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Reisebericht
Der letzte Tag des Zusatzprogramms unserer Reise führte uns zum zweithöchsten Berg Ecuadors und höchsten aktiven
Vulkan der Erde, den 5.897 m hohen Cotopaxi. Seine Schnee- und Eiskappe reicht bis 4.000 m NN herab. Der deutsche
Geologe Wilhelm Reiß bestieg 1872/73 zusammen mit dem Kolumbianer Angel M. Escobar als Erster diesen Berg. Heute
gehört eine Besteigung des Cotopaxi schon fast zum Standardprogramm für Touristen. Der größte Ausbruch des Vulkans
datiert vom 26.06.1877. Innerhalb von 30 Minuten soll die flüssige Lava damals die immerhin 35 km entfernte Stadt
Latacunga erreicht haben. In den Jahren 1903, 1904 und 1942 wurden nur kleinere Ausbrüche registriert.
Als ich am Morgen, ging es mir sehr gut. Am Abend vorher trank ich einen Becher Coca-Tee. Man sagt, das soll Wunder
bewirken, wenn man an der Höhenkrankheit leidet. Und es hatte Wirkung gezeigt. Jetzt musste ich nur noch das innerliche
Schiffsschaukeln von der Galápagos-Kreuzfahrt verarbeiten. Ein Blick aus dem Hotel-Fenster verhieß schönstes
Ausflugswetter: Der schneefreie Pichincha, Quitos Hausberg mit den beiden Gipfeln Rucu Pichincha (4.790 m NN) und
Guagua Pichincha (4.794 m NN) ragte in unmittelbarer Nähe sein Haupt in den wolkenlosen Himmel. Dieser Anblick bietet
sich in Quito meistens nur morgens, denn schon am Mittag gewinnt der Smog die Oberhand.
Um 8 Uhr wurden wir von der einheimischen Reiseagentur Creter-Tours abgeholt. Während der 50 Kilometer, die wir die
Panamericana gen Süden gefahren sind, war die Sicht auf den Cotopaxi und auch Ecuadors Hauptstadt Quito wunderbar.
Irgendwann kam uns ein Sprudelwasser-Laster entgegen. Eigentlich nichts Besonderes, nur: dieser trug die Aufschrift "G Ü I
T I G". Wir wunderten uns über den merkwürdigen Namen mit dem Umlaut "ü" aus dem deutschen Alphabet. Da erfuhren wir:
Der Entdecker der Quelle schickte eine Wasserprobe nach Deutschland zur Prüfung. Von dort erhielt er das Zertifikat: Gültig.
Das heißt, das in der Quelle gefundene Wasser darf als Mineralwasser bezeichnet werden. Beim Kopieren der Papiere
passierte jedoch ein Missgeschick. Man konnte einen Buchstaben nicht mehr richtig lesen. Und so wurde aus "Gü-l-tig" "Gü-i-
tig". Da das Wort aber so komisch klang, vermarktete man es als Firmennamen für dieses Mineralwasser.
Der Cotopaxi National Park ist ca. 350 km² groß. Herzstück ist der Cotopaxi, was in Quechua
„Feuerhals" bedeutet. Wir hatten in 3.560 m Höhe eine ungewöhnlich gute Sicht auf den sonst fast
immer wolkenverhangenen Vulkan.
Dort, wo die Panamericana die Eisenbahnlinie Quito–Riobamba kreuzt, zweigten wir von der
Asphaltstraße auf eine holprige Straße in den Nationalpark ab. Der gut ausgeschilderte Weg war
durch den letzten El Niño stark mitgenommen. Die Verwüstungen durch das Hochwasser waren
noch deutlich zu sehen. Nach wenigen Kilometern gelangten wir zum Parkeingang. Der Eintritt
kostet für alle Touristen 10 US$; Einheimische zahlen 1,50 US$.
10 km vom Eingang aber innerhalb des Parks befindet sich das Museo Mariscal Sucre. Hier wird der Besucher über den
Cotopaxi-National-Park informiert. Dieser wurde zum Schutz der Páramo-Vegetation eingerichtet.
Damit wir uns an die enorme Höhe gewöhnen konnten, wurde immer mal wieder eine kleine Pause eingelegt. Unser Ziel war
nämlich die ca. 5 ha große Laguna de Limpiopunga auf 3.830 m NN Höhe. Noch höher hinaus hätten wir – die gerade von
einer Woche auf Meereshöhe schon die natürliche Lage von Quito auf über 2.800 m NN verkraften mussten – ohne
Akklimatisierung vielleicht gar nicht überstanden. Eine wunderbare Wanderung um die Lagune herum genügte uns vollends.
Wir bekamen auch so viel zu sehen, u. a. die hier lebenden Wildpferde.
Schon um die Mittagszeit begaben wir uns auf den Rückweg. Aber noch nicht nach Quito, sondern
die Panamericana noch ein Stück weiter südwärts bis zur Hacienda La Ciénega. Das Haupthaus
liegt am Ende einer langen Allee aus 200 Jahre alten Eukalyptusbäumen. Die Hacienda, zu der auch
eine eigene Kapelle im Hof gehört, wurde 1699 erbaut und ca. 300 Jahre von der Familie des
Marquis de Maenza bewohnt. Hier logierten bereits so berühmte Leute wie Charles Darwin und 1802
der deutsche Gelehrte Alexander von Humboldt. Seit 1982 ist die Hacienda ein beliebtes Hotel. Man
wohnt in Zimmern, die mit kolonialem Mobiliar und Gebrauchsgegenständen des 19. Jahrhunderts
stilvoll eingerichtet sind. Uns aber erwartete in einem der vielen verschieden eingerichteten
Speisesäle ein wunderbares Drei-Gang-Menü – wir fühlten uns wie Könige.
Auf der Panamericana ging es später nach Quito zurück, das mittlerweile fast unter einer Dunstglocke verschwunden war.
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19. Oktober 2001