Made with MAGIX Reisebericht 03. - 27. August 2000 Mitte August ging ich für zwei Wochen in den wohlverdienten Urlaub – dieses Mal nach Galicien. Bertram war schon zwei Wochen  vorher losgefahren, ich wollte hinterher fliegen. Hier nun ein Auszug aus unserem Reisebericht (Anm.: auch wenn oft von strömendem  Regen die Rede ist – im Großen und Ganzen hatten wir Glück mit dem Wetter.)  Schon der Hinflug war ein "Erlebnis": Bombenalarm auf dem Frankfurter Flughafen, wegen Überfüllung des europäischen Luftraumes  Abflug gegen 14 Uhr mit über 1 Stunde Verspätung, in Madrid geradeso den Anschlussflug nach Oviedo/Asturias erreicht. Gegen  17.30 Uhr dann endlich konnte mich Bertram in Empfang nehmen. Am Abend Internationales Keltisches Musikfestival Festival  Intercélticu in Avilés. Nach und nach traten Dudelsackbands (banda de gaitas) aus Galicien, aus Asturien, aber auch aus Irland und  Schottland, auf.  Die hohe und gezackte Küste Asturiens wird auch Costa Verde (Grüne Küste) genannt. Mit ihrem mehr als 350 km langen  Küstenstreifen ist Platz für herrliche Strände, einige offen und andere verborgen, die Mündungen von bis zu sieben Flüssen, wilde  Steilküsten, an denen sich die Wellen des Kantabrischen Meeres trotzig messen, kleine Fischerdörfer, die eifrig ihren Charakter  bewahren... Nur am ersten Tag fanden wir die Gelegenheit, mal im Atlantik zu baden; das Wasser war eiskalt. Einige Orte auf unserer  Reise mussten wir auslassen, weil sie während der spanischen Ferien von Touristen einfach überfüllt waren. Ebenso die vielen  Strände. Dafür "schleppte" mich Bertram von einem Kap zum anderen. Vom Cabo Vidio aus hatten wir einen  schönen Blick auf die Steilküste von Asturien. Luarca, wichtiges Touristenzentrum und eine der attraktivsten  Städte Asturiens, wirbt mit einer Sensation: Im meereskundlichen Museum gibt es neben Angelrequisiten,  Schildkröten, Walskeletten und Hummern einen 6,10 m langen konservierten Riesen-Kalmar (Architheuthes). Fast jeder Hof in Asturien und Galicien besitzt einen hórreo, einen Kornspeicher, ein Wahrzeichen Galiciens  und Asturiens. Auf Steinstützen hoch über dem Boden und so vor Spritzwasser bei Regen geschützt, stehen  tempelähnliche Kästen, deren Seitenwände entweder aus geschlitzten Steinplatten oder aus eng stehenden  Holzlatten gebildet werden, die nur den Wind, nicht aber Vögel oder große Insekten durchlassen sollen.  Zwischen Stütze und Kasten sind flache Steinscheiben geschoben, die als Mäusesperre fungieren. Die Region Galicia ist von der keltischen Tradition geprägt. Keltische Spuren finden sich in der Sprache, dem Gallego, und in der Musik. Das typische  Instrument ist die Gaita, der galicische Dudelsack, mit dem die Muñeira gespielt wird. Vereinzelt sind die Pallozas, runde bis  ellipsenförmige vorrömische Steinhütten mit einem kegelförmigen Strohdach, noch bewohnt. Und in der Landwirtschaft begegnet man  dem keltischen Ochsenkarren und Holzpflug... Über die Hälfte der galicischen Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft und dem  Fischfang.... 35.000 galicische Fischer holen ca. 40 % des gesamtspanischen Fangs ein. Die Rías Altas, die sich an der gesamten galicischen Nordküste bis zum Cabo Fisterra hinziehen, sind abgesunkene  Flussmündungen, die vom Meer erweitert wurden und wie die Fjorde Norwegens tief ins Land eindringen. Den Abschnitt der Rías Altas  von A Coruña bis zum Cabo Fisterra nennt man auch Costa da Morte - Todesküste: Ihr Name deutet auf die Gefahren der Seefahrt hin,  auf Schiffbruch, Sturm und Unwetter, aber auch auf das Risiko, das man eingeht, wenn man beim Baden oder Muschelsuchen allzu  leichtfertig mit dem nassen Element umgeht. Das Meer ist hier Furcht erregend, die Küste stellenweise steil und felsig und die  Brandung gewaltig; viele Schiffe sind deshalb schon gestrandet. Die Punta de la Estaca de Bares ist die nördlichste Ausdehnung Spaniens (43° 47' N, 7° 41' W). Wir besuchten die 'vista panorámica',  einen Aussichtspunkt auf den Atlantik in 210 m Höhe. Dorthin führte eine kleine Straße, aber als wir oben ankamen, waren dort 'zig  spanische Touristen. Obwohl die Uhr bereits auf halb sieben zuging, kamen immer mehr Leute. Auch am Leuchtturm, von wo aus man  zur Punta gelangen kann, herrschte regelrechtes Getümmel. Von dem Kap aus hatten wir einen herrlichen Blick über das Meer. Hier  am Leuchtturm übernachteten wir dann auch. Bis zu einem wunderschönen Sonnenuntergang war auf dem Parkplatz noch viel los:  Spanische Urlauber, die den Sonnenuntergang am Atlantik sehen wollten. Irgendwie erinnerte uns die Szenerie an Norwegen und die  Mitternachtssonne überm Ozean.  Der Leuchtturm am Cabo Ortegal stand auf einem Felsen mitten im Meer, ringsum zerklüftete Küste und die anderen Halbinseln und  Kaps im Nebel. Quer über die Halbinsel Ortegal durchstreiften wir die Sierra de Capelada. Hier gibt es mehrere Aussichtspunkte auf  die zerklüftete Steilküste und die schöne Bergwelt und mehrere Windparks mit mindestens 100 Windrädern. Am Cabo Prior fanden wir  einen verlassenen Raketenstützpunkt vor, der vom Stechginster fast überwuchert war. Der Leuchtturm steht etwa 100 m über dem  Meer.  Da es abends noch hell und warm war, als wir A Coruña erreichten, besuchten wir als erstes die Torre de  Hercules, den imposanten, ältesten noch in Betrieb befindlichen Leuchtturm, der schon im 2. Jh. n. Chr. von  den Römern erbaut wurde und im 18. Jh. eine Außenverkleidung erhielt. Wir verzichteten auf einen Aufstieg  zum Turm, weil einfach zu viele Menschen dort waren. Wir hatten auch von unten einen wunderbaren Blick  auf das Meer und die Stadt. Als Bertram vor fast 20 Jahren schon einmal hier war, konnte er mit dem Auto  noch bis an den Turm heranfahren. Heute herrscht hier der reinste Massentourismus. A Coruña ist die zweitgrößte Stadt Galiciens, wichtiger Überseehafen, Garnisonsstadt, Provinzhauptstadt und  Fischereihafen. Wir suchten und fanden(!) einen Parkplatz in der Nähe des Hafens; dazu gehörten  unheimlich viele Nerven und eine große Portion Glück. Die offenen Parkplätze waren alle besetzt und der Rest in für uns  unpassierbaren Tiefgaragen. Am Hafen entdeckten wir die zahlreichen verglasten Galerien der Häuserfronten ('Miradores'), die A  Coruña zu dem Beinamen 'Ciudad de Cristal' (Kristallstadt) verhalfen. Vom Hafen bis zur 2 km entfernten Torre de Hercules und noch  ein Stück weiter fährt eine alte, in der Hauptsaison stets überfüllte Straßenbahn. Das Wagenmaterial stammt aus Zaragoza, die  Schienen aus Polen. Wir gingen an diesem Abend essen, denn Fisch ist nirgends frischer und billiger als in A Coruña. Etwas abseits  der engen Altstadt und somit vom Touristenrummel aßen wir "Pulpo á Feira" und "Chipirones" (frittierte Zwerg-Kalmare) mit Brot und  tranken dazu den hiesigen Apfelmost "Sidra" (Asturien ist Sidra-Gebiet). Gut gefüllt machten wir uns auf den Weg in "Die Kneipe", eine  echt deutsche Bierbar für Spanier, die von einem Deutschen aus Heilbronn geführt wird, der seit 10 Jahren in Spanien lebt. Wie war es  anders zu erwarten: Wir wurden gleich als Karlsruher identifiziert, da zuvor am Hafen gesichtet... es gibt eben wenige Karlsruher mit  VW-Bus in A Coruña. "Die Kneipe" führt mehr Biersorten, alle aus Deutschland eingeführt, als die meisten deutschen Kneipen. Am anderen Morgen besuchten wir mehrere Stunden das Casa de los Peces, das größte Meeresmuseum weltweit. Auf einer Fläche  von 36.000 m² sind über 300 verschiedenen Arten von Meerestieren zu sehen. Der größte Teil von ihnen stammt aus dem Atlantik und  wurde von galicischen Fischern gefangen. Es gibt hier ein "Streichelaquarium", in dem die Besucher Rochen, Seesterne und anderes  Meeresgetier anfassen dürfen. Sogar meine über alles geliebten Seepferdchen werden hier gehalten! Sehr interessant war "Nautilus",  das Aquarium "Finisterrae", mit dem größten Becken der Welt. Es liegt unterhalb des Meeresspiegels und bietet die Gelegenheit,  Rochen und kleine Haie fast hautnah zu erleben. Außerdem bietet das Museum die Möglichkeit viel über die Meeresbewohner zu  erfahren, aus wissenschaftlicher und zoologischer Sicht. In Camelle, wo wir einen Tag später hinkamen, besuchten wir das Museo Alemán. Ein Deutscher, der seit 39 Jahren als Einsiedler  direkt an der Mole lebt, schafft aus den Materialien, die das Meer so zur Verfügung stellt, verschiedene  Kunstwerke. Der Mann lebt in einer Hütte von vielleicht 10 m² fast ohne Fenster und ist nur mit einem  Lendenschurz bekleidet. Jeder Besucher zeichnet seine Eintrittskarte selbst. Wir bekamen bunte Wachsstifte  und einen Block Papier in die Hand und sollten darauf unsere Eindrücke zum Museum festhalten. Bertram  zeichnete u. a. ein Delfinskelett, von denen einige im Freiluftmuseum zu finden sind; dem Einsiedler, der nur  noch schwer die deutsche Sprache beherrscht, gefiel die Zeichnung sehr. Von den Bildern, die er alle in  seinem Museum aufbewahrt, sind mittlerweile über 3.000 zusammen gekommen. Am Cabo Vilán steht – wie an den meisten Kaps – ein Leuchtturm, von dem aus sich ein spektakulärer Blick  über die zerklüftete Küste bietet, die ihrem Namen Todesküste alle Ehre macht. An der Punta de la Barca ließ der Wind die Wellen  schön aufpeitschen. Die Gischt spritzte teilweise 5 m hoch. Wir waren aber auf dem weiten Granit-Felsplateau gut geschützt. In der  Nähe des Leuchtturmes steht die ursprünglich romanische Wallfahrtskirche Nuestra Señora de la Barca. Der Legende nach landete an dieser Stelle einst die Muttergottes mit dem Schiff, um den Hl. Jakob bei der Christianisierung Spaniens zu unterstützen. Auf den  Granitfelsen leben sogar Perleidechsen, die sich hier sonnten und bei der geringsten Störung in irgendeiner Felsspalte verschwanden; es war schon ein arges Geduldsspiel, sie im Bild festzuhalten. Das Cabo Touriñán erreichten wir fernab der Hauptstraße über  reizvolle Nebenstraßen, die durch einsame, windgepeischte Landschaften führten. Es ist der tatsächlich westlichste Punkt Spaniens.  Am Cabo Fisterra herrschte Massentourismus – ähnlich muss es wohl am Nordkapp zugehen. Der Name ist vom lateinischen finis  terrae (Ende der Welt) abgeleitet. Kein Wunder, denn es gilt allgemein als westlichster Punkt Spaniens und es sieht auch wie das  Ende der Welt aus.  Die Reise führte uns nun ins Gebiet der Rías Baixas, wo die Küste nicht so rau anmutet wie die der Rías Altas und der Costa da  Morte. Die Orte Carnota und Lira streiten sich, wer von beiden den größten Hórreo Galiciens und der Welt besitzt. Der von Carnota  misst 34,81 x 1,89 x 2,06 m, der von Lira 38,42 x 1,60 x 2,00 m. Beide besitzen jeweils 44 Füße. Der Parque Natural de Corrubedo ist  ein beinahe 10 km² großes Dünen- und Lagunengebiet. Die meisten Dünen sind bewachsen und daher festgelegt. Besonders  sehenswert ist deshalb hier die einzige noch wirklich wandernde Wanderdüne Spaniens (1 km lang, 14 m hoch, 250 m breit). Vom  Parkplatz führt ein Bohlenweg, der nicht verlassen werden darf, durch das Gebiet und über die "Duna viva" (= lebende Düne) bis zum  Strand. Wir gingen bis zum Meer bei immer stärker werdenden Regen; auf dem Rückweg regnete es schon Bindfäden.  Am Abend erreichten wir die selbst ernannte Hauptstadt des Regens, Santiago de Compostela – natürlich im Regen. Mit Regenjacke  und Schirm bewaffnet, machten wir uns am darauf folgenden Morgen auf den Weg in die Stadt der Pilger. Trotz des Regens waren  Massen von Touristen unterwegs. Die frühromanische Catedral wurde ab 1075 an der Stelle errichtet, wo der Legende nach ein  Mönch das Grab des heiligen Jakob aufgespürt hatte. Im Laufe der folgenden sieben Jahrhunderte wuchs sie auf ihre heutigen  Ausmaße. Seine Blütezeit erlebte der Wallfahrtsort, als Papst Kalixt II. Santiago Ablassprivilegien verlieh und damit wie Jerusalem und  Rom in den Rang der "Heiligen Stadt" erhob: Fällt der Namenstag des Apostels Jakobus, der 25. Juli, auf einen Sonntag, feiert die  Stadt seither das "Heilige Jahr". Dann dürfen Pilger mit einem speziellen "Jubiläumsablass" rechnen. In einem Heiligen Jahr, das letzte war 1999, wird am 31. Dezember des Vorjahres die Puerta Santa (die Heilige Pforte) geöffnet und am 31. Dezember des Heiligen  Jahres wieder geschlossen – bis zum nächsten Mal. Hinter der Barocken Fassade verbirgt sich ein  unversehrtes romanisches Gotteshaus: dreischiffig, das Langschiff 97 m lang, das Querschiff 65 m, das  Hauptschiff ist 24 m hoch, 8,5 m breit und die Kuppelhöhe beträgt 32 m. Hinter einem kunstvollen  Bronzegitter in der Capilla Mayor steht der barocke, churriguereske Hochaltar aus dem 17. Jh. mit der  Skulptur des sitzenden Jakobus in der Mitte über dem Grab. Hinter dem Altar führt eine Treppe zum Apostel  mit dem mit Juwelen und Diamanten verzierten Silbermantel, und man kann noch heute, wie die Pilger im  Mittelalter, Sant Jago umarmen und küssen. (Das kostet 200 Pts.) Vor der Kathedrale begann es auf einmal  zu jubeln und zu triumphieren – es waren etwa 20 Pilger, die sich lautstark im strömenden Regen freuten,  den 'Camino de Santiago' nun endlich geschafft zu haben.  Nächstes größeres Ziel war die Provinzhauptstadt Pontevedra. Hier trafen wir auf eine gesperrte Innenstadt. Grund: Wir kamen  gerade noch zum letzten Tag der "Fiestas Peregrina". Die Straße, durch die wir gingen, war übersät mit Luftschlangen und Konfetti.  Und dann sahen wir das Ende des Umzuges. Wir beeilten uns, um an den vielen Menschen, die die Straße säumten, und an den  Umzugswagen vorbeizukommen, um von den Darbietungen auch noch etwas mitzubekommen. Irgendwann erreichten wir eine Lücke.  Auf einem Müllcontainer stand ein junger Mann mit Spitzbogenschuhen, der die Vorbeiziehenden filmte. Bertram half mir, auf die  daneben stehende Mülltonne zu gelangen. Ich saß dort oben und hatte einen guten Aussichtspunkt für die Videokamera. Es war schon  begeisternd, wie die Menschen den auf den Wagen Fahrenden zujubelten und diese mit Konfettibomben die Wartenden bewarfen. Als  der Zug an uns vorbei gefahren war und die Spaliere sich auflösten, gingen wir den Menschen einfach hinterher. Kinder bewarfen ihre  Eltern mit Konfetti, die Eltern ihre Kinder ebenfalls, eben Fiesta-Stimmung. Ziel der Menschen war ein Rummelplatz, wegen dem die  Innenstadt gesperrt war: Riesenrad, viele Karussells für Jung und Alt, ein Büchermarkt, auf dem wohl alle Buchgeschäfte der Region  vertreten waren, und natürlich Fressbuden.  Am nächsten Morgen schlief die Stadt noch halb, während wir unseren Stadtrundgang absolvierten. Nur die Kehrmaschinen  verrichteten ihre Arbeit, um die Spuren der Nacht zu beseitigen. Einer der schönsten Plätze Spaniens ist die Plaza de la Leña, seit  über 200 Jahren (fast) völlig unverändert geblieben. In der Mitte steht ein barocker cruceiro, ein Steinkreuz, umgeben von historischen  Granithäusern des 18. Jh. Mit Aussichtspunkten auf Bergen hatten wir Pech. Wie am Coto Redondo. Auf über 500 m Höhe bietet dieser Aussichtspunkt  normalerweise einen herrlichen Blick über die Rías von Pontevedra und Vigo. Wir erlebten einen Panoramablick im Nebel bei 10 m  Sichtweite...  In Hío, einem unscheinbaren Dörfchen, steht der schönste Cruceiro (Steinkreuz) Galiciens. Er wurde im 19. Jh. in filigraner Manier aus  einem einzigen Granitblock geschlagen und stellt die Kreuzabnahme Christi, die Jungfrau María sowie Seelen im Fegefeuer dar. Vom Cabo de Home - nicht so schön wie die anderen Kaps - hatten von hier aus einen guten Blick auf den gegenüberliegenden  Parque Natural Islas Cíes. Die kleinste der drei Inseln ist Vogelreservat und deshalb gesperrt, die beiden anderen miteinander durch  eine Sandbank verbundenen Inseln können zwar betreten werden, sind aber nur mit einer Fähre erreichbar, die Besucherzahl pro Tag  auf 2.200 beschränkt.  In Vigo hatten wir vom Castillo San Sebastián und vom Castillo del Castro eine gute Sicht auf Stadt und Hafen. Beide Festungen  wurden in der Vergangenheit häufig zerstört und stammen in ihrer heutigen Anlage aus dem 17. Jh. Das alte Fischerviertel Barrio del  Berbés bewahrt noch seinen Charme der engen Pflastergassen und Steinhäuser. Wir wollten noch einmal solch guten Kraken und  Kalmar essen wie in A Coruña, aber die Restaurants am Meer waren überteuert. In einer ruhigen steilen Gasse fanden wir eine Bar,  die Raciónes anbot. Wir waren um 15 Uhr die einzigen Gäste und denken, der Wirt hat sich sehr gefreut, dass sich auch mal ein  Tourist zu ihm verirrte. Der Sidra, den wir hier tranken, war 'natural' und hatte 5,5 % Alkohol. Nach einer halbstündigen Siesta im Auto  brachen wir wieder auf.  Die Küstenstrecke in Richtung Südspitze Galiciens war schrecklich, weil einfach zu viel Verkehr durch Strandurlauber herrschte und  man nirgendwo auf eine Nebenstrecke ausweichen konnte. So ließen wir wieder einige Orte aus und fuhren bis A Garda durch. Wir  blieben hier am Meer zur Nacht stehen. Die Felsen boten eine gute Möglichkeit, die Füße ins Meerwasser zu strecken; zum Baden  waren Wasser und Luft zu kalt (nur 23 °C, ein kalter Westwind nach dem Tief).  Wir dachten, morgens wäre auf dem Monte Santa Tegra noch nicht so viel los, aber als wir gegen 10 Uhr dort eintrafen, war er von  Touristen bereits überfüllt. Von dem fast 350 m hohen Berg hatten wir eine herrliche Fernsicht über den Fluss Minho bis nach Portugal,  nach A Guarda und über den Atlantik – nur bis Amerika reichte es nicht... Etwas unterhalb der Bergspitze liegt eine ausgegrabene  Keltensiedlung am Verteidigungsberg entlang. Ab dem 6. Jh. v. Chr. nutzten die Kelten die isolierte und geschützte Lage des Berges  zur Anlage eines Dorfes. Die über 1.000 Rundhütten sind teils restauriert, teils nur im Grundriss erhalten oder überhaupt noch nicht  freigelegt. Wir vermuten, dass das Dorf erst beim Bau der Straße auf den Monte Tegra entdeckt worden ist.  Nun hieß es für uns "Atlantik adé", denn wir setzten unsere Reise durch das galicische Binnenland fort. Wir  besuchten u. a. Tui, einen uralten Ort, schon von Iberern und Römern besiedelt, Residenz der Westgoten,  und im Mittelalter heftig umkämpfte Grenzfestung zwischen Kastilien und Portugal. Der Parque Natural del  Monte Alhoya in der Nähe war das erste Gebiet Galiciens, das als Naturpark ausgewiesen wurde. "Wer mit Werle-Tours reist, kann etwas erleben." Unter dem Motto stand auch der nächste Tag:  Wir waren auf kleinen schmalen Straßen im Gebirge unterwegs, als Bertram in der spanischen Straßenkarte  eine Straße entdeckte, die quer über die Bergketten Serra do Fial das Corzas und Serra de Queixa führen  sollte. In Camba, einem Dorf, dessen Straßen für unseren Bus fast schon zu schmal waren, fragten wir einen alten Mann, der uns den  Weg wies und sagte, es sei sehr weit und der Weg schlecht. Der Weg war ein Feldweg und eigentlich gut zu fahren. Auf 1.300 m Höhe  fiel uns ein, dass wir vergessen hatten zu tanken, und füllten den Reservekanister nach. Der Wind blies kräftig, das Thermometer  stand auf 13 °C, die Wolken zogen rasend schnell vorbei und der Nebel wurde immer dichter. Zum Schluss hatten wir nur noch 10 m  Sichtweite oder gar weniger. In 1.500 m Höhe gibt es einen Naturpark Parque Natural do Invernadeiro. Die Hinweisschilder konnten  wir nur erahnen. Ab hier wurde der Weg immer schlechter, er wirkte eher wie ein besseres Bachbett als ein Feldweg. Laut  Straßenkarte dürften wir die Gebiete höher als 1.500 m nur streifen, aber unser Höhenmesser stieg weiter und weiter. Erst auf 1.600  m, dann sogar auf 1.700 m. Und es ging nie bergab. Einmal war der Weg so schlecht, dass ich schwere Schieferbrocken beiseite  schieben musste, damit unser Bus nicht aufsetzte. Langsam wurde es uns unheimlich. Immer weiter stieg der Weg an. Wenn wir  wenigstens etwas gesehen hätten! Dann wüssten wir ungefähr, wo wir sind. Nun kurvten wir schon über eine Stunde hier oben rum  und kamen einfach nicht runter. Eine Geschwindigkeit größer als 10 km/h ließ die Beschaffenheit der Piste nicht zu. Irgendwann  endlich ein Wegweiser: "Cabeza Grande 0,9 kms". Nun wussten wir, dass wir uns ein wenig verfahren hatten! Die Cabeza Grande de Manzaneda [1.778 m NN] ist der höchste Berg Galiciens. Wir sind offensichtlich immer auf dem Kamm der  beiden Sierras entlang gefahren (ca. 20-30 km, wo normalerweise nur ein Jeep vorwärts kommt) und hatten wahrscheinlich schon im  Ort Camba den falschen Weg erwischt. Das Auto war total verdreckt, das Wetter scheußlich, die Temperatur nur 7 °C. Von hier an ging  es nun endlich wieder bergab, nur bergab. Ab 1.600 m Höhe hatten wir dann auch wieder Sicht!!!  In der Nähe des Ortes Esgos steht mitten im Wald die Felskirche San Pedro de Rocas, die angeblich auf einem alten Druidenplatz  errichtet wurde. Laut Hinweistafel stammt sie aus dem 5. Jh. Im Inneren sieht man noch Reste romanischer Wandmalereien und einen Taufstein aus dem 10. Jh. Der Glockenturm steht etwas abseits, die Treppe hinauf verläuft quer über den Weg.  Von hier war es nicht weit bis zum Mosteiro San Estevo de Ribas de Sil, dem bedeutendsten Kloster der Ribeira Sacra. Eine enge  Straße führte hinab in das Tal des Río Sil, wo San Estevo bereits 909 als Priesterschule gegründet wurde. Das Kloster war wegen  Renovierung geschlossen. In strömendem Regen unterm Schirm schossen wir wenigstens die obligatorischen Fotos. Nun bot es sich an, die Weiterfahrt nach Ourense durch den Cañon del Sil zu machen. Doch die Beschilderung hier in Galicien ist dermaßen schlecht,  dass wir den Abzweig nicht gefunden haben und – wieder im Nebel und Mistwetter – in die Gegenrichtung fuhren. Einmal rissen die  Wolken auf und wir hatten einen super Blick hinunter in die mehrere hundert Meter tiefe gigantische Schlucht der Gargantas del Sil,  die der Fluss in Jahrmillionen gegraben hatte. Auch bei unserer Ankunft in Ourense/Orense goss es in Strömen. Doch am nächsten Tag zum Stadtrundgang war es wieder warm.  Die den Río Miño überspannende Römerbrücke Puente Romano, die romanische Catedral San Martín, die Praza Maior sowie die  Thermalquellen As Burgas standen hier auf unserem Besuchsprogramm. Die auch als 'fuentes calientes' bekannten heißen  Schwefelquellen wurden schon von den Römern geschätzt und erreichen bis zu 70 °C. Die Quellen sehen wie schlichte Brunnen aus,  sind aber offensichtlich bei der Bevölkerung sehr beliebt. Scharen von Menschen wollten etwas von dem heißen Wasser ergattern, um  sich ein wenig damit zu waschen oder einen Schluck zu trinken.  Wir besuchten das 30 km von Ourense entfernt liegende, 1137 gegründete Monasterio Sta. María La Real de Oseira, das auf Grund  seiner Ausdehnung gar als "El Escorial Galiciens" bezeichnet wird, sowie das im 10. Jh. gegründete Mosteiro de Sobrado des  Monxes. Beide Klöster konnten wir wegen der Siestazeit nur von außen besichtigen. Der kleine Ort Santa Eulalia de Bóveda mit  seinen niedrigen, grauen, Schiefer gedeckten Granithäusern beherbergt ein ehemaliges Wasserheiligtum, das um 1920 in einer Art  Krypta der Pfarrkirche entdeckt wurde. Die Wände des kleinen Raums, in dem eine Quelle entspringt, sind mit verschiedenen Motiven  wie Blattwerk, Vögeln und Girlanden bemalt, von denen nicht geklärt ist, ob sie bereits christlicher Natur sind.  In Lugo besichtigten wir zuerst die Catedral Santa María. Die lange Bauzeit, die vom 12. bis ins 18. Jh.  währte, bescherte der ursprünglich als Konkurrentin zur Kathedrale von Santiago geplanten Kirche ein  Gemisch verschiedener Stile, von der Romanik bis zum Barock. Das Innere ist überwiegend in Barock  gehalten. Auf der Praza Maior mit ihrer schönen Parkanlage kehrten wir in einem Café zum Frühstück ein.  Anschließend bestiegen wir Las Murallas und machten einen Stadtrundgang im wahrsten Sinne des Wortes. Hier oben trafen wir Touristen, aber auch Jogger, Walker und Spaziergänger. Der Spaziergang auf der  Stadtmauer gehört für die Einheimischen zum festen Ritual. Die an der Basis fast fünf Meter dicken und  zwischen 8 und 12 Meter hohen Mauern widerstanden den Angriffen der Mauren und normannischen Piraten.  Erst den Truppen Napoleons gelang es, diesen Wall zu stürmen. Der Mauerring ist mit weit über 100 massiven, halbrunden Türmen bewehrt und umrundet die gesamte Altstadt auf einer Länge von über 2 km. Sarría ist eine alte Pilgerstadt. Wir begegneten mehreren Pilgern und nahmen auch die kleinen Hinweise auf den Jakobsweg wahr:  Jakobsmuscheln zum Verkauf in einem Laden, Pilgerstöcke, die Abfallbehälter in Form von Jakobsmuscheln sowie die hübschen  Schilder "Betten für Pilger", die Verkehrsschilder "Achtung Jakobspilger!" am Straßenrand oder die Stele mit der Muschel, die den  Pilgern den Weg nach Santiago zeigt.  An der Rückseite des zum Nationalmonument erklärten Benediktinerkloster San Julián in Samos befindet sich eine Pilgerherberge,  spartanisch mit Pritschen eingerichtet, dazu Sanitäranlagen; was braucht der Pilger mehr, wenn er doch alles im Rucksack dabei  hat?? In einer Nacht konnten wir auch einen der in Galicien gefürchteten Waldbrände beobachten, offensichtlich – wie so oft – durch  Brandstiftung hervorgerufen. (Verdächtig oft lodert es vor allem in Küstennähe, eben dort, wo Bauland rar und teuer ist. Gefasst  werden die Schuldigen, die ihr zerstörerisches Werk meist nachts und mittels Benzinkanister und langer Zündschnur verrichten, nur  selten.) Die Weiterfahrt durch die Cordillera Cantábrica bescherte uns Straßen, die begradigt und ausgebaut wurden, wo die "Landschaftlich  schöne Strecke" durch gesprengte Felsen und furchtbare Eingriffe in die Natur verschandelt wird.  Asturias  Und dann passierte es: Der Anlasser war kaputt. Ein Glück, dass wir gerade bergab standen. So kamen wir wenigstens hier weg. Aber  finde mal eine VW-Werkstatt in dieser Gegend. Die einzige hatte wegen Ferien geschlossen. Also verzichteten wir bei den nächsten  Stopps auf ein Abschalten des Motors – nur zur Vorsicht. Nun fuhren wir auf schnellstem Wege nach Oviedo, um eine VW-Werkstatt  zu suchen. Wie fast erwartet, war sie aber bereits geschlossen, doch ein Mechaniker noch vor Ort, der sich netterweise den Anlasser  anschaute. Er sagte später, das Teil müsse ausgewechselt werden, aber nicht vor Montag (es war Freitagabend kurz vor 18 Uhr). Also  ließen wir den Bus anschieben und fuhren auf der Autobahn nach Avilés, damit es bis zum Flughafen nicht mehr so weit sei. Auch  wenn wir sonst immer auf der Suche nach einem waagerechten Parkplatz waren - einen abschüssigen zu finden war noch schwieriger! Etwas ungewohnt, das Schlafen in Schräglage, aber es ging besser als gedacht. Ich wurde am nächsten Morgen erst munter, nachdem ich den Motor hörte. Welch Freude: der Anlasser funktionierte wieder!  Schnellstens räumten wir das Bett zusammen, zogen uns etwas über und fuhren auf der Autobahn nach Oviedo, um noch einen der  raren Parkplätze zu ergattern, was uns auch gelang. Wie froh waren wir, dass wir auch den letzten Punkt unserer Reise abarbeiten  konnten!!! Wir besichtigten ein paar schöne Plätze und die Kathedrale Basilica San Salvador. Besonders sehenswert ist die Cámara  Santa, die Heilige Kammer, wo neben den Kronjuwelen der asturischen Könige auch ein äußerst wertvoller Reliquienschatz und zwei  wertvolle Kreuze aus dem 9. und 10. Jh. aufbewahrt werden. In einem Café probierten wir zur Mittagszeit das asturische  Nationalgericht "Fabada Asturiana" (ein leckerer Bohneneintopf). Nach der Stärkung spazierten wir 2 km aus dem Stadtzentrum raus  bis zur größten präromanischen Kirche Asturiens San Julián de los Prados (25 x 30 m). Ihre Hauptattraktion sind die bedeutenden  Wandmalereien, die in schwarzen, gelben und purpurnen Farbtönen die Innenwände bedecken und architektonische, florale und  christliche Motive zeigen, darunter mehrfach das Edelstein geschmückte Kreuz. 1998 wurde die Kirche von der UNESCO zum  Weltkulturerbe erklärt.  Am Abend gingen wir noch ein letztes Mal gemeinsam Sidra trinken. In Oviedo gibt es mindestens 25 Sidrerías. Etwas außerhalb der  Altstadt fanden wir eine ganz tolle, die sehr hübsch im Stil eines Asturischen Bauernhauses eingerichtet war - ein Teil Bar, ein Teil  Restaurant. Die Sidra wird vom Wirt persönlich ein- und nachgeschenkt – natürlich mit dem berühmten Sidra-Einschenkritual: die  Flasche hoch über dem Kopf, das Glas möglichst weit unten, die Augen folgen der Flasche und dann dem Sidra-Strahl - und dann  heißt es nur noch: Treffen! Dass da schon mal was daneben geht, ist selbstverständlich; daher stehen auf dem Fußboden mehrere  große Holzschüsseln. In die wird auch vor dem Nachschenken die Neige im Glas geschüttet. Gegen 22 Uhr fuhren wir dann noch nach Salinas, wo unsere Reise anfing und auch wieder endete, denn der Ort liegt kurz vorm  Flughafen. Mein Rückflug gestaltete sich wie der Hinflug zu einem Erlebnis.  Es begann damit, dass die Maschine viel zu spät in Asturias landete. Bevor sie wieder aufgetankt und alle Passagiere eingestiegen  waren, hatten wir schon über eine halbe Stunde Verspätung. Die etwas ältere Stewardessen-Crew bediente während des Fluges nur  die Business-Class mit Getränken; während des Hinfluges bekam auch die Economy-Class Getränke angeboten. In Madrid wurden wir auf eine Außenposition gerollt (Flugzeug defekt), dann mussten wir lange 2-5 Minuten auf die nicht bereitstehenden Busse warten.  Dazu kam, dass neben und vor mir Spanier saßen, die einfach nicht aus dem Knick kamen und ich wieder warten musste. Somit war  der erste Bus weg. Der zweite Bus kam etwa 15.50 Uhr am Ausgangsterminal an (mein Weiterflug ging 16.05 Uhr!!!). Ich musste nun  durch das ganze Terminal wetzen und mich auch noch einmal kontrollieren lassen; für drei Flugsteige nur eine (!) geöffnete Kontrolle!!!  Also vordrängeln; dann fragen wo der Flug nach Frankfurt abgeht: E-74 und ich war bei D-2x. Also weiter wetzen. Dann endlich der  Flugsteig in Sicht und ein paar Leute davor, also langsamer. Was ich nicht wusste: die Maschine wollte eben diese Leute nicht  mitnehmen; ihr Gepäck müsse noch einmal kontrolliert werden, obwohl es bereits in Asturias, Santiago oder Porto kontrolliert worden  ist. So sehen also die verschärften Sicherheitsvorkehrungen wegen der ETA-Anschläge aus. Nach einer halben Stunde durfte  wenigstens ich das Flugzeug betreten, weil ich kein Gepäck dabei hatte. Nur meinen gebuchten Platz hatte man bereits anderweitig  vergeben und mir mein Recht darauf verwehrt. Ich habe dann irgendwo in der Mitte gesessen und die meiste Zeit geschlafen; das  Essen an Bord war als Fast-Food-Fraß ungenießbar. Eine Durchsage wegen der Streckenführung gab es auch nicht. Als ich in  Frankfurt ankam, musste ich erst mit der Sky-Line ins Terminal 1 fahren und dann noch mal 10 Minuten bis zum Bahnsteig rennen, um  dann zu erfahren, dass der Zug nach Karlsruhe erst 5, dann 10, 15, und zuletzt 20 min Verspätung habe. Irgendwie hat es mir gelangt  und ich war froh, als ich endlich zu Hause war.  Es war alles in allem ein schöner Urlaub; nun fehlen uns nur noch die Mittelmeerküste und Andalusien/Extremadura, dann haben wir  alle Regionen Spaniens besucht. Copyright © 2000 Regine Werle. Alle Rechte vorbehalten