Erstellt mit MAGIX
Reisebericht
26.-27. September 2002
Faszination Victoria Falls
Die Ausreise aus Zambia erfolgte unmittelbar nach dem Eingang zu den Fällen, jedoch außerhalb. Im Niemandsland liegt dann die 111 m
hohe Brücke über die Zambezi-Schlucht, die die Grenze zwischen Zambia und Zimbabwe bildet. Wer einen Adrenalinschub benötigt,
kann von der Mitte der Brücke einen Gummiseil-Sprung hinunter in die Schlucht wagen. Er hat dann den höchsten kommerziellen
Bungee-Sprung der Welt absolviert.
Als wir diese Brücke mit dem Bus überfahren hatten, befanden wir uns an der Grenzstation zu Zimbabwe.
Hier war enorm viel los. Grund ist der "kleine Grenzverkehr" der VicFalls-Spaziergänger. Auch wenn man von Zimbabwe aus einen
Rundflug über die Fälle chartert, muss man über die Grenze - der Start der Hubschrauber erfolgt in Zambia. Die Formalitäten an sich
dauerten gar nicht so lange. Anne hatte alles gut im Griff.
Kurz hinter der Grenze befindet sich der kleine Ort Victoria Falls. Wir übernachteten im "Vic Falls Rest Camp", ein mit Hochspannung
gesicherter Campingplatz mitten in der Stadt. Wenn man sich die politische Lage in Zimbabwe anschaut, ist es kein Wunder. Da muss
man Touristen schon vor Überfällen schützen.
Nach dem Abendessen spazierten wir durch den Ort; die einzige Beleuchtung kam von den Geschäften. Die Straßenlaternen waren
ausgeschaltet. Alle paar Meter wurden wir von illegalen Geldwechslern angesprochen. An jeder Straßenecke standen Bewaffnete -
Schutzpolizei! Wir entdeckten, dass man im "Ilala-Hotel" Krokodil für nur 5 US$ essen kann. Das gegenüber liegende, verspielt wirkende,
"Kingdom Hotel" entspricht einer Preisklasse ähnlich dem Taschenberg-Palais in Dresden. Die Wege mit Fackeln beleuchtet, zwischen
zwei Trakten ein Wasserfall... Es gibt ein Casino und mehrere Kneipen und Bars samt Folklore-Restaurant. In einer einheimischen Kneipe
tranken wir zwei später zwei eisgekühlte Bier. Die anderen Mitreisenden trauten sich nicht rein.
Victoria Falls
Nach dem Frühstück marschierten Bertram und ich durch den gesamten Ort zum Eingang des Nationalparks, der kein Nationalpark ist.
Das letzte Stück war wie ein Spießrutenlauf. Ein Souvenirverkäufer nach dem anderen spricht dich an, um dir etwas zu verkaufen. Es hilft
übrigens, auf französisch oder spanisch zu antworten - dann geben sie auf. Das im Programm erwähnte Museumsdorf haben wir nicht
entdeckt.
Drei Stunden ließen wir uns Zeit, die Wasserfälle, den Regenwald und die Fauna zu studieren. Auch
hier waren viele Südafrikaner unterwegs. Im ersten Moment hält man sie - der Sprache nach - für
Holländer. Nur bei genauerem Hinhören stellt man fest, dass es sich um Afrikaans und nicht um
Holländisch handelt. Dieses Africaans war ein Mix aus Holländisch und Englisch.
Dr. Livingstone hat als erster Europäer diese Wasserfälle, die bis zu 100 m in die Tiefe donnern,
entdeckt und sie als die schönsten der Welt bezeichnet. Mosi oa Tunya, "der donnernde Rauch",
nennen die Eingeborenen diese Fälle des Zambezi. Über eine Breite von ca. 1,7 km stürzen bis zu
500 Mio. Liter Wasser pro Minute in die Tiefe. Bei Niedrigstand des Zambezi, im November/Dezember,
sind es weniger als 20 l/Minute. Dann liegen die östlichen Fälle meist völlig trocken, so dass man auf
zambischer Seite entlang der Fallkante bis Livingstone Island laufen kann.
Der kleinste, nur 62 m hohe Fall, der durch Cataract Island von den restlichen Fällen getrennt ist und
ganzjährig Wasser führt, ist Devils Cataract. Von hier aus kann man die ganze Länge der Viktoriafälle überblicken. Auch die 830 m
breiten Main Falls führen ganzjährig Wasser und werden im O durch Livingstone Island begrenzt. Ein wenig konnten wir uns hier davon
überzeugen, wie viel man wohl bei Hoch-Wasser des Zambezi bedingt durch die Gischt von den Fällen überhaupt sehen kann.
Livingstone pflanzte auf der kleinen Insel Kaffee an, weil der die Bedingungen für ideal hielt, doch Flusspferde vernichteten die Sämlinge.
Die hufeisenförmigen Horseshoe Falls, die mittlerweile völlig im Trockenen lagen, bilden den Übergang zu den Rainbow Falls. Diese
führen weniger Wasser als die Main Falls und bilden dadurch weniger Gischt. Während unseres Besuches hatten sie kaum noch Wasser.
Wenn das Sonnenlicht in günstigem Winkel auf das Wasser trifft, bildet sich ein Regenbogen. Im Bereich dieser Fälle liegen der 108 m
tiefe Greatest Fall und der Ablauf des Zambezi. Am Danger Point sammeln sich die Wassermassen des Zambezi tief in der Schlucht und
zwängen sich durch den engen Spalt. Auf der anderen Seite der Schlucht liegt der zambische Teil der Viktoriafälle.
David Livingstone fand vor über 100 Jahren ein Natur- und Tierparadies vor, doch der Massentourismus sorgte dafür, dass sich viele
Tierarten zurückzogen, heute leben nur noch Schirrantilopen Ducker und Wasserböcke in der Nähe der Fälle. Früher stürzten
gelegentlich Flusspferde die Viktoriafälle hinab. Vermutlich sind diese zu dicht an die Fälle
herangeschwommen und vom Fluss mitgerissen worden. Da sich die Hippos wegen der vielen Boote
weiter flussaufwärts zurückgezogen haben, passieren solche Unglücke nur noch selten.
Der Weg durch den kleinen Regenwald war beeindruckend. Durch die Dauerberieselung mit
Feuchtigkeit (pro Jahr mehr als 30 m Niederschlag; im Ort Vic Falls dagegen nur 0,715 m) hat sich
ein immergrüner Uferwald gebildet, der sich deutlich von seiner Umgebung unterscheidet. Der Wald
beinhaltet lauter Palmen, Schlingpflanzen, Fackel-Lilien, Würgerfeigen, Farne, seltene Vögel und
Schmetterlinge.
Am Mittag legten wir ein paar Stunden Ruhe ein.
Kurz nach 16 Uhr wurden 9 Interessierte unserer Gruppe von einem Auto abgeholt, das ein bisschen
an einen Gefängnistransporter erinnert. Anne begleitete uns. Wir hatten eine Bootsfahrt auf dem Zambezi gebucht, "Sundowner" genannt,
einschließlich Getränken und Imbiss. Gegen 16.30 Uhr legte die "Litunga" ab. Die Ausflugsboote erinnern an Mississippi-Dampfer, jedoch
wesentlich kleiner und ohne Schaufelrad.
Auf Long Island sonnte sich gerade ein mindestens 4 m langes Nilkrokodil. Ein Elefant wühlte sich
durchs Dickicht. man hörte ihn mehr als dass man ihn sah. Vor einem hohen Termitenhügel versteckte
sich ein Hippo vor uns im Wasser. Von wegen, hier gäbe es Hunderte von Flusspferden! Ingrid und Adi
hatten bei ihrer Zambezi-Fahrt damals so viele gesehen. Wir mussten schon genau hinschauen, um
die Augen im Wasser zu erkennen, die nur ab und zu auftauchten. Vermutlich wollte er warten, bis wir
verschwunden waren, ehe er sich aus dem Wasser wagte. Kormorane, Seidenreiher und andere
Vögel begleiteten uns auf dem Weg. Ab und an bekamen wir vom Steward etwas Essbares gereicht.
Wir hielten mitten auf dem Zambezi, bis die glutrote Sonne hinter den Palmen verschwand. es war ein
kitschiges Bild, aber irgendwie auch wunderschön. Wir befanden uns schon auf dem Rückweg, die
Dämmerung ließ mittlerweile alles grau in grau erscheinen, als es plötzlich hieß: "Elephants in the
water!" Da heulte der Motor auf und ganz schnell waren wir an der Stelle, wo gerade 4 Elefanten im
Wasser badeten und sich gegenseitig das Wasser auf die Rücken spritzten. Gemächlich stiefelten sie an Land und begannen zu fressen.
Gegen 19 Uhr waren wir auf dem Campingplatz zurück. Kurz frisch gemacht - und ab gings ins "Ilala". Im Hotel-Souvenirladen erstanden
wir zwei aus rotem Ebenholz geschnitzte Flusspferde. Anschließend machten wir es uns auf der Terrasse bequem, es war ja noch warm.
Im Hintergrund quakten die Frösche im Konzert und man hörte das Rauschen der Wasserfälle. Angebot des Tages war "Game Steak -
today: wartog". Wartog ist Warzenschwein; das Fleisch ist zart und saftig.... So nahmen wir einmal Warzenschweinsteak und einmal
Krokodilsoufflée. Zum Nachtisch probierten wir Schokocreme bzw. Ginger Ice creme. Brrrr - ist die scharf!!! Nach dem Essen spazierten
wir zum gegenüber liegenden Luxus-Hotel, wo gerade eine hübsche Folklore-Veranstaltung stattfand.
Vic Falls ist ganz auf Tourismus eingestellt. Hotels, Souvenirläden, Reisebüros, Imbissstuben, Banken, und natürlich Schutzpolizei
prägen das Bild. Ohne diese netten Polizisten, dürften wir uns nicht auf die Straße trauen.
Wieder zurück auf dem Campingplatz gingen wir noch kurz in die übervolle einheimische Bar, ein kühles Bier trinken und dann in die
Kojen. Nur das Knacken der Hochspannung war neben dem Rauschen des Wassers der Victoria Fälle zu hören.
Victoria Falls - Nata (372 km)
Heute Morgen hieß es beim Frühstück: Brot-Rationierung! Für jeden gab es max. 2 Scheiben Weiß-brot. Die paar Brote, die wir noch
hatten, mussten auch noch für das Mittagspicknick, das Abendbrot und das morgige Frühstück reichen. Der Grund lag in der Politik.
Präsident Mugabe hatte alle weißen Farmer aus dem Land vertrieben und war der Meinung, die Einheimischen würden allein zurecht
kommen. Doch diese hatten nie gelernt, Getreide zu Mehl zu verarbeiten. Somit gab es kaum noch Mehl und somit auch kein Brot. Erst in
Maun (Botswana) werden wir die Gelegenheit haben, wieder frisches Brot zu kaufen.
Wir brachen bereits um 7 Uhr auf, da wir am heutigen Tag die sehr weite Strecke bis nach Maun schaffen wollten - und das bedeutete bis
zu 12 Stunden Fahrt! Anne bot uns dort die einmalige Gelegenheit, einen Rundflug über das Okawanga-Delta, das einzige Binnendelta
der Welt, zu organisieren. Alles sah so aus, als würde es klappen. Anne entfernte sogar wieder die Sicherung, damit der Truck etwas
schneller als 90 km/h fahren konnte.
Doch Willy ging es sehr schlecht. Er trank und rauchte zu viel, strich sich oft über die Stirn, als würde
er unentwegt schwitzen. Diesen Eindruck bekamen wir jedenfalls bei dem Blick durch die zwei
Scheiben in das Führerhaus.
Als wir den Zambesi NP durchquerten, entdeckten uns neugierige Giraffen: Massai-Giraffen waren
es. Sie galoppierten über die Straße, blieben stehen, drehten den Kopf, wackelten mit den Ohren und
schauten uns aus großen Augen an. Nun, so ein rotes Ungetüm kommt ja nicht jeden Tag vorbei. Wir
entdeckten später auch die seltenen Hornraben und eine ganze Horde Paviane.
70 km waren es von Victoria Falls zum Grenzort Kasungu, den wir um 8 Uhr erreichten. Die Ausreise
aus Zimbabwe nach Botswana erfolgte problemlos.
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