Erstellt mit MAGIX Reisebericht Østland (Hedmark)  Wir übernachteten nach 187 km bei Håmålvoll im Wald in der Nähe des Flusses Glåma, mit nahezu 600 km der längste Fluß Norwegens.  Hier sah Bertram mit seinem biologischen Kennerblick einen Wildwechselpfad für Elche, den er am Kothaufen erkannt hat. Wir fragten  uns, ob wir Elche sehen würden. Aber wenn man auf etwas wartet, dann passiert nichts. Es war uns nicht vergönnt, ein zweites Mal das  scheue Tier zu sehen. Gegen 9.30 Uhr brachen wir bei stark bewölktem Wetter in Richtung Schweden auf. Im Reiseführer fanden wir den 1.666 m hohen und 80  km von Røros entfernten Aussichtsberg Tron. Von hier aus soll man einen grandiosen Blick über Østerdalen, zu den Rendalssøln,  Fermundsberget, Alvdalssøln, Dovre und Rondane haben. Es war ein quälender steiler Schotterweg mit Schneebaken an der  abschüssigen Bergseite, den wir durch alle Vegetationsschichten des Landes nach oben zurückzulegen hatten. Auf halber Strecke bei  einer Wetterhütte stand plötzlich ein provisorischer Schlagbaum "Weg gesperrt" - ohne vorherige Ankündigung. Entweder der Besitzer  wollte niemandem den Ausblick gönnen - am Anfang der Schotterstraße stand nämlich eine Minihütte mit einem Briefkasten davor, in den  man die Maut von 40 NOK einwerfen sollte. Oder - und das erschien wahrscheinlicher - durch eine Lawine und Geröll war der Weg  tatsächlich versperrt. Durch das Fernglas sah es jedenfalls danach aus. Außerdem lohnte es sich nicht, weiter nach oben zu fahren.  Dicke Regenwolken versperrten die schöne Aussicht. Kurzer starker Regen und Hagel ließen die Temperatur auf 1.300 m Höhe binnen  kurzer Zeit von 10 °C auf 7 °C sinken. Wir wollten eine Abkürzung nach Alvdal auf die Straße zurück nehmen. Aber der Feldweg war  ebenfalls eine Privatstraße, für dessen Benutzung wir hätten 25 NOK zahlen müssen. Die wollten sogar für Wohnwagen, Busse und LKW  40 NOK abkassieren. Bleibt nur die Frage, wie würden diese drei Fahrzeugarten den Abstieg und die Enge verkraften?  Nächstes Ziel war der Jutulhogget in einer urwüchsigen Landschaft. Der Sage nach entstand die Schlucht, auch "Hieb des Riesen"  genannt, als Resultat des Streites zwischen dem Riesen aus Rendal und dem Riesen aus Glåmdal. Tatsächlich wurde die Schlucht vor  ungefähr 9.000 Jahren durch eine enorme Naturkatastrophe gebildet: Vor ungefähr 10.000 Jahren, als die letzte Eiszeit von einem  milderen Klima abgelöst wurde, waren Teile des Østerdals und des Rendals von einem großen Binnenwasser bedeckt. Das Wasser  wurde von dem großen Gletscher weiter südlich aufgestaut. Im Laufe der Abschmelzperiode entstanden mehrere große Eisstauseen. Der See, der die Katastrophe verursachte, muß 140 km lang gewesen sein. Die Wasserfläche lag 665 m über dem Meeresspiegel. Der See  wurde durch eine Schwelle, die ein riesiger Gletscher bedeckte, von der niedriger liegenden Talsohle getrennt. Durch die  Klimaerwärmung begann die Eisstauung zu schmelzen und die Schwelle wurde schwächer. Eines Tages vor zwischen 9.500 und 8.500  Jahren wurde der Druck an der Stauung so groß, daß das Wasser nicht mehr auf dem Platz gehalten werden konnte und sich durch das  Rendal entleerte. Wirbelströme rissen Gesteinsblöcke von der Gebirgsmasse mit sich, die Wasserfläche sank von 665 m ü.d.M. auf 510  m ü.d.M. Dabei wurden große Mengen Energie ausgelöst, und mit großer Kraft wurden die Schlucht zwischen dem Østerdal und dem  Rendal ausgeschnitten. Eine kleine kurvenreiche Straße entlang der Schlucht verbindet die Straße 3 mit der Straße 30. Ab und zu überraschten uns starke  Regenschauer. Wir schauten uns die Schlucht von oben an, obwohl man sie durchaus sogar begehen kann. Bei Sonnenschein und vielen Mücken machten wir eine Kaffeepause am Fluß, an einem illegalen Campingplatz für Angler. Angeln ist hier  in Norwegen sehr teuer. Es gibt Preise für Einheimische, Preise für Norweger und Preise für Ausländer, aufsteigend in genannter  Reihenfolge. An einem kleinen See vor Rena fanden wir nach 211 km einen schönen Parkplatz mit WC. Hier wollten wir unsere letzte Nacht in  Norwegen verbringen. Bertram fand einen toten Weißfisch (Sik). Er war noch sehr frisch. Irgendjemand - unklar ob Mensch oder Tier -  hatte ihm die Augen ausgestochen. Zuerst wollten wir uns den Fisch zum Abendessen zubereiten und Bertram fing auch schon an, das  Tier zu zerlegen. Aber dann bekamen wir einen furchtbar neugierigen norwegischen Jungen als Zuschauer und ein wenig Angst, denn  Angeln ohne Erlaubnis ist strafbar - und wie will man beweisen, daß der Fisch schon tot war? Außerdem kannten wir beide uns viel zu  wenig mit Fisch aus, als daß wir sagen können, der ist noch richtig frisch. Und eine Fischvergiftung können wir uns nicht leisten. Also  bekamen die bereits wartenden Krähen ein Festmahl am Abend. Nachts wurde es immer noch nicht richtig dunkel. Man konnte nur die  hellsten Sterne sehen. Die bürgerliche Dämmerung warf ein märchenhaftes Licht auf den See. Gegen 8.30 Uhr am nächsten Morgen brachen wir auf. Es waren 13 °C, leicht bewölkt und es wehte ein stürmischer Wind aus Nord. Wir  fuhren durch das Østerdalen nach Elverum. Von 10 bis 15 Uhr hielten wir uns in dem Forst- und Freilichtmuseum auf. Mit einer  Eintrittskarte konnten wir beide Museen besichtigen. Das Skogbruksmuseet ist das Forstmuseum. Hier gibt es nur Prospekte in englisch  und norwegisch. Deutsch lohne sich nicht aufgrund der "wenigen" Touristen. Die Erklärungen an den Exponaten waren in norwegisch und - wenn überhaupt - in spärlicher englischer Zusammenfassung. Im Museum wird über Jagd und Fischerei berichtet, über Forstwirtschaft  und Tierzucht gestern und heute. Man kann alle Tiere der norwegischen Fauna besichtigen - zumindest ausgestopft. Durch eine  Hängebrücke über ei-nen künstlichen Wasserfall ist das Forstmuseum mit dem Glomsdalmuseet verbunden. Das drittgrößte  Freilichtmuseum Norwegens war schön hergerichtet. Hier erhielten wir sogar einen Prospekt in deutscher Sprache. Aber die meisten  alten wiederaufgebauten Holzhäuser des Østerdalen, in die man hineingehen könnte, waren verschlossen. Wahrscheinlich kriegt man die nur mit kostenpflichtiger Führung zu sehen. Es gab u. a. eine Ladenbaracke aus dem Jahre 1940, die bis 1984 betrieben wurde, und eine  Schule von 1865 zu sehen. Im Steinbau von 1938/39 befindet sich die 1902 gegründete Apotheke "Elgen" (der Elch) aus Rena sowie die  medizingeschichtlichen Ausstellungen "Apotheke" und "Der alte Hausarzt" (Gammeldoktoren), sehr anschaulich zusammengestellt... Der  kleine Apothekergarten, der 1992 in Anlehnung an die beiden genannten Ausstellungen neben dem Steinbau angelegt wurde, enthält 100  verschiedene Heilpflanzen, die aus der Volks- und Schulmedizin bekannt sind. Auf Wiedersehen... In Kongsvinger besorgten wir uns die letzten Lebensmittel, bevor wir kurz nach 19 Uhr bei Magnor auf der Straße 2 die Grenze zu  Schweden passierten. Wieder ohne Kontrolle. Zwischen 21 und 22 Uhr, irgendwo auf der Strecke zwischen Grenze und Göteborg,  machten wir eine kurze Pause für das Abendbrot. Bertram wollte heute abend noch bis zur Autobahn kommen, damit morgen nicht zuviel  Weg vor uns liegt. 411 km hatten wir an diesem Tag zurückgelegt.  Gegen 8 Uhr morgens ging es bei 16 °C und leichten Regenschauern auf der Autobahn in Richtung Trelleborg weiter. Bei einer Rast  stellte Bertram fest, daß sich der linke Hinterreifen dermaßen abgenutzt hatte, daß wir bereits auf dem Metallgürtel fuhren. 700 km vor  dem Ziel mußten wir nun doch eine Werkstatt aufsuchen, denn wir hätten es nicht mal bis Trelleborg geschafft. Bei Varberg hatten wir  Glück, eine VW-Autowerkstatt zu finden. Der junge Mechaniker brauchte nicht sehr lange, den Reifen zu wechseln und unseren defekten  Ersatzreifen vom Nordkinn, der immer noch nicht ersetzt war, zu tauschen. Schon bald konnten wir unseren Weg fortsetzen.  Ursprünglich hatten wir die Fähre 15.15 Uhr am Samstag reserviert. Nun waren wir doch schon einen Tag früher am Fähranleger. Da die  Fähre um 15.15 Uhr ausgebucht war, reihten wir uns in die Warteschlange ein. Die Fähre war dann doch nicht so voll - oder es sind viele  nicht gekommen. Jedenfalls hatten wir Glück und mußten nicht auf die nächste warten. Mit Verspätung ging es um 15.40 Uhr los. Die See  war recht stürmisch. Einen Tag vorher soll sogar Windstärke 6 geherrscht haben. Und wieder liefen überall die Fernseher. Diesmal jedoch nicht ganz so laut, so daß wir noch etwas ausruhen konnten während der 6 Stunden Überfahrt.  Kurz nach 22 Uhr kamen wir im Rostocker Überseehafen an. Es war schon komisch, solch absolute Dunkelheit. Nach fast drei Wochen  Dunkelheits-Abstinenz müssen wir uns wieder daran gewöhnen. Erst ca. 140 km vor Berlin fanden wir einen Rastplatz zum Übernachten.  Wir hatten bis dahin 509 Auto- und 163 Fährkilometer zurückgelegt.  Bei 12 °C und regnerischem Wetter starteten wir gegen 9.30 Uhr, um die letzten 332 km nach Dresden zurückzulegen.  Copyright © 1998 Regine Werle. Alle Rechte vorbehalten.