Ihr Mudéjar-Turm war von etlichen Storchennestern mit den zugehörigen Vögeln besetzt; da die Kirche bei Nacht angestrahlt wurde,  filmte ich das Geschehen gleich mal. Am Morgen machte ich bei wolkigem Himmel und nur 10 °C einen kleinen Stadtrundgang. Von meinem kirchengekrönten  Übernachtungshügel stieg ich zur Altstadt hinab auf der Suche nach der romanischen Wehrkirche El Salvador von 1222, die leider total  eingerüstet und auch gesperrt war, so zog ich unverrichteter Dinge wieder ab.  Danach kam ich nach Sádaba [430 m NN], das von einem großen, gut erhaltenen mittelalterlichen Castillo (13. Jh.) im Zisterzienser-  Stil überragt wird, die einen quadratischen Grundriss und neun ebenfalls quadratische Türme besitzt. Bemerkenswert ist auch die  gotische Pfarrkirche Iglesia Parroquial de Santa María aus dem 14. Jh., deren achteckiger Turm als schönes Beispiel für die gotische  Baukunst Spaniens gilt. Nördlich und nordöstlich von Sádaba steigt das Gelände stetig an, das Ebro-Tiefland geht hier in die Vorpyrenäen über, die dem  Pyrenäen-Hauptkamm vorgelagert sind und z. T. auch schon beachtliche Höhen von 1.500-2.000 m NN erreichen.  Durch die Vorpyrenäen nach Osten  Über den Puerto de Sos [856 m NN] geht es weiter nach Sos del Rey Católico [520 m NN, 900 Ew.]. Dieses Festungsstädtchen auf  einem Ausläufer der Sierra de la Peña hat sich sein mittelalterliches Stadtbild mit Stadtmauer und schönen Stadttoren weitgehend  bewahrt. Hier wurde 1452 im Palacio de Sada (12. Jh.) der spätere König Fernando de Aragón, genannt 'el Rey Católico', geboren. An  der Plaza de la Villa stehen das Renaissance-Rathaus Casa de la Villa (16. Jh.) und die schöne Lonja Medieval mit Gartenanlage; vom Platz kommt man zur romanischen Pfarrkirche Iglesia Parroquial de San Esteban (11./12. Jh.) mit einem Figurenportal und sehr gut  erhaltenen Wandmalereien aus dem 14. Jh. Oberhalb der Kirche am höchsten Punkt des Ortes stehen die Reste des Castillos (12. Jh.) mit gut erhaltenem Turm; von hier oben hatte ich einen schönen Blick über Ort und Umgebung. Auf der Weiterfahrt durchquerte ich  eine zu Navarra gehörende Enklave von wenigen Quadratkilometern und entdeckte auch einen charakteristischem Bauernhof mit einer  Art Futterturm.  Auf dem Felshang Ayllón über dem Ort erhebt sich eine einst mächtige Burg aus dem 12. Jh., von der Uncastillo (un castillo = eine  Burg) seinen Namen ableitet; heute ist davon nur noch ein einsamer Turm übrig. Von den Kirchen ist die romanische Santa María la  Mayor mit ihrem sehr schönen Südportal und dem plateresken Kreuzgang besonders zu erwähnen. Die Casa Consistorial (Rathaus)  zeigt eine reich gearbeitete Fassade. Wegen seines mittelalterlichen Gepräges mit den hübschen engen Gassen wurde Uncastillo  offiziell zum kunstgeschichtlich interessanten Ort erklärt ('Conjunto Histórico Artístico').  Von Uncastillo führt die schöne kleine Landstraße A-1202 durch die Sierra de Luesia mit dem Ort Luesia, über dem ein Castillo thront,  nach Osten Richtung Huesca. Der nächste Ort Biel-Fuencalderas besteht aus zwei 10 km auseinander liegenden Teilen. Im  mittelalterlichen Städtchen Biel [760 m NN] steht ein romanischer Turm aus dem 11. Jh. Auf der Weiterfahrt durch die Sierra de  Salinas nach Ayerbe überquere ich den Puerto Sierra Mayor [902 m NN]; von ihm hat man einen wunderbaren Panoramablick auf die  Sierra de Santo Domingo [Santo Domingo: 1517 m NN] und die Sierra de Loarre [Pusilibro: 1597 m NN]. Zu erkennen sind Agüero,  Riglos mit seinen 'Mallos', und sogar das Castillo de Loarre. Schließlich erreichte ich das Städtchen Ayerbe [582 m NN] bei leichter Bewölkung und 18 °C. Hier gilt der Palacio des Marqués (15.  Jh.) mit seiner schönen Fassade als sehenswert. Er wurde für Hugo de Urries, einen Diplomaten am Hofe der Reyes Católicos, erbaut. Heute befindet sich darin eine Bank. Auch der Torre del Reloj (Uhrturm) fiel mir auf; er ist ein Überbleibsel der früher hier stehenden  Kirche Santa María de la Cueva. Beide Gebäude liegen an der Plaza de Ramón y Cajal de Santiago, wo sich auch einige Läden und  Cafés befinden. Etwas abseits steht noch die Pfarrkirche Iglesia Parroquial, früher Teil eines Dominikanerklosters, mit einem schönen  Holzportal; ich entdeckte sie erst am nächsten Morgen, da ich fast davor übernachtete.  Da es noch lange hell sein würde, beschloss ich, noch am Abend nach Riglos [678 m NN] zu fahren, um die besonders sehenswerten  Felswände Mallos de Riglos zu besuchen, die ich schon vom Puerto Sierra Mayor aus 12 km Entfernung entdeckte. Dabei handelt es  sich um 600 m senkrecht aufragende Felsen, die als Mekka der spanischen Freikletterer-Szene gelten - und es waren auch einige  Gruppen unterwegs. Mich interessierten besonders die Spalten und weißen Flecken in den Wänden: Gänsegeier-Nester, darunter die  vom Kot bespritzten Stellen. Es flogen auch Dutzende Geier herum, zusätzlich gab es Alpenkrähen zu hören und sehen. Die Kletterer  haben bestimmte Routen, von denen sie nicht abweichen dürfen, um die Vögel nicht zu sehr zu stören. Da es nun schon dämmerte,  fuhr ich zur Übernachtung nach Ayerbe zurück. Abends gingen noch einige Regenschauer nieder.  Am nächsten Morgen bei bedecktem Himmel und nur 11 °C machte ich noch einen kleinen Rundgang durch Ayerbe, bevor ich zum  Castillo de Loarre [1.100 m NN] aufbrach, das ca. 10 km entfernt am Fuß der Sierra de Loarre liegt. Dabei handelt es sich um eine der  schönsten romanischen Burgen Spaniens, die König Sancho I. Ramírez ab 1076 am Ort des römischen Kastells 'Calagurris Fibularia'  erbauen ließ; bis ins 12. Jh. war sie auch Residenz. Ein doppelter Mauerring mit Rundtürmen umgibt die Anlage, aus der der  rechteckige Bergfried und die Kirche Santa María hervorragen. Diese gehört zu einem in der Burg befindlichen Augustinerkloster und  wurde über einer Krypta erbaut. Zuerst fuhr ich am Castillo vorbei den Berg weiter hoch, um die Anlage von oben zu fotografieren.  Wieder zurück entdeckte ich ein Zelt und einen Kombi mit deutscher Nummer "EE" (Elbe-Elster-Kreis, Bad Liebenwerda), davor eine  junge Familie mit zwei Kindern beim Camping-Frühstück - das erinnerte mich sehr an meine Vor-Wohnmobil-Zeit mit meinem alten  VW-Passat Kombi! Ich näherte mich vorsichtig, um die Leute nicht zu erschrecken; ich wollte mich etwas unterhalten. Sie waren sehr  nett und - sie kamen aus Dresden; das Auto war nur vom Bruder/Schwager geliehen. Wir tauschten Reiseerlebnisse aus, dabei erfuhr  ich, dass sie zwei Wochen Pyrenäen bei ziemlich schlechtem Wetter hinter sich hatten und am nächsten Tag zurückfahren müssen -  die Armen! Ich hatte noch viel Zeit, aber die drei Stunden, bis um 10 Uhr das Castillo endlich seine Pforten öffnet, waren mir dann doch  zu lange; so verabschiedete ich mich, nicht ohne vorher die Adresse der Dresdner erhalten zu haben.  Für heute stand hauptsächlich noch Huesca auf dem Programm, aber der nächste Ort Bolea [685 m NN] wirkte ziemlich attraktiv mit  seiner ihn überragenden Kirche auf einem Hügel. Die Gassen waren sehr eng und ich fand nur mit Mühe den Weg zur Plaza Mayor  und einen Parkplatz für den Bus. Dort stand eine weitere Kirche, Iglesia de Santo Tomás. Den Hügel erstieg ich zu Fuß und besichtigte  die dort aufragende imposante Stiftskirche Colegiata Iglesia Parroquial de Santa María. Danach gings dann endgültig weiter nach Huesca [488 m NN, 45.000 Ew.].  An den Abhängen eines Hügels über dem Río Isuela gelegen, ist Huesca die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Ich suchte zuerst einen Aussichtspunkt auf - das im Westen der Stadt auf einem Hügel gelegene Santuario de San Jorge, von dem ich  einen schönen Blick auf Huesca hatte. Es gab sehr viele Wohnblocks zu sehen und mittendrin eine Erhebung mit Kirche - dort muss  das Stadtzentrum liegen. Die Kirche erwies sich als gotische Kathedrale aus dem 13./16. Jh., die an der Stelle eines römischen  Tempels, einer Kirche der Westgoten und einer arabischen Moschee errichtet wurde. Sie besitzt ein schönes, figurenreiches  Hauptportal von 1305. Im dreischiffigen Inneren gilt der alabasterne Hochaltar von 1520-1533 als das Meisterwerk des Bildhauers  Damián Forment. Gegenüber der Kathedrale steht das 1578 im Renaissancestil errichtete Ayuntamiento (Rathaus), dessen Vorhalle  und Treppenaufgang mit Skulpturen von Juan Miguel de Orliens ausgeschmückt sind. Grausige Berühmtheit erlangte die Stadt durch  das hier stattfindende Ereignis der "Glocke von Huesca": Im 12. Jh. rief König Ramiro II. seine Vasallen unter dem Vorwand  zusammen, eine Glocke einzuweihen, die in ganz Aragonien zu hören sein soll. Die aufmüpfigsten 16 der angereisten Edelleute  wurden enthauptet, ihre Köpfe in Glockenform angeordnet und einer als Klöppel darüber gehängt - das war wirklich im ganzen Land zu  hören!! Die Innenstadt mit ihren schmalen Sträßchen wird umschlossen von der Ringstraße Coso Alto - Coso Bajo. An ihrem Rand liegt der Parque Municipal, den ich nach der Stadtbesichtigung zur Entspannung aufsuchte - bei wolkigem Himmel und 22 °C war das sehr  angenehm; ganz in der Nähe hatte ich auch geparkt.  Auf der Weiterfahrt Richtung Osten passierte ich nach 5 km bei Quicena [476 m NN] die Ruinen des 1085 von König Sancho I.  Ramírez zur Rückeroberung von Huesca gegründeten Monasterio de Monte Aragón, das 1835 aufgegeben wurde und kurz darauf  niederbrannte. Die in der Nähe bei Ibieca [640 m NN] liegende Iglesia de San Miguel de Foces (13. Jh.) mit Wandmalereien und einer  Marienstatue habe ich trotz Suche nicht gefunden; so fuhr ich durch das schöne Hügelland der südlichen Sierra de Guara mit den  Flüssen Río Alcanadre und Río Isuala. An einer Brücke über ersteren stürzten sich Bungee-Springer aus Deutschland (!) in die Tiefe.  Vorbei an dem malerisch liegenden Radiquero erreichte ich das in herrlicher Lage an einen Felsen am Rand der Río-Vero-Schlucht  gebaute Alquéar [660 m NN, 310 Ew.], das von einer Burg mit Stiftskirche überragt wird. Die von den Mauren errichtete Burg (Alcázar)  wurde von Sancho Ramírez erobert, im 11./12. Jh. baute man die heute noch erhaltenen Befestigungsmauern und eine Kirche, die  1530 durch den Neubau der Colegiata ersetzt wurde. Der Río Vero führt durch eine eindrucksvolle Schlucht (Cañón del Río Vero) bis  zu einer Römerbrücke (Puente romano de Villacantal). Nach wenigen Kilometern, es begann schon zu dämmern, traf ich bei leichter  Bewölkung und 18 °C in Barbastro ein, wo ich neben dem Busbahnhof, der in einer großen Halle untergebracht ist, übernachtete. Der  Lärm war zwar lästig, aber ich bin da ja einiges gewöhnt und konnte sehr gut schlafen.  Am Morgen besichtigte ich zunächst bei leichter Bewölkung und 15 °C meinen Übernachtungsort. Barbastro [215 m NN, 16.000 Ew.]  liegt im Zentrum der fruchtbaren Somontano-Landschaft am Ausgang zweier wilder Pyrenäen-Hochtäler am Río Vero. Die Stadt wurde  zur Römerzeit von Decius Brutus gegründet, nach dem sie den Namen 'Brutina' erhielt. Unter den Mauren als Markt für  landwirtschaftliche Produkte bekannt, wurde sie unter christlicher Herrschaft zum Bischofssitz und blieb es bis heute. Am 11.08.1137  wurde hier auf einer Ständeversammlung die Vereinigung Kataloniens mit Aragonien beschlossen. Zugleich erfolgte die Verlobung von  Petronila, der Tochter des aragonischen Königs Ramírez II., mit Ramón Berenguer IV., dem Grafen von Barcelona. Die spät gotische  Kathedrale, eine für das 16. Jh. in Spanien typische Hallenkirche, wirkt durch die zierlichen Pfeiler sehr hoch. Die Stadt machte auf  mich einen sehr negativen Eindruck, es gab kaum schöne, ruhige Ecken oder Plätze, alles war heruntergekommen und dreckig, und  überall lärmte der Verkehr oder irgendwelche Baumaschinen. Insgesamt halte ich Barbastro für eine der am wenigsten attraktiven  Städte Spaniens, jedenfalls derer, die ich bisher kenne. Daher verließ ich die Stadt auch sehr schnell wieder Richtung Pyrenäen.  Das nordöstlich von Barbastro zwischen Río Cinca und Río Noguera Ribagorzana gelegene Gebiet wird als Ribagorza bezeichnet. Es  umfasst die ganze Vielfalt der Pyrenäenlandschaft von den Vorbergen bis zu den höchsten Gipfeln im Maladeta-Massiv. Seit der  Jungsteinzeit besiedelt, trägt die Architektur doch überwiegend romanische Züge. Im Mittelalter war Ribagorza eine wichtige Grafschaft  des Königreichs Aragón. Zunächst folgte ich (wieder mal) dem Río Cinca flussauf. Er fließt hier durch ein ausgeprägtes Alluvial-Tal, d. h. der Talgrund ist mit  Schwemmstoffen (Sand und Kies) eben aufgefüllt und der Fluss mäandriert auf dieser Ebene hin und her. Ich entdeckte eine  Fischzuchtanlage, die genau in dieses Gebiet hineingebaut war - das nächste richtige Hochwasser wird sie sicherlich wieder  entfernen. Zwar fühlen die Leute sich sicher, da oberhalb zwei Stauseen (Embalse de El Grado und Embalse de Mediano) mit  zugehörigen Kraftwerken liegen, die auch die Wassermassen zurückhalten sollen, aber bei einem richtigen Unwetter nützt das auch  nichts mehr. Man beobachtet diesen Fehler immer wieder: Industrie- und manchmal auch Wohngebiete werden genau in die  Überflutungszone großer Flüsse hineingebaut und hinterher kommt man mit Hochwasser-Schutzmaßnahmen nicht mehr hinterher -  siehe Daimler-Benz in Rastatt und Wörth.  Bei El Grado [467 m NN] befindet sich die Staumauer des ersten Stausees, an der ich eine interessante Entdeckung machte: Noch  vom Bau der Mauer stehen in regelmäßigen Abständen Hunderte kleine Stahlarmierungen heraus - und auf jeder saß eine  Mehlschwalbe, andere flogen aufgeregt vor der Staumauer umher. Es waren sicherlich an die 1.000 Tiere, die sich die Thermik hier zu  Nutze machten, um Fluginsekten zu jagen. Vermutlich sammelten sie sich schon zum Flug nach Afrika, wo sie überwintern.  Oberhalb des Stausees steht eine ziemlich große Kirche, die zu einem modernen Heiligtum gehört. Schon seit 1084 verehren die  Einwohner dieser Region die Marienstatue Nuestra Señora de Torreciudad, die sich in einer kleinen Einsiedelei befand. 1975 wurde  der heutige Wallfahrtsort Torreciudad [600 m NN] eingeweiht, und zwar auf Initiative des 1992 selig gesprochenen Monsignore José  María Escrivá de Balaguer, der 1928 die Vereinigung Opus Dei (eine Art kirchlicher Geheimdienst) gründete. Auf eine genauere  Erkundung dieses auf Gruppen-Pilgerreisen eingerichteten Areal verzichtete ich. Von hier oben bietet sich jedoch ein schöner Blick auf  den Embalse de El Grado. Über Puebla de Castro [649 m NN], das auf Ruinen einer römischen Siedlung entstand und eine romanische Kirche aus dem 11. Jh.  besitzt, und den Embalse de Barasona am Río Esera erreichte ich Graus [604 m NN, 3.300 Ew.]. Das alte Dorf umgibt die  unregelmäßig angelegte Plaza de España, deren alte Häuser mit Fresken, geschnitzten Balken und Ziegelsteinlauben geschmückt  sind. Das malerische Dorf Roda de Isábena [700 m NN] besticht durch seine faszinierende Berglage und die hier unerwartete Kathedrale  mit ihrem schönen Kreuzgang. Sie wurde von König Sancho Ramírez gegründet und 1067 eingeweiht, die Bauarbeiten zogen sich  jedoch noch über Jahrhunderte hin, der Kreuzgang entstand im 12. Jh.  Über La Puebla de Roda [743 m NN] mit seiner aus dem Jahre 1067 stammenden Wehrkirche erreichte ich das am Río Isábena  gelegene Monasterio de Obarra, zu dem eine altertümliche, hoch gewölbte Bogenbrücke hinüber führt und das aus mehreren  Gebäuden und Kapellen besteht. In einem Brombeergebüsch war eine ganze Kolonie von Laubheuschrecken beheimatet, die sich bei  ihren Aktivitäten gut filmen ließen.